Animationsfilme aus dem Hause Ghibli – Teil 4
Eine Erfolgsstory nimmt ihren Lauf
Studio Ghibils Markenzeichen
Es dauerte nicht lange und Miyazaki hatte eine neue Film-Idee, die von einer fantasievollen katzenähnliche Kreatur handeln sollte. Jedoch galt die Verwirklichung von „Mein Nachbar Totoro“ (1988) als ein großes finanzielles Risiko, da die Story in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg spielen sollte. Den Geldgebern missfielen Fröhlichkeit und Unbeschwertheit der Protagonisten. In der japanischen Gesellschaft wurde mit dieser Thematik traditionell nur Hunger, Leid und Elend in Verbindung gebracht.
Miyazaki war jedoch so von seiner Geschichte überzeugt, dass er anbot, einen zweiten Film parallel zu produzieren: „Die letzten Glühwürmchen“ (1988). Dieses Anti-Kriegs-Drama gilt als der erschütterndste Zeichentrickfilm überhaupt und handelt von zwei Geschwistern, die während des zweiten Weltkrieges einen erbitternden Kampf ums Überleben führen. Nicht nur beim zeitgenössischen Publikum löste der Zeichentrickfilm Beifall aus, auch jüngere Generationen wurden angesprochen und schnell etablierte sich der Streifen „Die letzten Glühwürmchen“ zu einem Klassiker. Bei der Produktion der Animes stieß das Studio Ghibli aufgrund der immer höher gesetzten Qualitätsmaßstäbe an Kapazitätsgrenzen.
Doch der Aufwand hat sich gelohnt, denn sowohl „Mein Nachbar Totoro“ als auch „Die letzten Glühwürmchen“ wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und von den Kritikern hoch gelobt. Die Silhouette von Totoro wurde sogar zum Markenzeichen des Studio Ghibli.
Die ersten wirklichen finanziellen Erfolge brachte der Film „Kikis kleiner Lieferservice“ (1989) ein. Der Anime handelt von einer jungen Hexe, die in einer fremden Stadt lernen soll, selbständig zu leben. Für die Recherchen setzte sich Hayao Miyazaki an einen Bahnhof und beobachtete stundenlang, wie sich Frauenröcke beim Gehen bewegen. Mit dieser Detailverliebtheit erschuf er eine nahezu realistische Welt, wie sie bei bisherigen Trickfilmen kaum zu sehen war.
Aber Qualität hat ihren Preis – deshalb war das Budget bald ausgeschöpft und die beauftragten Zeichner erhielten nur einen Hungerlohn für ihre Arbeit. Somit entschied sich das Studio Ghibli, selbst junge Zeichner auszubilden und zu fördern. Daher rührt die Tatsache, dass für „Tränen der Erinnerung – Only Yesterday“ (1991) ausschließlich junge Zeichner am Werk waren. Aufgrund professioneller Vermarktung durch Suzuki, wurde der Anime schnell zum Kassenspitzenreiter.