Neuerungen beim Sat-Empfang im Alpenland
Die beiden österreichischen ORF-Programme sowie die Privatsender ATV, Puls 4 und Austria 9 sind aus urheberrechtlichen Gründen verschlüsselt. Bislang leistete dafür die CI-Schnittstelle in den Receivern gute Dienste.
Wegen der umfangreichen Nutzungsmöglichkeiten von CI sahen Rechteanbieter ihre Inhalte nicht mehr ausreichend gut geschützt. Insbesondere seit der Einführung des hochauflösenden Fernsehens stieg die Angst vor unrechtmäßigen Vervielfältigungen. Der Standard soll dies ändern. CI Plus erlaubt den Sendeanstalten nun, zusätzlich Nutzungseinschränkungen mitzusenden. So kann beispielsweise das Aufzeichnen einzelner Sendungen gänzlich unterbunden werden, die Wiedergabemöglichkeit von TV-Mitschnitten lässt sich zeitlich begrenzen; zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift) kann ebenfalls eingeschränkt oder gänzlich unterbunden werden.
CI Plus ab Dezember 2010
In Österreich wird CI Plus am 1. Dezember 2010 vom ORF eingeführt – gezwungenermaßen, wie man hört, denn mit dem Stichtag laufen neue Verträge mit Rechteinhabern an, die einen erhöhten Schutz von Inhalten, insbesondere via HDTV, fordern. Wie so oft wird aber die Suppe nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Der ORF ist zwar gezwungen, CI Plus einzuführen, hat aber nicht vor, die damit verbundenen neuen Möglichkeiten voll auszunutzen. „Es wird sich kaum etwas ändern“, so Dipl.-Ing. Norbert Grill, technischer Geschäftsführer der ORS. Nutzungseinschränkungen werde es nur gelegentlich geben, etwa bei der Ausstrahlung von Kassenschlagern wie „Avatar“; in solchen Fällen werde man nicht um einen erhöhten Signalschutz herumkommen.
Was bedeutet CI Plus für Kunden?
Für Bestandskunden bleibt zunächst alles beim Alten. Es wird einen langen Simulcast von CI und CI Plus geben. Beim Wechsel des Verschlüsselungssystems von Betacrypt zu Cryptoworks hat dieser fünf Jahre gedauert. Des Weiteren gilt zu berücksichtigen, dass gewöhnliche CI-Module noch zwei Jahre lang verkauft werden dürfen, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass es CI noch länger geben wird. Damit hat der österreichische TV-Zuschauer noch Zeit, um frei darüber zu entscheiden, ob er sich den möglichen Einschränkungen von CI Plus aussetzt oder auf diese verzichtet.
HD Plus ab Sommer 2011
Die Einführung von CI Plus steht aber auch vor einem zweiten Hintergrund. Die Sender der HD-Plus-Familie drängen nach Österreich, wo HD Plus ab Sommer 2011 verfügbar gemacht werden soll. Die Plattform enthält die HD-Versionen der wichtigsten deutschen Privatsender, wie Sat 1, Pro Sieben, RTL oder Vox.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo HD Plus schon seit einem Jahr vermarktet wird, braucht man in Österreich für den Empfang keinen HD-Plus-Receiver und keine HD-Plus- Smartcard, denn die Inhalte werden einfach und bequem auf der ORF-Smartcard freigeschaltet werden.
Allerdings nur, wenn es sich dabei um eine neue, sogenannte ICE-Card handelt, die an der mit „C8“ beginnenden Kartennummer zu erkennen ist. Auf älteren Karten, deren Nummer mit „000“ beginnt, lässt sich hingegen nur das Mitte Oktober startende Austriasat-Pay-TV freischalten
(Thomas Riegler)