
Wozu kann man heute noch einen kleinen Mittelwellensender brauchen? Mit so etwas funkt man ja nicht mal in Stereo. Stimmt. Interessant werden solche Sender, wenn es darum geht, ein historisches Radio wieder zum Leben zu erwecken.
Gleich vorweg: Der Betrieb von Miniatursendern ist verboten. Allerdings geht von unserem Sender keine Gefahr aus, da seine Reichweite nur wenige Meter beträgt. Womit er in der Nähe des Mittelwellenradios zu platzieren ist.
Der von uns vorgestellte Mittelwellensender-Bausatz stammt von einer bekannten chinesischen Einkaufsplattform und kostet rund 20 bis 25 Euro. Angeboten wird er als „Medium Welle Sender 525 – 1605 kHz HiFi AM Experiment MW“. Er besteht aus zwei rund 78 x 85 mm großen Platinen. Auf einer sind die einzelnen Bauteile einzulöten, auf der zweiten, vier Batterieträger für AA-Batterien oder –Akkus. Denn das gute Stück wird mit 6 Volt Gleichspannung betrieben. Zur Frequenzabstimmung dient ein Drehkondensator, zur Aussteuerungseinstellung, sie beeinflusst die Lautstärke des ausgestrahlten Signals, dient ein separater Drehregler. Als Sendeantenne dient eine bereits auf der Platine vormontierte Ferritantenne. Dieselbe Antennentype findet man in unzähligen tragbaren Radios, wo sie für den Empfang auf Mittel- und Langwelle dient. Ferner enthält der Bausatz zwei Anschlussbuchsen. An einer kann ein externes 6-Volt-Netzgerät angeschlossen werden, an der zweiten, sie ist als Klinkenbuchse ausgeführt, eine beliebige Audioquelle. Dies kann zum Beispiel ein MP3-Player oder ein Radio sein, dessen Kopfhörer-Ausgang mit dem Sender verbunden wird.
Was man braucht
Unser Mittelwellensender stellt zwar keine besondere Herausforderung beim Zusammenbauen, erfordert aber doch etwas Übung beim Umgang mit einem Lötkolben. Dieser sollte nicht zu groß sein, sowohl was die Lötspitze, als auch die Leistung betrifft. Mit einer Lötstation oder einen rund 30 Watt-Lötkolben ist man gut ausgestattet. Ferner ist ein Elektroniker-Zangenset zu empfehlen, um zum Beispiel die Anschlüsse der Widerstände zum Einlöten vorzubereiten und um Überlängen nach dem Einlöten passend abzuzwicken. Hilfreich sind weiter ein kleiner Schraubstock oder dergleichen zum Fixieren der Platine und eine Entlötpumpe, sollte man ein Bauteil falsch eingelötet haben. Sofern man auf einem normalen Tisch zu löten gedenkt, ist eine geeignete Unterlage, wie ein Stück PVC-Bodenbelag, unverzichtbar, um die wertvollen Möbel nicht zu beschädigen.
Platine bestücken
Platinen sind sozusagen von unten nach oben zu bestücken. Was soviel heißt, dass zuerst niedrige Bauteile, insbesondere Widerstände einzulöten sind. Ihre Widerstandswerte ergeben sich aus dem aus vier Ringen bestehenden Farbcode. Zum Entschlüsseln hilft Google weiter. Erst danach sind höhere Bauteile, wie Kondensatoren und Transistoren an der Reihe. So bleibt gewährleistet, dass man stets den vollen Bewegungsspielraum hat, um bequem arbeiten zu können.
Bei Transistoren und Elektrolytkondensatoren gilt es die Einbaulage zu beachten. Sie ist etwa bei Transistoren an der abgeflachten Seite, die auch so auf der Platine aufgedruckt ist und der weißen Markierung bei Kondensatoren, die den Minus-Pol kennzeichnen, zu erkennen. Keramikkondensatoren erfordern zwar keine bestimmte Einbaulage, ihre Wertigkeit ist aber mittels dreistelliger Codezahl angegeben. Auch hier hilft das Internet weiter.
