Apple-Visionär Steve Jobs

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Apple-Visionär Steve Jobs, Teil 4

Das Geschäft seines Lebens: Pixar

Der Vater des Macs

Während Jobs im privaten wie im Arbeitsleben mit seinen Visionen haderte, war es Jef Raskin, der die Firma Apple für alle Zeit unsterblich machen sollte. Sein Prototyp des Macintoshs (nach der Apfelfrucht McIntosh) wurde das Statussymbol eines Computers. Günstig in der Anschaffung und einfach in der Bedienung. Der Macintosh wurde vor Steve Jobs versteckt gehalten, denn dieser erteilte dem Projekt eine klare Absage, schließlich musste LISA zur Marktreife gelangen.
 
1981, nach dem Geldsegen und Jobs’ Rauswurf beim LISA-Projekt, dämmerte aber auch dem Apple-Gründer, welch immenses Potenzial sich hinter dem Macintosh verbarg. Er begann, sehr zum Leidwesen von Raskin, das Projekt zu diktieren. Dem leiblichen Baby schenkte er bisher keine Aufmerksamkeit, doch das Adoptivkind Macintosh gab er nicht mehr aus der Hand. Als der Macintosh immer mehr Gestalt annahm und Jobs’ Projekt die Kernzielgruppe von LISA anpeilte, ahnten die Produktmanager jedoch das größte Problem seit Firmenbeginn: zwei identische Produkte für eine Zielgruppe. Dabei war der Macintosh mittlerweile LISA in Kompaktheit, Einfachheit und Schnelligkeit überlegen – das Prestigeobjekt drohte zum Groschengrab zu mutieren. Steve Jobs hatte es geschafft: Sein neues Projekt stach sein letztes aus, nur war es leider sein Unternehmen, das beide finanzierte.
 
Das Bild seiner Firma konnte ausgefallener nicht sein: Auf der einen Seite die Piratenflaggen schwenkenden Eigenbrödler um Jobs, die mit dem Macintosh das wohl beeindruckendste Stück Computertechnik aller Zeiten entwarfen, und auf der anderen Straßenseite die Mitarbeiter am Projekt LISA, höher bezahlt, aber mit weit weniger Privilegien ausgestattet. Am 24. Januar 1984 wurde der Macintosh der Weltöffentlichkeit präsentiert.
 
Nach zahllosen Querelen und Machtkämpfen, gepuscht durch einen innovativen Werbespot von „Alien“-Regisseur Ridley Scott, wurde der Macintosh das Abbild des amerikanischen Traumes und Steve Jobs vergöttert – von nun an galt er als Ziehvater des Apple Macintosh, ein Kredit, von dem er ein Leben lang wird zehren können. Vernebelt vom Größenwahn ließ der tiefe Fall jedoch nicht lange auf sich warten. Nachdem der Hype um den Macintosh abflachte, wurden die Konstruktionsmängel immer offensichtlicher. Die Menschen erwarteten von einem Computer kein außergewöhnliches Design, eine Maus oder bunte Farben, sondern einzig und allein, dass er funktionierte – letzteres war die Achillesferse des Macintosh.
 

Jobs’ Rauswurf

Die Verleihung einer Medaille durch Ronald Reagan an Jobs und Woz für ihren Beitrag zum technologischen Aufstieg war da eine willkommene Abwechslung, obwohl sich beide mittlerweile nicht mehr ansehen konnten. Der Umsturz erfolgte im Sommer 1985. Die Vorsitzenden beschlossen einstimmig, dass Jobs im Unternehmen keinerlei ausführende Tätigkeiten übernehmen und einzig die Forschung und Entwicklung betreuen sollte. Wenige Monate später war Jobs sogar völlig von seinem selbst gegründeten Unternehmen isoliert – weder konnte er eigene Dinge einbringen noch die Machtinhaber für seine Ideen begeistern, obwohl er noch dem Vorstand angehörte. Jobs’ einzige Chance bestand in einem Neubeginn.
 
Er warb führende wie auch ausgemusterte Mitarbeiter von Apple für sein neues Projekt ab, was für aufschäumende Wellen in seiner einstigen Firma sorgte. Sein neues Unternehmen NeXT kümmerte sich um Computer für Universitäten, Hochleistungs-Workstations, welche günstiger als die Konkurrenz angeboten werden sollten. Jobs wurde zur Zielscheibe für Apples Vorstände und in der Öffentlichkeit wie auch vor Gerichten angeklagt, geistiges Eigentum von Apple zu seinem Vorteil zu verwenden. Er war empört über die forschen Anschuldigungen und warf sie mit Intelligenz zurück: „Es ist schwer sich vorzustellen, dass ein Zwei-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit mehr als 4 300 Mitarbeitern die Konkurrenz von sechs Leuten in Jeans fürchten sollte.“ Obwohl NeXT jahrelang kein einziges Produkt vorweisen konnte, profitierte es vom Status Steve Jobs’. Er galt noch immer als genialer Stratege und Marketinggenie.
 

Zurück zum Anfang

Doch ein großer Name reicht nicht aus, um als Unternehmen bestehen zu können und die Verkaufszahlen verfehlten die Erwartungen bei weitem. 1993 musste NeXT mehr als die Hälfte seiner Mitarbeiter entlassen.
 
Jobs reiste wieder einmal viel in der Welt umher, denn er brauchte Zeit zum Nachdenken. Dabei fiel sein Blick eines Tages auf die Computerdivision von Lucas Film. Jobs beschloss kurzerhand, diese für zehn Millionen Dollar zu kaufen, um daraus ein eigenständiges Unternehmen namens Pixar aus der Taufe zu heben.
 
Als im Jahre 1991 plötzlich Disney an die Tür klopfte, um die Produktion eines computeranimierten Spielfilmes zu realisieren, wurde aus dem erfolglosen Unternehmen ein noch heutiges Ausnahmestudio, welches Erfolge wie „Toy Story“, „Findet Nemo“ oder „Die Unglaublichen“ hervorbrachte. Obwohl er mit Pixar das Geschäft seines Lebens machte, stand es in Jobs’ Leben nie im Mittelpunkt. Der Krieg um die Personal Computer war indessen längst entschieden, denn Windows hatte sich als führendes Betriebssystem etabliert.
 
Was sich bereits zuvor abzeichnete, wurde Ende 1996 öffentlich bekannt gegeben: Apple kaufte NeXT, um auf der Grundlage von NeXTStep das Macintosh-System der Zukunft zu entwickeln. Damit war Jobs nach elf Jahren wieder zu jenem Unternehmen zurückgekehrt, welches er 20 Jahre zuvor gegründet hatte.
(Tobias Lindner und Christian Trozinski)

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