ARD/ZDF-Kopierschutz: Großes Erstaunen in der Branche, Teil 5
Stefan Gebhardt (Die Linke)
Originalinterview: Stefan Gebhardt (Die Linke), Mitglied des Landtages von Sachsen-Anhalt
Sind Ihnen entsprechende Planungen von ARD und ZDF und die Durchführung konkreter technischer Tests seitens der IRT bekannt?
Mir ist bekannt, dass es von bestimmten Rechteinhabern verschärfte Forderungen nach DRM-Maßnahmen, insbesondere Kopierschutzmaßnahmen gibt und dass sich ARD und ZDF damit seit geraumer Zeit beschäftigen. ARD und ZDF haben innerhalb des DVB-Konsortiums am DVB-CPCM-Standard mitgearbeitet.
Unterstützen Sie die Einführung von Kopierschutzmaßnahmen seitens ARD und ZDF?
Ich unterstütze die Forderungen von ARD und ZDF, dass trotz der diesbezüglichen Forderungen von Rechteanbietern Signalisierungoptionen für die öffentlich-rechtlichen Sender verankert werden, die weder eine Verschlüsselung der Inhalte mit sich bringen, noch die Herstellung von Privatkopien einschränken.
Wäre mit einer Einführung von CPCM Receivern Ihrer Ansicht nach ARD und ZDF Plattformen, die, ähnlich anderer Plattformen wie Sky, Kabel Deutschland etc., reguliert werden müssten?
Nein. Meinem Kenntnisstand nach, ist es ARD und ZDF geglückt das so genannte „Free to Air Profil“ als Bestandteil des DVB-CPCM-Standards durchzusetzen. Dieses Profil sieht keine Verschlüsselung von Sendeinhalten vor und ermöglicht auch die Herstellung von privaten Sendemitschnitten.
Welche Forderungen haben Sie an eine Plattform von ARD und ZDF?
Meine Forderungen sehe ich aktuell erfüllt: Keine Codierung des Sendesignals und keine Verschlüsselung von Inhalten.
Nach Meinung der EBU ist für sicheren CPCM Betrieb ein neuer Receiver nötig. Wie wird im Sinne des Vebrauchers sichergestellt, dass dieser Receiver nicht zusätzlich neben den bereits im Haushalt vorhandenen Geräten betrieben werden muss. Werden Sie sich für einen kompatible Lösung zwischen CPCM von ARD und ZDF und anderen DRM Systemen privater Plattformen in Deutschlan einsetzen?
Meiner Meinung nach sind keine neuen Receiver notwendig. Da auch bei einer Signalisierung nach dem so genannten „Free to Air Profil“ eine unverschlüsselte Ausstrahlung erfolgen würde, können auch Geräte, die den CPCM-Standard nicht integriert haben alle Inhalte empfangen. Diese Geräte können weiterhin eingesetzt werden. Alles andere wäre wohl auch den Konsumentinnen und Konsumenten nicht zuzumuten.
Warum kann es nicht einen Receiver für alles geben?
Wie gesagt, man benötigt auch künftig zum Empfang der Öffentlich-Rechtlichen Programme keine neuen Receiver.
CPCM kann nach Expertenansicht nur wirksam funktionieren, wenn alle in Deutschland bzw. der EU ausgelieferten Receiver diesen Standard integrieren. Werden Sie eine politische Initiative unterstützen, die CPCM in ganz Europa fest in die Receiverspezifikationen verankert?
Ein europaweiter einheitlicher Standard wäre hier sicherlich wünschenswert.
Was halten Sie ganz persönlich von Kopierbeschränkungen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen?
Die wird es wohl nicht geben und das ist auch gut so… Ich werde mich auch künftig dafür einsetzen, dass es keine Codierung bzw. Verschlüsselung öffentlich-rechtlicher Programme stattfindet und auch keine Kopierbeschränkungen eingeführt werden.
ARD und ZDF weisen in einer Stellungnahme gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de darauf hin, dass die Sender weiterhin Free-to-Air Sender seien, trotz ihres Bekenntnisses zu einem Kopierschutz. Sehen Sie das ebenso?
Ja, denn es wird meinem Kenntnisstand nach auch keinen Kopierschutz geben.
Welche Auswirkungen auf eine Haushaltsabgabe für ARD und ZDF hätte es, wenn die Sender mit einer CPCM Kopierschutzmaßnahme nicht mehr als Free-TV klassifiziert werden würden? Sind in diesem Fall nach wie vor alle Haushalte zur Zahlung der (gesamten) Gebühr verpflichtet?
Da auch künftig unverschlüsselt gesendet werden soll, werden die Sender auch weiterhin klassisches Free-TV sein. Wieso auch nicht?
Sollte sich herausstellen, dass ein CPCM Kopierschutz wirkungslos ist und ARD und ZDF nach dem Vorbild der Freeview-Plattform in Großbritannien zumindest teilweise verschlüsseln müssten – welche Auswirkungen hätte dies auf die Haushaltsabgabe. Würde diese dann nur noch für Haushalte anfallen, die eine dann ggf. notwendige Karte oder einen seitens ARD und ZDF übermittelten PIN nutzen, anfallen?
Eine Verschlüsselung kommt aus meiner Sicht überhaupt nicht in Frage. Deshalb müssen wir auch keine möglichen Konsequenzen diskutieren. All jene, die eine Verschlüsselung von ARD und ZDF fordern schaufeln das Grab für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Können Sie die Argumentation der Öffentlich-Rechtlichen nachvollziehen, wonach die Einführung des CPCM-Systems aufgrund der Vorgaben der Rechteinhaber unumgänglich ist?
Ich kann nachvollziehen, dass es großen Druck von Rechteinhabern gibt. Aber dem wurde ja offenbar nicht nachgegeben, denn ARD und ZDF sollen auch künftig unverschlüsselt senden und auch Mitschnitte von Sendungen zulassen.
Welche Alternativen zu CPCM sehen Sie? Sollten ARD und ZDF nach Vorbild des ORF eher auf eine klassische Grundverschlüsselung setzen, um auf bestehende Standards wie CI und CI-Plus zurückgreifen zu können?
Nein! Auch eine Verschlüsselung wie beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk in Österreich würde ich ablehnen. Denn öffentlich-rechtlich heißt Free-TV und nicht Pay-TV, auch nicht Pay-TV light!