Pop auf Blu-ray
Anlässlich des viel zu frühen Todes von Michael Jackson und der Veröffentlichung seiner letzten Tage auf Blu -ray möchten wir diese Ausgabe des BluNote- Cafés dem „King of Pop“ widmen. Auch andere Stars der 1990er-Popbewegung wie Elton John, George Michael, Bon Jovi und Take That gesellen sich dazu und werden auf ihre Klangqualitäten hin untersucht. Willkommen in unserem BluNote- Café.
Michael Jackson’s „This Is It“
Michael Jackson plante, im Sommer 2009 in der Londoner O2-Arena seine Abschiedskonzertreihe zu starten. Tragischerweise kam er einige Wochen davor durch eine Überdosis an Medikamenten ums Leben. 50 Shows mussten abgesagt werden, an deren Realisierung Jackson insgesamt vier Jahre gearbeitet hatte. Umso wertvoller waren die Dokumentationsaufnahmen der Proben für die „This Is It“-Konzertserie, die ursprünglich für Jackos Privatbibliothek angefertigt wurden. Natürlich im Sinne der Fans haben die Veranstalter von „This Is It“ und die Erben Jacksons das Material für die Öffentlichkeit freigegeben. Regisseur Kenny Ortega, der schon anderen Musikfilmen, wie etwa „High School Musical“, zum Erfolg verhalf, wurde engagiert, den 100-stündigen Stoff zu schneiden.
Dabei hat er auch Clips, die während der Bühnenshow auf riesigenLeinwänden abgespielt werden sollten, einbezogen. Anders als vielleichterwartet, wirkt Michael Jackson bei den Vorbereitungen seinerKonzertreihe recht dynamisch, obwohl er zu dieser Zeit schon sehr starkeSchmerzmittel zu sich nahm. Seine gesundheitlichen Probleme sieht mandem 50- Jährigen erst auf den zweiten Blick an, wenn er müde von denanstrengenden Tanzeinlagen wie ein Tiger hinter Gittern auf der Bühneentlangschleicht.
Auch seiner leicht angeschlagenen, hohen Stimme, die er teilweiseschwerfällig ins Mikrofon haucht, merkt man die Erschöpfung an.Abgesehen von diesen äußerlichen Aspekten gibt es auf der Blu-ray wenigzur Person Michael Jackson zu erfahren. Im Vordergrund steht vor allemseine Arbeit mit den Tänzern, Stimmtrainern und Technikern. Von derGefühlswelt des Sängers ist, außer einem „This is love!“ hier und da,nichts zu hören oder zu spüren.
Damit keine Langeweile aufkommt, sind zwischen den Aufnahmen derProben einige Interviews mit den Background-Sängern und Sequenzen derVideoshows geschnitten. Wenn diese Konzertreihe wirklich stattgefundenhätte, wäre sie ohne jeden Zweifel grandios geworden. Ob Jackson jedochdie 50 Auftritte wirklich bis zum Ende durchgehalten hätte, ist eherfraglich.
Der Perfektionist
Das Bildmaterial der Dokumentation ist von unterschiedlicher Qualität. Da die Aufnahmen eher für den Privatgebrauch gemacht wurden, ist das Ausgangsmaterial ohne Konzept oder Drehbuch gefilmt worden. In manchen Szenen ist ein deutliches Filmkorn zu sehen. Die Schärfe schwächelt stark und gelegentlich treten Nachzieheffekte auf. Im Gegensatz dazu bestechen die Videosequenzen zu „Thriller“, „Smooth Criminal“ und „Earth Song“ mit einer unglaublichen Brillanz. Ob nun Zombies aus ihren Gräbern steigen und gemeinsam mit Jacko auf der Bühne tanzen, ob Michael den Handschuh von Gilda fängt und daraufhin von Humphrey Bogart gejagt wird oder ob ein kleines Mädchen mit einem Schwarm von Schmetterlingen spielt, bis diese von einem Kran, der Bäume zerschmettert, verjagt werden: Die Aussagen seiner Songs werden in den Videos mit viel Kreativität verarbeitet.
Mächtig wie diese Bilder ist auch der dazugehörige Sound. Jacksons „Earth Song“ beispielsweise erzeugt in Kombination mit dem krachenden Kran Gänsehaut. Auch die Qualität der Tonaufnahmen während der Proben überrascht mit einem recht guten Niveau. Einzig wäre die schlechte Verständlichkeit Jacksons zu bemängeln; durch die deutschen Untertitel stört dies jedoch wenig. Auf der Scheibe befi ndet sich zusätzlich zu den circa drei Stunden Bonusmaterial noch das Featurette Movie IQ, mit dem Informationen zur Dokumentation während des Filmgenusses einfach per Knopfdruck über BD-Live abgerufen werden können. Ansonsten sind zwei Making-ofs, die Videoclips von „Thriller“ und „Smooth Criminal“, eine Fotogalerie und noch viel mehr enthalten.
