Aufstieg in den Kino-Olymp: The Dark Knight Rises, Teil 2
The Dark Knight Rises
The Dark Knight Rises
Wie schon bei den Vorgängern entstand der Plot in bewährter Teamarbeit: Der epische Abschluss der Story wurde entwickelt von Christopher Nolan und seinem Bruder Jonathan, in enger Zusammenarbeit mit David S. Goyer und unter Zuhilfenahme von Ideen und Motiven aus den unter Fans hochgeschätzten Comic-Vorlagen „The Dark Knight Returns“, „Knightfall“ und „No Man’s Land“. Acht Jahre nach den Ereignissen von Teil Zwei kehrt Batman endlich nach Gotham City zurück, nachdem er damals die Schuld für die Verbrechen von Harvey „Two-Face“ Dent (Aaron Eckhardt) auf sich genommen hatte, um das Ansehen seines ehemaligen Freundes nach dessen Tod zu bewahren und Gotham eine positive Zukunft zu ermöglichen.
Doch all seine Hoffnungen haben sich zerschlagen: Die Stadt wird überrannt von marodierenden Banden, das Chaos herrscht erneut in den Straßen und die Menschen erstarren in einer Schockstarre von Angst und Terror. Neue charismatische Gesichter wie Anne Hathaway als Selina Kyle (alias Catwoman) und der beeindruckende Antagonist des Finales, Tom Hardy als Bane, läuten eine ganz neue Zeitrechnung ein.
Rise!!!
Mehr denn je steht im abschließenden Teil die Frage im Raum: Ist es Bruce Wayne (Christian Bale), der sich eine Maske aufsetzt, um Batman zu erschaffen? Oder ist es inzwischen bereits Batman, der den smarten Playboy nur noch dann zum Zuge kommen lässt, wenn es seinen Zwecken dienlich ist? Erst am Ende eines jeden Films hatte Wayne ebenjenen Status erreicht, den der Filmtitel versprach. So streifte er sich in „Batman Begins“ sehr spät das Fledermaus-Kostüm über und erhielt erst nach dem großen Finale von „The Dark Knight“ seinen Ritterschlag, als er sich für das Wohl der Allgemeinheit quasi selbst opferte. Da er somit bereits den höchstmöglichen weltlichen Status erreicht hat (im Sinne eines aufopferungsbereiten Anti-Helden), bleibt ihm im letzten Teil der Trilogie nur noch der Aufstieg zum Mythos, zur immerwährenden Ikone, die ungeachtet seiner eigenen, vergänglichen und nur allzu menschlichen Existenz auf ewig weiterlebt.
Hierfür muss sich der dunkle Rächer allerdings vollends selbst aufgeben und auf eine Weise aufsteigen, wie er es nur in einer perfekt inszenierten und reibungslos funktionierenden Ideologie vermag. Diese ganz spezielle Superkraft befindet sich ausschließlich in den Köpfen der Menschen selbst, beziehungsweise im Kollektivgedächtnis der Gesellschaft. Aus der Perspektive der potenziellen Verbrecher hieße das, dass sie die Angst vor dem unheimlichen Gesetzeshüter, der über Gotham City wacht, bereits mit der Muttermilch aufsaugen und daher von vornherein sorgsam abwägen müssten, ob sie den Schritt aus dem gesetzestreuen Bürgertum heraus überhaupt wagen, was unweigerlich den bedrohlichen Blick der übermächtigen Fledermaus auf sie lenken würde.
Eine Stadt vor Gericht
Doch ein Schritt nach dem anderen: Das Gotham City, das wir in „The Dark Knight Rises“ zu Gesicht bekommen, ist eine bedrohliche Dystopie, ähnlich dem Fritz-Lang-Klassiker „Metropolis“ – ein riesiges Sozialexperiment, das das bestehende Wertesystem rigoros hinterfragt. Die Parallelen zum heutigen New York sind in Nolans unheimlich realistisch anmutendem Gotham unverkennbar, weshalb der Film mit seiner intensiven Bildsprache gleich eine ganze Flut von Emotionen beim Zuschauer auslöst. So ist das Problem des endgültig vor dem Kollaps stehenden Kapitalismus allgegenwärtig und kreuzt sich zwangsläufig mit dem „Kampf dem Terror“-Thema, das gleich durch mehrere Motive vermittelt wird. Die spektakuläre Kaperung eines Transportflugzeugs im Prolog, bei der sich einer der Terroristen rücksichtslos für seine Sache opfert, ist nur eines der eindrücklichen Bilder, die Nolan geschickt in sein Gesamtkonzept hineinwebt.
Auch der bürgerkriegsähnliche Zustand im Finanzzentrum der Stadt, die Sprengung der wichtigsten innerstädtischen Zugangsbrücken und der explosive Zerfall eines ganzen Football-Stadions zehren von ihrer ungeheuren Symbolkraft und deuten das Bröckeln der westlichen, kapitalistischen Ordnung mehr als nur an. Die „Bösewichte“ in diesem Film entstammen einer Schicht, die sich vom bestehenden System ausgenutzt fühlt und die die himmelschreiende Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich nicht länger tatenlos hinnimmt.