DAB+ Empfangsstörungen durch PV-Anlagen?

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Sind Antenne und PV-Wechselrichter weit genug voneinander getrennt, sind keine Störungen mehr nachweisbar

Von Photovoltaikanlagen ausgehende Störungen können den DAB+-Empfang beeinträchtigen. Wie lässt sich das Problem beseitigen?

Kann ein Wechselrichter ein Störsender sein?

Aufgabe des Wechselrichters ist es, die von den Photovoltaikmodulen produzierte Gleichspannung in 230-V-Wechselspannung umzuwandeln, um damit elektrische Geräte im Haushalt betreiben und sie ins öffentliche Niederspannungsnetz einspeisen zu können. Wobei wir selbst bei kleinen Anlagen von vergleichsweise hohen Energiemengen sprechen. Bei der Umwandlung können Störstrahlungen vom Wechselrichter ausgehen, der, zumindest bei minderwertigen Modellen, den Funkempfang in bis zu rund 20 m Entfernung beeinträchtigen, oder gar unmöglich machen können. Wobei wir hier nicht nur von DAB+, sondern unter anderem auch von Amateurfunk sprechen.

Wie stark und in welchen Frequenzbereichen Störstrahlungen von einem Wechselrichter abgehen, ist modellabhängig.Auch wir waren von diesem Problem betroffen. Verschiedene Versuche, die Störstrahlungen abzuschirmen scheiterten.

PV-Wechselrichterstoerungen lassen sich besonders gut auf freien Kanaelen nachweisen

Erfüllen Wechselrichter alle Normen?

Selbstverständlich haben wir Kontakt mit dem Hersteller gesucht und ihn mit dem Empfangsproblem konfrontiert. Dieser fand es erst nach mehrmaliger Anfrage überhaupt wert, sich der Sache anzunehmen. Nach rund zwei Monaten erhielten wir als Antwort, dass ihr Produkt in Sachen Störstrahlungen alle Normen erfüllt. Ferner wurde darauf hingewiesen, dass die einzuhaltenden Standards nur den Empfang ortsüblicher Sender gewährleisten sollen. Der Fernempfang schwacher Signale wird dabei ausgeschlossen. DX ist keine Massenerscheinung und ist somit vernachlässigbar. Auf den Punkt gebracht hat uns die Auskunft vermittelt, dass man gefälligst ausschließlich jene Sender hören soll, die in der Region ausgestrahlt werden. Nachdem alle Normen erfüllt wurden sah sich der Hersteller auch nicht veranlasst, weiter zu handeln. Aus seiner Sicht war sein Produkt in Ordnung.

Kommt es auf den Standort an?

Ein Erfahrungsaustausch mit Amateurfunkern, die ebenfalls Besitzer von PV-Anlagen sind, ergab, dass ihnen Beeinträchtigungen durch die eigene PV-Anlage kaum bekannt waren. Allerdings wurden ihre Wechselrichter teils beabsichtigt, teils zufällig, weit weg von Antennenanlagen aufgebaut. In einigen Fällen war dies die Garage, meist aber der Keller. Jedenfalls aber weit weg von den Antennen. Zudem sorgen insbesondere Zwischendecken für eine gute Abschirmung, die Störstrahlungen weiter dämpfen.

Auch wir sind zu dem Entschluss gekommen, den Wechselrichter vom Dachboden in den Keller zu verfrachten. Weiter hatten wir uns dafür entschieden, den vorhandenen Wechselrichter gegen ein Produkt eines anderen führenden Herstellers zu tauschen, mit dem andere hinsichtlich Störstrahlungen bereits sehr gute Erfahrungen gemacht hatten. Ob dieser Umbau zum ersehnten Erfolg führen würde, konnte uns im Vorfeld niemand sagen. So fühlte sich diese Baumaßnahme wie ein Glücksspiel an.

