Chappie

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Chappie

Blu-ray-Test und Unboxing

Gefährliche Welt

Der fiese Hippo ist zwar ein brandgefährlicher Typ, aber gegen die Niedertracht des frustrierten Vincent Moore (Hugh Jackman mit 80er-Jahre Vokuhila) sieht auch der, wie ein Unschuldslamm aus. Moore, seines Zeichens Konstrukteur des „The Moose“ Mecha-Anzugs (Filmfans erkennen hier den ED-209 aus „Robocop“ wieder) ist eifersüchtig auf den Erfolg, den Wilsons Androiden haben, während seine riesige Konstruktion mit Waffen, die selbst Flugzeuge vom Himmel holen können, nur müde belächelt wird: Zu hohe Kosten, zu hohe Durchschlagskraft für den zivilen Bereich. Hier wird also der glatte Gegenentwurf zu „Robocop“ getätigt, wo die Menschen eher den unbemannten Androiden vertrauen, als den bemannten Riesen-Mechas.
 
Und Moore ist leider auch kein allzu vielschichtiger Bösewicht, weshalb die Rolle auch an jeden anderen hätte vergeben werden können. Am Ende holt er noch zu einer überlangen Gewalt-Orgie aus, die an dieser Stelle wie ein kompletter Fremdkörper anmutet, der gerade die unschuldige Struktur einer Komödie zerstört und einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Ghetto-Kid

Während Ninja eine Art Vorzeige-Gangster-Vater ist, der seinem „Sohn“ schnellstmöglich das Schießen beibringen möchte, verhält sich Yolandi wie eine echte Mutter, die ihrem Kind alle Möglichkeiten offen halten möchte und es in seinen Interessen fördert. Schrägere Eltern kann ein Kind wohl kaum haben. Aber wie bereits zu Anfang erwähnt, ist diese Phase des Films, also die „Menschwerdung“ der KI im Prinzip die interessanteste, während der explosive Action-Rahmen vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist.
 
Der innere Kampf zwischen der mütterlichen Fürsorge und der väterlichen Gewalt sowie der weiblichen Natürlichkeit und der männlichen Kultur hätte kaum besser und kunstvoller dargestellt werden können, als hier. Solch herrlich schräge Charaktere, die mit echten Waffen hantieren, als seien es Wasserspritzpistolen und fern aller westlich-zivilisierten Logik agieren und zugleich Gefühle liebender Eltern für eine Maschine entwickeln, gibt es selten. Dementsprechend geht der Zuschauer auch mit gemischten Gefühlen aus dem Film heraus, die sich im Nachhinein zu einer bittersüßen Erinnerung zusammensetzen.

Technisch brillant

Die Technik der Blu-ray ist mal wieder allererste Güte, allen Voran der monumentale Soundtrack Hans Zimmers, dessen kräftiger Bass eine unruhige „The Dark Knight“-ähnliche Atmosphäre erschafft. Und dessen elektrisierenden, industriellen Klänge die Herzenskälte und Emotionslosigkeit der Massenproduktion widerspiegeln.
 
Die Surround-Lautsprecher bekommen permanent etwas zu tun, meistens aber mit unerwartet zurückhaltenden Effekten wie beispielsweise zirpenden Grillen. Wer eine 7.1-Anlage zuhause stehen hat, für den lohnt es sich auch einmal in die englische Originaltonspur hineinzuhören, die für acht Kanäle abgemischt wurde. Die genannten Tonspuren liegen übrigens auch in Lossless-Qualität vor, weshalb Nachbar-lose Heimkino-Besitzer auch ruhig einmal ein bisschen lauter stellen dürfen, um die volle, explosive Brachialität der actionreichen Audio-Abmischung genießen zu können.
 
Das Bild lässt sich als überdurchschnittlich gut bezeichnen, wobei der visuelle Stil von Anfang bis Ende auf eine authentisch-dokumentarische Art abzielt. Hier und da gibt es Überbelichtungen zu entdecken, gelegentlich leichte Unschärfen und die Farb-Texturen sind dementsprechend auch auf einen abgenutzten, entsättigten Teint getrimmt.
 
Von den Extras können wir das Alternative Ende (5 Min.) empfehlen, ein „Happy End“ der etwas anderen Art. Neben einer erweiterten Szene (1,5 Min.) gibt es auch noch eine sehr ausführliche und wirklich geniale Dokumentation über den Film zu sehen (79 Min.), die von einer prall gefüllten Artwork-Galerie begleitet wird.

Unboxing-Video „Chappie“:

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(Falko Theuner)
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