CI ist tot, lang lebe CI Plus, Teil 2
Neue Endgeräte
Trotz der Kritik wird CI Plus von der Industrie begrüßt, wenngleich die Augen nicht vor den Schwierigkeiten verschlossen werden. „CI Plus stellt derzeit sehr hohe Anforderungen an die Endgeräte; bislang bekannte Funktionalitäten besonders für PVRs werden teilweise erheblich eingeschränkt“, erklärt Rainer Hecker. Ohnehin werden neue Set- Top-Boxen notwendig, da CI Plus nicht zu CI 1.0 abwärtskompatibel ist. Dabei zielt der neue Standard aber weniger auf Boxen als vielmehr auf Module und Fernseher mit integriertem Receiver (IDTV).
„Die Konsumenten, die sich einen der attraktiven neuen Flachbildfernseher kaufen wollen, wünschen neben der Wiedergabefähigkeit für HDTV in zunehmendem Maße auch, dass die digitale Set-Top-Box gleich integriert ist“, erläutert Georg Lütteke, Leiter der Arbeitsgruppe Technik im ZVEI-Fachverband Consumer Electronics. „Den neuen Standard sehen einige Endkunden als nachteilige Einschränkung“, meint Frank Bolten, Geschäftsführer von Sharp Deutschland, „jedoch sind wir der Überzeugung, dass eine Öffnung auf unabhängige Receiverplattformen der richtige Weg ist, um Content-Missbrauch zu verhindern und Kunden die Sicherheit zu geben, auf einen verlässlichen und zukunftssicheren Standard zu setzen, der auf dem kompletten Markt kompatibel ist.“
Da CI Plus bislang aber lediglich in Form von Spezifikationen vorliegt, halten sich einige Unternehmen mit Aussagen zurück. Panasonic beispielsweise wollte sich auf DI-Anfrage nicht zur neuen CI-Version äußern, da derzeit keine konkreten Planungen vorliegen. Die Frage nach ersten CI-Plus-kompatiblen Serienprodukten wird ebenso vorsichtig behandelt. Hecker erwartet erste lauffähige Module für Ende 2008. „Voraussetzung für die Entwicklung von CI-Plus-fähigen Endgeräten sind die entsprechenden CI-Plus-Module“, so Hecker gegenüber DIGITAL INSIDER. Lütteke rechnet im ersten Halbjahr 2009 mit diesen Modulen. Erste Prototypen wird es aller Voraussicht nach auf der IFA in Berlin geben.
Neuer DVB-Standard
Derzeit werden im CI-Plus-Forum die Spezifikationen fertiggestellt. Das Ziel ist es, diese technischen Spezifikationen dem DVB-Konsortium vorzulegen, damit dieses CI Plus zum Standard erhebt. Ob das reibungslos funktionieren wird, nachdem die Mitglieder des CI-Plus-Forums durch ihr Ausscheren bei der Entwicklung von CI 2.0 dem DVB-Projekt unmissverständlich klar gemacht haben, dass es zu langsam arbeite, wird sich noch zeigen.
Ohnehin gilt es, noch eine wichtige Hürde zu nehmen: die Hollywood-Studios. Sie sind der eigentliche Grund für die Weiterentwicklung des CI-Standards. Ohne verbesserte Schutzmechanismen bleiben für Pay-TV-Veranstalter in Hollywood die Türen verschlossen. Es fehlt noch die Zustimmung der MPAA (Movie Picture Alliance of America). Nur wenn sie grünes Licht für CI Plus gibt, macht eine Standardisierung überhaupt Sinn. Ansonsten steht man wieder da, wo man jetzt bereits mit Common Interface 1.0 ist.
(Marc Hankmann)