Android erobert Fernseher, Teil 2
Freiheit Internet
Das eigentliche Objekt der Begierde des 47-Zoll-Gerätes ist natürlich die Android-Oberfläche. Diese heißt Sie mit einem klassischen Desktop willkommen, auf dem auch eine Wettervorhersage, eine Uhr und ein Kalender integriert sind. In der uns vorliegenden Version ließ sich nur wenig an dieser Konstellation ändern, was aber vornehmlich an der nicht mehr ganz zeitgemäßen Android-Version lag. Vielversprechender sind hier die Applikationen. Deren vier sind bereits vorinstalliert und fest im System verankert. Dazu zählen beliebte Anwendungen wie Youtube und Google Maps. Über den „Application Market“ lassen sich weitere Apps beziehen, deren Darstellung auf die Android-TV-Umgebungen angepasst ist – Sie erhalten somit keine bloße Kopie von Smart-Phone-Apps. Aufgrund der notwendigen Optimierung für das XXL-Display stehen zurzeit nur wenig Programme zur Verfügung. Alternativ unterstützt das System auch die Installation von Apps über APK-Dateien.
Ein wahres Highlight der Android-Portierung ist der integrierte Browser. Dieser begeistert von Beginn an mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Eine Breitbandverbindung vorausgesetzt, geschieht der Seitenaufbau auch umfangreicher Webseiten im Rekordtempo. Dies verdankt der Browser zu einem guten Teil Googles Betriebssystem, das allgemein nur wenig Wartezeit einfordert. Leider ist derzeit noch kein Abspielen von Flash-Inhalten möglich, was die Videodarstellung, ähnlich wie beim Umgang mit Apples iPad, stark einschränkt. Davon abgesehen schaffte es das System, auch große Bilder ansprechend auf Display-Größe zu skalieren. Zur Texteingabe und Navigation hat der Hersteller eine besondere Fernbedienung mit kompletter Tastatur mitgeliefert. Diese wird mit beiden Händen gehalten und Besitzer von Touchscreen-Smartphones werden schnell damit zurechtkommen. Gewöhnungsbedürftig ist die Zwei- und Dreifachbelegung der Tasten mit System- und Fernsehfunktionen. Diese werden erst mit Betätigen entsprechender Umschalttasten aktiviert.
Vorfreude
Der Android-TV von Emwob könnte sich mit dem nötigen Feinschliff als Allheilmittel für alle entpuppen, die klassische Fernseh- und moderne Internetunterhaltung in einem Gerät miteinander verknüpfen wollen. Noch kann das Vorserienmodell dieses Ziel zwar nicht erreichen, doch bereits in diesem frühen Stadium kann der ungewöhnliche Ansatz als vielversprechend gewertet werden. Die vollwertige Integration von Googles Android hat anderen Unterhaltungselektronikherstellern besonders eines voraus – eine riesige Entwicklergemeinschaft, die tagtäglich an der Ausgestaltung von Zusatzanwendungen feilt. Somit bietet der Android-TV nicht nur all das, was vergleichbare Plattformen ausmacht, sondern kann darüber hinaus ständig erweitert und vor allem auf den jeweiligen Nutzer angepasst werden. Wenn die finale Version des Emwob Googles Android fehlerfrei auf den Markt bringt, ist dieser Fernseher eine interessante Alternative zu den auf Eigenentwicklungen festgefahrenen Plattformen der großen Hersteller.
(Christian Hill)