Je nachdem, wie sattelfest man mit dem Umgang eines Lötkolbens ist, braucht es für den Aufbau rund eine bis zwei Stunden. Wichtig ist jedenfalls, dass man sich ausreichend Zeit nimmt, um die korrekte Position und Einbaulage der einzelnen Bauteile zu kontrollieren. Wie genau es die Chinesen beim Abpacken der Elektronikbauteile nehmen, entzieht sich unserer Kenntnis. Zumindest bei uns waren einige Transistoren, Widerstände und eine LED mehr beigepackt, als man wirklich benötigt.
Inbetriebnahme
Obwohl auch ein externes, nicht im Lieferumfang enthaltenes 6-Volt-Netzteil angeschlossen werden kann, empfiehlt es sich, den kleinen Mittelwellensender mit vier AA-Akkus zu betreiben. Da sie perfekten Gleichstrom liefern, produziert der Sender auch ein sauberes Audio. Nachdem übliche Netzteile nur einen mehr oder minder stark pulsierenden Gleichstrom ausgeben, würde mit ihnen auch der berüchtigte 50-Hz-Netzbrumm mit zur Ausstrahlung gelangen. Dieser kann je nach Qualität des Netzteils bis ohrenbetäubende Ausmaße erreichen, wird aber jedenfalls als störend empfunden.
Das zu übertragende Audio nimmt der Mittelwellensender über eine Klinkenbuchse entgegen. An ihr lässt sich etwa ein MP3-Player oder ein Radio anschließen. Ein passendes Kabel, mit dem die Verbindung vom Kopfhörerausgang der Tonquelle zum Sender hergestellt wird, liegt dem Bausatz bei.
Die Frequenzeinstellung erfolgt stufenlos über ein großes Drehrad. Laut Produktbeschreibung sollte sich die Frequenz zwischen rund 525 und 1.605 kHz einstellen lassen. Was bei unserem Modell nicht der Fall ist. Es lässt sich zwischen 465 und 1.165 kHz abstimmen. Was am Ende aber zweitrangig ist.
Bei vielen Mittelwellenradios erfolgt die Frequenzeinstellung im 9-kHz-Raster. Um mit ihnen ein sauberes Audio des kleinen Senders zu empfangen, ist am Radio zunächst eine freie Frequenz voreinzustellen. Anschließend versucht man mit dem Einstellrad die Sendefrequenz so zu erwischen, dass aus dem Radio ein klarer Ton zu hören ist. Was erstaunlich gut funktioniert. Bei Radios mit analoger Senderskala, so wie sie bei musealen Geräten allgegenwärtig ist, entfällt diese Feinabstimmung.
Eingeschaltet wird der Mittelwellensender über den Lautstärkeregler. Tatsächlich wird mit ihm die Aussteuerung des Senders eingestellt. Lässt man ihn weit links, gibt es im Lautsprecher des Radios nur ein leises Audio zu hören. Dreht man ihn zu weit nach rechts, ist der Ton zwar laut, aber übersteuert. Hier gilt es nach Gehör die passende Einstellung zu finden.
In der Praxis
Die Reichweite des Senders ist auf wenige Meter begrenzt. Bei uns ist nach etwa zwei bis maximal drei Meter Schluss. Was auf eine extrem geringe Sendeleistung im unteren Milliwattbereich schließen lässt. So lässt sich zwar kein Wohnungs- oder Grundstücksfunk realisieren, dafür hält sich der Stromverbrauch in Grenzen. Was wieder entsprechende Akkulaufzeiten mit sich bringt. Zudem läuft man mit diesem Mittelwellensender kaum Gefahr, mit der Funküberwachung Bekanntschaft zu machen.
Wird der kleine Sender in der Nähe eines historischen Radios platziert, klappt es aber mit der perfekten Wiedergabe. Dazu kommt, dass dieser Sender ein echt gutes Audio liefert, das keine Wünsche offen lässt. Weiter von Vorteil: Er ist extrem frequenzstabil, womit man das Radio nicht ständig neu abstimmen muss.
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