Zukunftssicherheit für den Markt
Die Verärgerung war Ulrich Reimers im Interview in der Mai-Ausgabe unseres Magazins DIGITAL INSIDER anzumerken. Jahre hatte er in das Projekt Common Interface 2.0 gesteckt und auf der Zielgeraden scherten Protagonisten wie Panasonic, Philips, Samsung oder Sony aus, um ihren eigenen Standard zu entwickeln. Offizielle Begründung: NDS bremse die weitere Entwicklung von CI 2.0 aus. Die Verschlüsselungsschmiede der News Corp. war noch nie als Freund des Common Interface bekannt.
Der eigentliche Grund für den Austritt aus dem DVB-Projekt war aber wohl der Zeitdruck. Auf der einen Seite pochen Content-Anbieter mehr und mehr auf eine sichere Verbreitung ihrer Inhalte, auf der anderen unterstützten weder Kabelnetzbetreiber noch Pay-TV-Anbieter die Common-Interface-Schnittstelle. Letztere duldeten sie inoffiziell nur aus dem Grund, dadurch mehr Abos erzielen zu können. Zudem galt CI 2.0 als technisch zu komplex.
Erfolglose Gespräche
Mittendrin befanden sich die Endgerätehersteller, vornehmlich die Flachbildkonzerne. In Deutschland steht für sie stellvertretend an der Spitze der CI-Plus-Verfechter Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) und stellvertretender Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Consumer Electronic. Bereits in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Loewe AG war es Hecker ein Dorn im Auge, dass kein Kabelkunde seine Flachbildfernseher mit DVB-C-Tuner und integrierter CI-Schnittstelle nutzen konnte.
Der ZVEI-Fachverband biss sich in Diskussionen um eine CI-Unterstützung die Zähne aus, sodass Hecker sein Anliegen der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang und sogar – wegen der aus seiner Sicht wettbewerbsbehindernden Haltung der Kabelnetzbetreiber – dem Bundeskartellamt vortrug. Erst mit CI Plus kam auch die Unterstützung aus der Kabelbranche.
Gängelung des Verbrauchers?
Drei Forderungen sollte CI Plus erfüllen: besserer Jugendschutz, wirkungsvollerer Kopierschutz und Wiederverschlüsselung. Die PIN-Eingabe reichte den Inhalteanbietern schlichtweg nicht aus. Gerade in Zeiten aufkommender PVR wurde für sie auch die Frage nach Kopierschutzmaßnahmen immer wichtiger. Ein verschlüsselt übertragener Film soll nur dann entschlüsselt im Endgerät wiedergegeben werden, wenn dieses auch über die entsprechenden Kopierschutzmechanismen verfügt. CI 1.0 konnte dies nicht erfüllen. Ferner sollen verschlüsselt übertragene Inhalte nicht unverschlüsselt an Schnittstellen anliegen. Das gilt sowohl für USB- oder Ethernet-Anschlüsse als auch für die Kontakte der CI-Schnittstelle mit dem CA-Modul und dem Endgerät.
Obwohl physikalisch in einem schmalen Schacht liegend, werden sie als frei zugänglich angesehen. Deshalb wird gefordert, dass die Inhalte nach der Entschlüsselung im CA-Modul für den Transport über die CI-Schnittstelle vom Modul wieder verschlüsselt werden sollen. Kritiker befürchten eine Gängelung des Endverbrauchers durch CI Plus. Alphacrypt-Hersteller Heinz Gruber spricht sogar davon, mit seinen Modulen einen wirkungsvolleren Jugendschutz als den in zertifizierten Pay- TV-Receivern realisieren zu können. Zudem mache derzeit die Musikindustrie vor, wie es auch ohne Kopierschutz geht. Grubers Meinung nach versuchen eine Handvoll Unternehmen ihre Bereiche abzuschotten. Bislang haben rund 20 Firmen an Konsultationen zur Markteinführung von CI Plus teilgenommen.