Das neue Energieeffizienzlabel

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Ferngesteuerte Bildqualität

Die EU macht Ernst und Flachbildfernseher werden alsbald in Energieeffizienzklassen eingestuft. Wir zeigen Ihnen, warum Displays künftig flaue Bilder produzieren könnten und die Testkriterien nicht für alle Bildtechnologien alltagstauglich sind.

Diese Klassen erreichen aktuelle Flachbildfernseher

Das neue Energieeffizienzlabel für Flachbildfernseher ist prägnant und aussagekräftig. So erfahren Sie auf einen Blick, in welcher Klasse das Gerät rangiert und wie sich der Jahresleistungsbedarf preislich einpendelt.  Seit Ende des Jahres 2010 dürfen Hersteller Ihre Geräte mit dem Label schmücken, eine Anpassung im Bereich der Kennzeichnung der Klassifizierung hat den Start mehrmals verzögert. Im vierten Quartal 2011 wird das Label dann verpflichtend. Da es in den Grundzügen der Kennzeichnung der weißen Ware entspricht, fällt die Umstellung dem Verbraucher dementsprechend leicht. Doch wie setzen sich die Werte zusammen? Wir erläutern die Messmethoden der EU und stufen anhand der offiziellen Kriterien aktuelle Flachbildfernseher ein.

Stand-by-Kampf

Das Bewusstsein, verantwortungsvoll mit Energie umzugehen, formte sich erst nach und nach. Der medial allgegenwärtige Klimawandel beschleunigte den Prozess jedoch zunehmend. Vor 10–20 Jahren hat es niemanden interessiert, wie hoch der Leistungsbedarf eines Röhrenfernsehers im Stand-by-Modus ist. Erst 2001 rückte dieser Aspekt vermehrt in den Fokus und die International Electrotechnical Commission (IEC) machte in Form eines Reports Nägel mit Köpfen. 2005 wurde dann der internationale Standard publiziert und seit Anfang 2010 dürfen Flachbildfernseher im Stand-by-Modus maximal 1 Watt (W) einfordern. 2013 halbiert sich die Vorgabe nochmals – bereits heute begnügen sich aber nahezu alle Geräte mit lediglich 0,1 W. Der Stand-by-Wert spielt beim Energieeffizienzlabel aber keine Rolle. Hier zählt allein der Leistungsbedarf im Betrieb, der sich, ausgehend von der sichtbaren Bildfläche, mithilfe einer Formel errechnen lässt.

Messverfahren

Für die Messung im Betrieb hat die IEC den sogenannten 62087-Standard ins Leben gerufen. Dieser besteht aus genormten Testbedingungen und einer zehnminütigen Videosequenz. Das Material soll einen typischen Fernsehalltag widerspiegeln und setzt sich aus Dokumentationen, Studioaufnahmen, Sport und Zeichentrick zusammen. Die Szenen sind dabei wild zusammengeschnitten. Die Bilder erstrahlen ausschließlich vollflächig im 16 : 9-Format und sind fast durchweg von hellen Szenen geprägt. Schwerstarbeit für einen Plasmafernseher, dessen Leistungsbedarf sich nach dem Bildinhalt richtet: Je heller dieser ist, desto mehr Energie benötigen die Plasmazellen, um Licht freizusetzen.
 
Bei Kinofilmen im 21:9-Format begnügt sich die Gerätegattung mit weniger Leistung, da die schwarzen Balken im Bild den Strombedarf mindern. Dieses Szenario wird in der Testsequenz jedoch nicht berücksichtigt. Für den IEC-Standard ist es im Übrigen unerheblich, ob es sich um einen Plasma, LCD oder LED-LCD handelt. Für die Ermittlung der Werte gelten die Werkseinstellungen der Hersteller. Der Fernseher wird sozusagen ausgepackt und kann gleich gemessen werden. Eine Vorgabe gibt es jedoch: Das Gerät muss sich im sogenannten Heim-Modus befinden. Der Shop-Modus zieht dank einer gesteigerten Leuchtkraft die Blicke im Kaufhaus auf sich und ist für die Messung ungeeignet.
 
Im Heimmodus wirkt das Display wesentlich dunkler, wobei die Helligkeit mindestens 65 Prozent der Maximalleuchtkraft betragen muss. So soll verhindert werden, dass Hersteller alltagsuntaugliche Werte voreinstellen, mit denen das Bild viel zu dunkel erscheint. Des Weiteren muss ein vorhandener Lichtsensor, der die Leuchtkraft ja nach der Umgebungshelligkeit regelt, deaktiviert werden. Während der zehnminütigen Videosequenz wird dann der Durchschnittsbedarf gemessen. Dieser Wert wird abschließend durch einen Maximalwert geteilt, welcher sich anhand der EU-Formel errechnen lässt. Die Bildschirmfläche ist hier der maßgebende Faktor. Aus dem Verhältnis des gemessenen Durchschnittswertes und der Vorgabe ergibt sich der sogenannte Energy Efficiency Index (EEI). Bei einem Gerät mit einer Bildschirmdiagonale von 42 Zoll beträgt der zulässige Maximalwert 297,5 W, während sich der durchschnittliche Leistungsbedarf eines aktuellen Plasmafernsehers bei rund 171 W einpendelt.

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