DAB-Radio in Österreich, Teil 2
Reichlich Übertragungskapazitäten
Dabei verfügt Österreich über mehr als reichlich Übertragungskapazitäten für neue Radioprogramme. Allein im VHF-Band 3 sind sieben DAB-Bedeckungen koordiniert. Drei davon wurden ausschließlich für DAB vor-gesehen, vier weitere ergeben sich aus der Möglichkeit, ein koordiniertes DVB-T-Sendernetz für DAB zu nutzen. Auf diese Weise stünden bereits die Übertragungskapazitäten für mehr als 100 Programme bereit. Daneben gibt es auch noch zwei Bedeckungen im L-Band, die aber nicht so attraktiv sind.
Vorteile für alle
Eine Einführung von DAB Plus in Österreich hätte für alle Beteiligten zahlreiche Vorteile. Der Zuhörer könnte sich vor allem in den größtenteils alpinen Regionen über einen erstmals wirklich einwandfreien Radioempfang freuen. Dieser ist heute auf UKW längst nicht überall gang und gäbe. Gleichzeitig würde eine größeres Spektrum geboten werden können. Allein rund 15 Programme über einen einzigen Multiplex wären ein Vielfaches dessen, was manche Österreicher heute überhaupt empfangen können. Mit Privatsendern sieht es in Seitentälern nämlich oft mehr als schlecht aus. Anbieter würden von der erstmals für alle gleich guten Empfangbarkeit ihrer Programme profitieren. Wegen ausreichender Übertragungskapazitäten könnten zudem neue Kanäle auf Sendung gehen, was auf UKW weitgehend undenkbar ist. Zuletzt sind die Übertragungskosten via DAB deutlich geringer als über UKW, wodurch die Sender auch Geld sparen könnten.
DAB heute
Schon heute ist DAB vielerorts in Österreich empfangbar und Fans der neuen besseren Technologie widmen sich DAB bereits seit Jahren. Die Signale kommen freilich nicht aus Österreich, sondern aus Bayern, Baden- Württemberg, der Schweiz und Italien. Vor allem bayerisches DAB ist in Österreich großflächig empfangbar. Spitzenreiter ist dabei die Region um Kufstein bis Ellmau in Nordtirol, wo neben dem landesweiten bayerischen Paket auf Kanal 12 D zusätzlich auch die lokalen DAB-Pakete aus München (11 C) und Ingolstadt (11 A) zu hören sind – und zwar so gut wie störungsfrei mobil im Auto. Der Kanal 12 D spielt sogar, wenn auch nicht durchgehend, bis Kitzbühel.
In Kufstein kann man zudem das IRT-Testensemble des IRT aus München auf Kanal 12 A und das im Aufbau befindliche Sendernetz des Bayerischen Rundfunks auf 11 D empfangen. Gut versorgt sind auch der Norden des Bundeslandes Salzburg und weite Teile Oberösterreichs, wo DAB-Mobilempfang bis vor die Tore von Wels und Sattledt beinahe ohne Aussetzer funktioniert. Seit der Leistungserhöhung am Wendelstein und Brotjacklriegel kann der Kanal 12 D auch vielerorts im Großraum Steyr und sogar im westlichen Niederösterreich mit dem DAB-Autoradio empfangen werden.
Vorarlberg ist ebenso DAB-begünstigt. Hier sind es vor allem die Signale aus der Schweiz, die hervorragenden Empfang im Rheintal und von Feldkirch bis Bludenz, also dort, wo die meisten Vorarlberger wohnen, gewährleisten. Im Rheintal gibt es zusätzlich Digitalradio aus Baden-Württemberg. Im Großraum Bregenz kommt noch das bayerische Paket auf 12 D hinzu. Sogar in Osttirol ist DAB-Empfang möglich. Diesmal kommen die Signale aus dem benachbarten Südtirol, wo auf den Kanälen 12 A und 12 D 17 Programme in DAB und DAB Plus ausgestrahlt werden. Stationärer Empfang ist in weitaus größerem Umfang möglich als mobiler. Als Faustregel für den Deutschland-Empfang gilt: Überall dort, wo man früher mit Dachantenne die ARD auf VHF zumindest verrauscht empfangen konnte, funktioniert heute auch DAB. Die alten Dachantennen können dafür nach einem kleinen Umbau sogar weiterverwendet werden.
DAB im Ausland
Österreich blickt in der Regel auf den großen Nachbarn Deutschland, an dem es sich auch orientiert. Dabei hat es DAB, egal ob mit oder ohne Plus, gerade in Deutschland extrem schwer. Eine Ausnahme stellt lediglich Bayern dar, das in dieser Hinsicht nicht zu Deutschland zu gehören scheint und zeigt, dass Digitalrundfunk sehr wohl funktionieren kann. Das ist übrigens auch in vielen anderen Ländern der Fall. So etwa in der Schweiz, wo keiner mehr an DAB zweifelt und wo neben öffentlich-rechtlichen auch schon Privatsender digital empfangbar sind.
Überaus erfolgreich ist DAB auch in Südtirol, wo bereits 15 Prozent der Bevölkerung Digitalradio empfangen. Weitere Beispiele sind Norwegen, wo sich DAB binnen kürzester Zeit etablieren konnte, und etwa Großbritannien, wo bereits an die zehn Millionen DABRadios in Betrieb sind. Diese und weitere Beispiele zeigen uns, dass DAB längst nicht so erfolglos ist, wie man es in Deutschland gerne darzustellen versucht. Letztlich wird nicht Deutschland entscheiden, welcher digitale Rundfunkstandard künftig in Europa tonangebend ist. Österreich tut deshalb gut daran, sich auch an anderen Märkten, beispielsweise der Schweiz, zu orientieren, wo vieles besser läuft.
(Thomas Riegler)