Bildruckler vermeiden
Fernsehhersteller überbieten sich gegenseitig mit immer neuen Möglichkeiten, sei es in der Auflösung, im Funktionsumfang oder in der Farbdarstellung. Wir fragen: „Wie viel Farbraum braucht der Mensch?“, und haben den Test gemacht.
Je flüssiger, desto besser. So sollte das Credo eigentlich lauten, denn schließlich sollen bewegte Bilder ja möglichst realistisch aussehen. Doch in der Praxis ist vielmehr das Gegenteil der Fall und etwa Kinofilme kommen mit nur 24 Vollbildern pro Sekunde daher. Das wird zwar gerade noch als flüssig wahrgenommen, führt aber zu Unschärfen, die vor allem bei schnellen Kamerafahrten neben dem typischen Kinoruckeln auffallen. In diesem Fall treffen schlicht zu wenig Bilder pro Sekunde auf die Netzhaut der Augen, vergleichbar mit einem Daumenkino, das über zu wenig Bilder verfügt. Doch im Kino ist man bereits einen Schritt weiter und die Trilogie „Der Hobbit“ wird mit 48 Vollbildern pro Sekunde gezeigt. Der butterweiche Look ist jedoch nicht jedermanns Sache.
Eines muss man der neuen Technik aber zugestehen: Der Ansatz steigert die Bewegtbildschärfe in rasanten Actionszenen immens und die Darstellung verwischt nur noch leicht. Der zweite Teil von „Avatar“ soll sogar mit 60 Bildern pro Sekunde produziert und projiziert werden. Das Ergebnis sollte das Schärfepotenzial unserer Augen fast komplett ausreizen und bei Kamerafahrten dürften kaum noch Details verwischen.
Mehr Bilder als im Kino
Zuhause arbeiten die Bildgeber, wie etwa ein Computermonitor, Flachbildfernseher oder Smartphone, mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde. Das klingt erstmal viel, im Detail betrachtet kann die Quelle aber oft nicht die maximale Bilderanzahl liefern und die Bildschirmelektronik muss tricksen. Zudem fallen die Hertzangaben der Hersteller von Flachbildfernsehern im Tausenderbereich irreführend aus, denn die aktuellen Geräte können zur Steigerung der Bewegtbildschärfe maximal 100/120 Bilder pro Sekunde errechnen. TV-Anstalten senden hierzulande mit 50 Bildern pro Sekunde, was in der Praxis 50 Halbbildern (bei SD- oder Full-HD-Auflösung) oder 50 Vollbildern (bei HD-720p- oder UHD-Auflösung) gleichkommt. Das wirkt ungemein flüssig, bei der Halbbildübertragung geht aber Schärfe verloren, sobald sich die Kamera bewegt.
Spielkonsolen und Heimcomputer geben in der Regel 60 Vollbilder pro Sekunde aus, doch oft reicht die Rechenkraft nicht aus, die Bildrate schwankt, der Fernseher kann den Datenverlust nicht optimal ausgleichen und Videospiele zeigen Bildruckler. Überraschend: Liefert die Quelle (zum Beispiel Computerspiele) mehr als 60 Bilder pro Sekunde, können ebenfalls Bildfehler entstehen, denn die Bildelektronik aktueller TVs arbeitet immer in einem festgelegten Rhythmus, zum Beispiel 50 oder 60 Hertz. Wird die Bildrate konstant bei 50 oder 60 Bildern pro Sekunde gehalten, ist das Ergebnis eine ultraflüssige Darstellung, die keinerlei Bildruckler zeigt.
Die Tücken der Wandlung
Schaut man sich einen Kinofilm auf dem iPad an, dessen Bildschirm mit einer Bildwiederholfrequenz von 60 Hertz läuft, kommt es zu merklichen Rucklern. Das liegt am sogenannten 3:2-Pulldown, der das Kinomaterial mit 24 Vollbildern pro Sekunde für die Wiedergabe umrechnet. Die dadurch entstehenden Ruckler sind vor allem bei Kamerafahrten zu beobachten. Viele aktuelle Netzwerkabspieler, wie etwa der WD TV Live von Western Digital, schalten die Bildwiederholfrequenz im Zusammenspiel mit einem Flachbildfernseher wiederum automatisch um, sodass Sie in einem derartigen Fall stets eine flüssige Filmwiedergabe genießen können, solange der Fernseher das 24p-Signal korrekt verarbeitet.
Unter den Folgen des 3:2-Pulldowns leidet auch das Streaming von Video-on-Demand-Inhalten und ohne eine effiziente Zwischenbildberechnung macht der Filmabend nur wenig Spaß. Vor allem Besitzer von Fernsehern, deren Zwischenbildberechnung Mängel aufweist, können sich gleich an mehreren Stellen ärgern, denn neben dem TV- und 3:2-Pulldownbetrieb sind auch bei der 24p-Blu-ray-Wiedergabe Bildruckler nicht ausgeschlossen.
Hin und Her
Für eine TV-Ausstrahlung im deutschen Fernsehen werden US-Kinofilme meist um vier Prozent beschleunigt, um der Bildwiederholfrequenz von 25 Vollbildern pro Sekunde im TV-Bereich gerecht zu werden. Der Tonhöhenveränderung wird dabei durch ein Time-Stretch-Verfahren entgegengewirkt. Nach der Anpassung klingen Musik und Geräusche dennoch etwas zu hoch, was sich auch auf die Qualität der Synchronisierung negativ auswirken kann. Für eine Auswertung auf Blu-ray-Disc findet bei ursprünglichen TV-Produktionen nicht selten eine Verlangsamung auf 24 Bilder pro Sekunde statt, mit dem Ergebnis, dass die Stimmen nun zu dumpf klingen, wie zum Beispiel bei der zweiten Staffel von „Game Of Thrones“.
Umgewöhnen
Die Bildqualität profitiert auf den ersten Blick von einer erhöhten Bildrate und Videospiele sowie Kinofilme sehen realistischer aus. An den flüssigen Look muss man sich jedoch gewöhnen, schließlich ist das Kinorucklen schon in Fleisch und Blut übergegangen. Die Drei-Stufen-Ausarbeitung des UHD-Standards ist indes eine große Chance, die Bildqualität auch in den eigenen vier Wänden auf ein neues Level zu heben, und wir freuen uns schon jetzt auf ultrascharfe Sportereignisse mit 120 Vollbildern pro Sekunde. Bis dahin sollten Sie beim Fernseherkauf auf die Güte der Zwischenbildberechnung achten, um alle Zuspielungen ruckelfrei und mit einer hohen Bewegtbildschärfe genießen zu können.
(Dennis Schirrmacher)