Dieser Wechselrichter gibt kaum Stoerstrahlungen aus. Andere Modelle senden bis in ueber 10 m Entfernung

Was hat es gebracht?

Entsprechend hoch war die Spannung bei der Inbetriebnahme der umgebauten PV-Anlage und die Erleichterung war groß, als keine Beeinträchtigungen beim DAB+-Empfang mehr festzustellen waren. So war nun der Weg wieder frei für unsere schwachen dauerhaft hereinkommenden und seltene DX-Signale.

Das primär entscheidende Kriterium unserer Umbaumaßnahme war, dass der Abstand zwischen dem ursprünglich am Dachboden montierten Wechselrichter und den VHF-Band-3-Antennen über Dach merklich vergrößert wurde. Zudem sorgen nun drei Zwischendecken für eine zusätzliche Dämpfung. Jedenfalls können wir jetzt, egal mit welcher angeschlossenen Antenne, keinerlei Hinweise mehr auf eine Störstrahlung ausmachen.

In Folge haben wir den ausgetauschten Wechselrichter in unmittelbarer Nähe auf Störstrahlungen untersucht und sind fündig geworden. Auch dieses Produkt strahlt und sorgt für einen Störnebel, der sich über das gesamte VHF-Band 3 erstreckt.

Anders als bei unserem ersten Wechselrichter machen sich diese Störungen aber nun nicht mehr bis in etwa 10 m Entfernung und auch noch im darunterliegenden Stockwerk bemerkbar, sondern nur noch in unmittelbarer Nähe des Geräts. Wobei wir hier gerade einmal von einem Abstand der Antenne zum Wechselrichter und dem Stromspeicher von 0 bis 10 cm sprechen. Spätestens in 1,5 m Entfernung gelingt es uns nicht mehr, mit verschiedenen Teleskopantennen auch nur einen Funken von Störungen einzufangen.

Sind Antenne und PV-Wechselrichter weit genug voneinander getrennt, sind keine Störungen mehr nachweisbar

Worauf kommt es an?

Laut unseren Erfahrungen kommt es bei der Errichtung einer Photovoltaikanlage vor allem auf drei Punkte an. Dies ist zunächst einmal eine durchdachte Planung der Anlage. Dabei ist ein größtmöglicher Abstand zwischen dem Wechselrichter und der Antennenanlage vorzusehen.

Ferner kommt es auf die Qualität der verbauten Komponenten an. Bei guter Markenware sind die Chancen zumindest geringer, mit den Empfang beeinträchtigenden Störstrahlungen konfrontiert zu werden.

Vertrauen Sie jedenfalls nicht darauf, dass das Personal der PV-Installationsbetriebe mit der Materie der Funkstörungen durch PV-Anlagen vertraut ist. Am Ende müssen Sie diese darauf aufmerksam machen. Gemeinsam wird man dann einen Weg finden, wie sich die Anlage aufbauen lässt, ohne dass diese den Empfang beeinträchtigt.

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10 Kommentare im Forum
  1. Das EMV Problem bei Wechselrichtern ist nicht neu. Mein Deye soll davon aber auch betroffen sein. Aber die Frage wird sein, wie groß ist das Gebiet das er beeinflusst ? Wenn er nur meinen "nicht vorhandenen" DAB Empfang stört, dann ist es nur mein Problem
  2. Im Keller sind die Temperaturen auch ausgeglichener als auf vielen Dachböden, das erhöht dann die Lebensdauer der Wechselrichter. Auch LED-Leuchten und Schaltnetzteile/Dimmer können recht störend wirken. PS: Gibt es hier keine Behörden, wie früher die Bundespost, die sich um derartige "Störer" annehmen?
  3. Doch die Bundesnetzagentur hat diese Aufgabe teilweise übernommen (FTZ/BZT-Zulassungen). Leider kommt zuviel rein, nicht alles kann geprüft werden. Gefühlt brauchen heute auch weniger Geräte dieses Siegel.
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