Aufbruch in die 3-D-Ära, Teil 2
Die Brille zum Erfolg
In den letzten Jahrzehnten haben 3-D-Bilder immer wieder beeindruckt. Ohne eine zusätzliche Brille, die die Bilder letztlich für das menschliche Gehirn „verständlich“ machte, ging es jedoch nur selten.
Philips zeigte z. B. auf der IFA 2008 einen Prototyp eines Fernsehers, der ohne Brille plastische Bilder darstellen konnte. Das Projekt wurde aber kurze Zeit später wieder auf Eis gelegt. Der Aufwand, ein solches Vorhaben zu verwirklichen, übersteigt aktuell noch den Nutzen. Ein Ansatz ist die Integration von Kameras, die die Sitzposition des Zuschauers verfolgen und somit den korrekten Blickwinkel der 3-D-Bilder errechnen.
Dies dürfte in den Entwicklungslaboren noch für reichlich Arbeit sorgen. Die aktuelle und erste Generation von 3-D-Fernsehern setzt auf eine andere Technologie und diese ist bei allen Anbietern gleich: Das 3-D-Verfahren mit einer Shutter-Brille. Die Vorgehensweise ist relativ einfach zu erklären. Wie schon beschrieben, benötigt jedes Auge sein eigenes Bild, um dann später einen räumlichen Eindruck gewinnen zu können. Ein entsprechendes Verfahren ist im neuen Blu-ray-3-D-Standard speziifiziert. Zwei Bilder in voller HD-Qualität von 1 920 x 1 080 Pixeln werden, bildlich gesprochen, untereinander verpackt und mit einem 45 Pixel starken Leerraum versehen, damit die spätere Trennung der Bilder sauber gelingt.
Durch dieses Full-HD-Vollbildverfahren erhöht sich die physikalische Größe auf 1 920 x 2 205 Pixel. In diesem Stream sind also die Bilder für beide Bilder verpackt, die vom Fernseher nun in Bruchteilen einer Sekunde dargestellt werden. Da die jeweiligen Bilder aber das richtige Auge erreichen sollen, müssen die Augen abwechselnd verschlossen werden. Diesen Prozess übernimmt die Shutter-Brille, die sich mit dem Display synchronisiert – so wird sichergestellt, dass das linke Bild das linke Auge erreicht und umgekehrt. In der Praxis funktioniert diese Technik problemlos, allerdings wird durch den Abdunkeleffekt, der bis zu 60 Mal in der Sekunde passiert, auch die Helligkeit des Fernsehers herabgesetzt. Das kann den Spaß und das gesteigerte Erlebnis aber kaum beeinflussen.
Ab Seite 28 haben wir uns alle 3-D-Fernseher bereits angeschaut und die marktreifen Modelle einem Test unterzogen. Kritiker sehen den Erfolg von 3-D gefährdet, solange zusätzliche Brillen erforderlich sind. Die Hemmschwelle, für entsprechende Sendungen stets eine batteriebetriebene, teils klobige Sehhilfe aufzusetzen, sei zu groß, um massentaugliche Erfolge erzielen zu können. Auch wir haben diesen Aspekt diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es durchaus eine Gewöhnungszeit erfordert, die Brillen zu tragen, es letztlich aber die Sache wert ist. Wichtig ist, dass die Hersteller verschiedene Modelle entwickeln, die leicht sein müssen und dadurch angenehm zu tragen sind. Brillenträger, die dann mit zwei Gestellen auskommen müssen, haben darüber hinaus noch mehr mit schlechtem Tragekomfort zu kämpfen.
Ein weiterer Aspekt ist der ifinanzielle, denn bei Preisen von rund 100 Euro für ein Exemplar muss eine Großfamilie ein nicht unerhebliches Budget alleine für die 3-D-Brillen kalkulieren. Nur wenige Hersteller legen ihren 3-D-TVs die dazugehörigen Brillen bei, manche integrieren nicht einmal den benötigten Infrarotsender, der für die Kommunikation zwischen TV und Brille unerlässlich ist. So wird Philips den Kunden die komplette Freiheit lassen, ob sie 3-D nutzen wollen oder nicht – das spart Kosten. Letztendlich ist die aktuelle Technik deutlich günstiger in der Herstellung, sodass 3-D ohne Brille noch Zukunftsmusik ist und der vermutlich viele Jahre bleiben wird.
