Avatar – Blu-ray 3D, Teil 2
Science-Fiction in all ihrer Pracht
Doch wir wollen natürlich das ganze 3D-Erlebnis, also 3D-Brille auf und eintauchen in die faszinierende Welt von Pandora! Sobald man in der Eröffnungssequenz mit den Cryo-Kammern angekommen ist, packt einen wieder das große Staunen, das wohl jeder gespürt hat, der damals (vor ziemlich genau einem Jahr) „Avatar“ zum ersten Mal entdeckt hat. Die ersten Sekunden bringen also den erhofften 3D-Aha-Effekt, man wird förmlich hineingesogen in den Bildschirm, kann gar nicht aufhören, sich die ganze Zeit an den mannigfaltigen Details zu ergötzen, die oftmals meilenweit im Hintergrund, dann wieder greifbar nah vor dem eigenen Sitzplatz scheinen. Die Tiefenwirkung ist stellenweise wirklich atemberaubend, wird zwischendurch immer wieder etwas dezenter eingesetzt, nur um dann erneut kräftig anzuziehen. Insgesamt wird also ein gutes Pacing zwischen sehr plastischen und eher unauffälligen Sequenzen erreicht, was den Seheindruck stets angenehm, abwechslungsreich und in keiner Weise anstrengend macht.
Der erste Ausflug in die Welt der Na’vi ist dann ein kleiner Bruch, der etwas mehr wehtut als im Kino, weil sich die Kombination aus Realaufnahmen und CGI-Elementen durch den brutal hohen Schärfegrad der Blu-ray nicht ganz so organisch anfühlt wie auf der großen Leinwand. Dennoch, auch im Heimkino gewöhnt man sich schnell an das exzessiv eingesetzte Performance Capturing, das die Leistungen der Schauspieler durchaus überzeugend auf die blauen Riesen überträgt. Die Verschmelzung ist zwar noch nicht ganz perfekt, aber je länger der Film dauert, desto mehr verwischt dieser Eindruck – auch, weil die phantastische Natur Pandoras genauso fremdartig und faszinierend ist wie seine Bewohner und die Figuren hier wiederum exzellent und sehr natürlich hineinpassen.
Technik-Vorreiter mit starker Story
Sowieso verliebt man sich sehr schnell und fast ohne jede Gegenwehr in diese Welt, dieses Volk, in die ganze Kultur, die Lebensweise, die man gemeinsam mit Jake (Sam Worthington) Schritt für Schritt kennenlernt. Man wird praktisch eins mit ihm, sieht und erlebt all das Neue mit seinen, mit den eigenen Augen. Natürlich ist das der einfachste Trick der Welt, man weiß zu jeder Sekunde, wie man manipuliert wird, kann und will sich aber überhaupt nicht mehr dagegen wehren. Die begeisternde Farbvielfalt der Naturwunder von Pandora verliert auch im 3D-Modus kaum etwas von ihrer Leuchtkraft – durch den extrem kurzen Lichtweg im Heimkino sind die Kontrastwerte gar deutlich besser als im großen Kinosaal.
Die eigentliche Stärke dieses Films – der weit mehr als ein optischer Blender und seelenloser Blockbuster geworden ist – ist seine Emotionalität, die von der begeisternden neuen Technik noch einmal stark profitiert. (So, wie es sein soll: Die Technik erweitert die Grenzen des Vorstellbaren, des Machbaren, stellt sich aber gleichzeitig in den Dienst des Storytellings, wird nie zum reinen Selbstzweck.) Man lacht, man weint, ist stellenweise so euphorisiert, dass man es kaum glauben kann. (Zum Beispiel als Jake sein letztes Mannbarkeits-Ritual absolviert und auf dem Rücken eines Ikran ungehindert und aller Sorgen ledig durch diese wunderschöne Welt fliegt – inklusive des herrlich kribbelnden Achterbahn-Gefühls in der Magengegend, das die dreidimensionalen Flugszenen immer wieder hervorrufen.) Man ist tieftraurig und wütend, als der Konflikt die unvermeidbare Katastrophe erreicht – perfiderweise macht James Cameron die Menschheit zum Bösewicht …was wiederum ein simpler Trick ist, doch die Grenze zwischen genial und banal ist nun mal sehr oft hauchdünn, und in diesem Fall funktioniert es glücklicherweise ausgezeichnet.