Clint Eastwood

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Clint Eastwood, Teil 4

Gesamtkunstwerk aus einer Hand

Go Ahead, Make My Day!

Mit zusammengepressten Zähnen spornt Harry sein Gegenüber zu einer unüberlegten Tat an – frei nach dem Motto: Nur noch ein Schritt, und ich blas dir den Schädel weg. Laut Drehbuch ist Callahan aufgrund seiner Polizei-Arbeit in San Francisco so unerbittlich geworden, wie ihn die Filme zeigen. Daher wollten die Produzenten des ersten „Dirty Harry“ Films vornehmlich einen älteren Schauspieler wie etwa Frank Sinatra oder John Wayne als Hauptdarsteller gewinnen. Erst im letzten Streifen „Das Todesspiel“ besaß Eastwood mit 57 Jahren das Alter, in dem die Rolle des verbitterten Zynikers so richtig zu ihm passte. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch das berühmte „Make My Day“-Zitat.
 
Andererseits half die konservative Ader des Schauspielers zweifellos bei der Einfindung in seinen Filmcharakter. Er selbst führt den Ursprung seiner republikanischen Gesinnung auf die gediegenen Verhältnisse zurück, in denen er aufgewachsen ist. Das und seine Jugend in den Kriegsjahren ließen ihn eher zum Konservatismus tendieren, sowie u. a. Nixon und Reagan wählen. Nach seinem letzten Auftritt in „Das Todesspiel“ schloss Eastwood mit der Figur des Harry Callahan ab und erklärte sich zu alt für den Part. Dennoch versuchten diverse Filmproduzenten immer wieder, ihn noch einmal in die Rolle zu drängen, erfolglos – Clint ging nun andere Wege.

Clint und der Affe

In seiner langen Filmkarriere spielte Eastwood oftmals an der Seite weiterer aufstrebender Stars. So lassen sich beispielsweise im letzten „Dirty Harry“ Film Liam Neeson als Horror-Regisseur sowie Jim Carrey als verkappter Rockstar entdecken. Mit seinem Kumpel Burt Reynolds ist er in der Gaunerkomödie „City Heat“ (1984) zu sehen und mit Jeff Bridges raubt er in „Die letzten beißen die Hunde“ (1974) eine Bank aus. Das kurioseste Teamgespann ging er jedoch im Jahre 1978 ein.
 
Um sein Image etwas auszuweiten, spielte Eastwood in der familienfreundlichen Komödie „Der Mann aus San Fernando“ einen Trucker mit Affinität zu Kneipenschlägereien und Country-Musik. Sein treuer Begleiter: Der „durchgeknallte“ Orang Utan Clyde. Und auch wenn dieser Streifen vermutlich das dunkelste Kapitel in Eastwoods Filmschaffen darstellt, begeisterte er damals doch unzählige Kinogänger. Zu seinen Fans gesellten sich dadurch zusätzlich noch Jugendliche ab 15 Jahren, die seine vorherigen Werke aufgrund der expliziten Gewalt noch nicht sehen durften. Unabhängig von den eher schlechten Kritikerstimmen verzeichnete der Film solch große Erfolge, dass er unter dem Namen „Mit Vollgas nach San Fernando“ (1980) quasi noch einmal gedreht und als Fortsetzung neu herausgebracht wurde.
 

In den Folgejahren verließ der inzwischen als Western-, Action- und Comedy-Star gefeierte Schauspieler den Mainstream-Bereich und widmete sich vorrangig anspruchsvolleren Produktionen, die nicht zwingend den Massengeschmack treffen sollten. Seine Spielart  wurde ruhiger, charakterbezogener und seine Regiearbeit fokussierte zunehmend kritische Dramen. Drehbücher, in denen die Menschlichkeit im Vordergrund stand, taten es ihm besonders an, sei es beispielsweise die Vater-Sohn-Beziehung in „Honkytonk Man“ (1982) oder die Obsession eines Regisseurs, der in Afrika lieber einem Elefanten hinterher jagt, anstatt an sein eigentliches Filmprojekt zu denken („Weißer Jäger, schwarzes Herz“, 1990).
 

Schaut man sich die Vita von Clint Eastwood an, dann merkt man schnell, dass er im Laufe seiner Karriere immer mehr zum Produktionsteam in Personalunion geworden ist. Speziell in den letzten beiden Dekaden seines Schaffens zeichnete er oftmals für die Regie, die Produktion, ja sogar die Filmmusik verantwortlich und übernahm regelmäßig auch die Hauptrolle. Näher als Eastwood ist der Idealvorstellung vom Gesamtkunstwerk aus einer Hand im Medium Film wohl selten jemand gekommen. Wer hätte gedacht, dass die Western- und Action-Ikone von damals so spät in seiner Karriere noch zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Personen im gesamten Filmgeschäft aufsteigen würde, sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg? Eastwood erfindet sich im Alter geradezu neu, wird ein anderer, vor und hinter der Kamera. Er kommentiert seine bisherigen Filme in seiner Arbeit und seinen Aussagen, mal augenzwinkernd und ironisch, mal mit deutlichen Worten und eindeutigen Gegen-Entwürfen zu den Rollen, die ihn einst berühmt gemacht haben.   

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