Im weiteren Verlauf des Jahres werden die meisten namhaften Hersteller wie Philips, LG und Toshiba 3-D-Fernseher veröffentlichen. Die Auswahl an passenden Abspielgeräten, die wir in dieser Ausgabe ebenfalls für Sie getestet haben, wird so weiter zunehmen und mit Sicherheit auch die Variationen an passenden Brillen. Xpand, eine amerikanische Firma, die auf die Entwicklung von 3-D-Brillen spezialisiert ist, hat bereits angekündigt, ein Modell zu veröffentlichen, das mit allen gängigen TV-Typen funktionieren soll. Bei durchschlagendem Erfolg sind zudem individuelle Varianten mit persönlicher Sehstärke denkbar.
Blu-ray als Hauptmedium
Abgesehen von der beeindruckenden Technik, die ihre erste Hürde genommen hat und bewies, dass sie weitestgehend, bis auf kleine Kinderkrankheiten, funktioniert und real ist, ist aber auch das Angebot an Software ganz entscheidend für den Erfolg von 3-D. Nicht alle Fernseher bieten die Möglichkeit, herkömmliches Material in 3-D zu konvertieren, außerdem wertet das Ergebnis 2-D-Bilder zwar teils spürbar auf, allerdings ist das längere Zuschauen zu anstrengend, als dass diese Option eine dauerhafte Alternative zu echtem Material mit Tiefeninformationen wäre.
Neben Samsung wird auch Sony die Möglichkeit bieten, Standardmaterial umzurechnen und wir gehen davon aus, dass die Qualität im Detail noch verbessert werden dürfte. Manche Hersteller nehmen von der Idee, 2-D zu 3-D zu wandeln, Abstand, da sie der Meinung sind, dass das Ergebnis echtem 3-D schaden könnte. Immerhin unterscheiden sich die Resultate gravierend voneinander, sodass der Wunsch nach plastischen Bildern leiden könnte. Ohne passendes Verkaufsmedium kann die neue Technologie aber ohnehin nicht bestehen – und hier kommt die Blu-ray Disc ins Spiel.
Diese wird auch bei 3-D eine tragende Rolle spielen. Dank ihrer vielseitigen Speziifikationen und hohen Speicherkapazität wird sie das einzige käuflich erwerbbare Medium sein, auf dem 3-D-Filme in hoher Qualität gespeichert sind. Bislang zeigen sich die Filmverleihe in Bezug auf die Veröffentlichung von 3-D-Filmen auf Blu-rays aber recht zögerlich.
„Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, welcher am 1. Juni erscheint, sowie einige andere Titel, die in den folgenden Wochen herauskommen, lassen den 3-D-Boom noch vermissen. Allerdings steigt das Angebot an entsprechenden Filmen in den Kinos von Woche zu Woche, sodass spätestens zum Herbst bzw. Ende des Jahres bereits mit einer vielseitigen Auswahl an 3-D-Titeln zu rechnen ist. Bislang unbestätigt, da noch nicht verfügbar, ist, ob 3-D-Versionen auch in 2-D geguckt werden können.
Es wäre sicherlich kontraproduktiv, müsste sich der Konsument für eine Version entscheiden und im schlimmsten Fall sogar zwei Mal investieren. Fakt ist, dass sowohl Blu-ray-Player als auch 3-D-TVs die Einstellungsmöglichkeit bieten, 3-D-Material in 2-D darstellen zu lassen. Hier wird dann nur eins der beiden Bilder (linkes oder rechtes Auge) gezeigt, wodurch der 3-D-Effekt verloren geht. Es ist jedoch denkbar, dass Blu-rays eine Sperre haben könnten, die diese Einstellung verbietet.