Clint Eastwood

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Clint Eastwood, Teil 2

Leone und eine Handvoll Dollar

Den Grundstein zu seinem Erfolg legte Eastwood in den 1950ern. Aus heutiger Sicht vielleicht etwas schwer vorstellbar, tat er dies als gutaussehender Wild-West-Held. Und ja, auch Clint Eastwood war einmal jung, selbst wenn sein verbittertes Faltengesicht heute zu seinen auffälligsten Markenzeichen zählt. Dementsprechend nutzte er seinen angeborenen Charme um möglichst cool in der Gegend herumzustehen, und wenn erforderlich, seine Knarre für ihn sprechen zu lassen. Zu seiner Rolle als schweigsamer Streiter in den berühmten Italo-Western von Sergio Leone kam der damals 29-Jährige durch die erfolgreiche TV-Serie „Tausend Meilen Staub“ (engl. „Rawhide“ 1959-1965). In insgesamt 217 Folgen und einem Kinostreifen bekleidete Eastwood dort die Nebenrolle des hitzköpfigen Viehtreibers, Rowdy Yates. So wurde Leone auf ihn aufmerksam, nachdem unter anderem schon Charles Bronson und Eastwoods damaliger Serienkollege Eric Flemming die Hauptrolle für die Kinoproduktion abgelehnt hatten.
 
Bis zu dem Zeitpunkt als „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) in die Kinos kam, interessierte sich kaum ein Zuschauer für die sogenannten Spaghetti-Western. Erst Eastwood traf mit seinem lässigen Auftreten, den zynischen Kommentaren, dem gekürzten Zigarillo und der Hand am Revolver den Nerv der Zeit. Ein neuer Typ von Held war geboren, genau das, was zwischen etablierten Filmikonen wie Bond in „Goldfinger“ und Elvis Presley in „Viva Las Vegas“ noch fehlte. Anders als die Rollen seines Schauspielkollegen John Wayne verzichtet Clints wortkarger Part auf eine blütenreine Weste. Stattdessen spielt er als Mann ohne Namen (im Film wird er dennoch Joe genannt) die sich bekriegenden Stadt-Banden gegeneinander aus. Die Handlung an sich war damals allerdings keineswegs neu. Ähnlich wie sich „Die glorreichen Sieben“ (1960) an Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“ (1954) orientierte, pokerte auch Leones Film mit dem Unwissen westlicher Zuschauer über den asiatischen Filmkanon.
 
Die offensichtlichen Parallelen zu seinem Samurai-Drama „Yôjinbô“ (1961) entgingen dem japanischen Kultregisseur Kurosawa natürlich nicht und er verklagte die Produktionsfirma prompt mit der Folge, dass er einen horrenden Teil der Einnahmen für sich verbuchen durfte, mehr als er mit dem Original verdiente. Das Besondere an „Yôjinbô“: Am Ende gibt es ein Duell nach bester Wild-West-Manier, Revolver gegen… äh, Schwert. „Für eine Handvoll Dollar“ hatte also eine japanische Vorlage, spanische, italienische und deutsche Schauspieler, einen italienischen Regisseur  sowie einen US-amerikanischen Hauptdarsteller, der kein Wort von dem Verstand, was alle anderen um ihn herum sprachen. Umgekehrt beherrschte so gut wie niemand Englisch. Dementsprechend kam es auch nur dann zur Kommunikation, wenn kein anderer Weg dran vorbei führte. Aushilfsweise diente höchstens der italienische Stuntman Benito Stefanelli als Übersetzer.

Der Gute, der Böse und… der Wortkarge

Leone und Eastwood standen die meiste Zeit über schweigend nebeneinander, offensichtlich war das auch der Grund, weshalb sie sich so gut verstanden. Beide folgten dem Ziel, das herkömmliche Western-Genre zu renovieren und waren somit Brüder im Geiste. Außerdem ließ Leone seinem „Shooting-Star“ gewissen Spielraum, wobei dieser im Prinzip gar nicht so viel zu machen brauchte. Als herausragende Charakterdarstellung kann man Eastwoods Performance nämlich nicht gerade bezeichnen. Umso besser machte sich seine eiserne Mine in den Close-Ups, die Leone so liebte. Das war auch der Grund, weshalb sich die Beiden in späteren Jahren zerstritten. Leone war immer der Meinung, Eastwood könne nicht Schauspielern, und machte vor der Presse kein Geheimnis daraus. Kurz vor Leones Tod, 1989, legten sie ihren Zwist jedoch wieder bei.
 

Bis es überhaupt zu der Auseinandersetzung kam, produzierte das dynamische Duo allerdings noch die beiden nicht minder erfolgreichen Fortsetzungen „Für ein paar Dollar mehr“ (1965) und „Zwei glorreiche Halunken“ (1966), in denen Clint den ebenso wortkargen wie zynischen Helden spielt. Während Handlung und Darstellerrollen variierten, blieben gewisse Faktoren durchgängig bestehen. Markenzeichen wie der Glimmstängel oder der Poncho, der angeblich nie gereinigt, geschweige denn geflickt wurde (Einschusslöcher inbegriffen), lieferten den Fans ihren Wiedererkennungswert und die „Dollar“-Trilogie war geboren. „Zwei glorreiche Halunken“ gehört inzwischen zu den beliebtesten Western aller Zeiten, wobei sich Eastwood (der Gute) den Ruhm mit den anderen beiden Hauptdarstellern Lee Van Cleef (der Böse) und Eli Wallach (der Wiederliche) sowie natürlich auch dem Regisseur teilte.
 

Seither kehrte Clint in Filmen wie „Hängt ihn höher“ (1968), „Bronco Billy“ (1980) oder „Pale Rider – Der namenlose Reiter“ (1985) immer wieder zum Cowboyfilm zurück, um den Status als Western-Ikone nicht einschlafen zu lassen.

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