Analoge Abschaltung: Wer zahlt die Kosten?

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Analoge Abschaltung: Wer zahlt die Kosten?, Teil 3

Digitalisierungsfond, Konjunkturpaket, Steuergeld

Eine ökonomische Alternative zur Reanalogisierung sieht Verbraucherschützer Bobrowski nicht. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass die Reanalogisierung bereits Realität ist. „Digitalisierung und möglicherweise gleichzeitige Reanalogisierung bestimmter Programme im Kabel ist für mich kein Widerspruch“, erklärt Blankom-Digital- Chef Freese, der bereits etliche Kabelkopfstationen mit Digital-Analog- Wandlern ausgestattet hat.
 

Erich Rock, Produktbereichsleiter Satellitenempfangs- und Breitbandkommunikationssysteme bei Kathrein, hält eine Reanalogisierung in großen Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäusern für sinnvoll. Für Humax-Manager Gerster hingegen ist sie schlichtweg „völlig indiskutabel“. Für Kabelnetzbetreiber stellt sich die Frage, wer die Reanalogisierung bezahlen soll. „Falls die Sender nach der analogen Abschaltung weiterhin an einer analogen Verbreitung in den Kabelnetzen interessiert sind, halten wir einen finanziellen Ausgleich der Kabelnetzbetreiber für mehr als gerecht“, erklärt der damalige Anga-Geschäftsführer Heublein.

Subvention oder Fonds?

Bei der Kostenfrage scheiden sich ohnehin die Geister. „Scherzhaft könnte man es bedauern, dass Kabelreceiver nicht im Auto benötigt werden, sonst wäre eine Subvention – auch durch Steuergelder – gesichert“, schmunzelt Freese. Gerster befürchtet, dass bei einer Subvention durch Steuergelder auch die zur Kasse gebeten werden, die bereits auf Digitalempfang umgestiegen sind. Schaas fordert hingegen eine Anschubfinanzierung. Den Rest müsse der Markt selbst regeln.
 
„Ein reiches Land wie Deutschland sollte neben Hilfen für Banken und Autofirmen auch Geld für zukunftsträchtige Infrastrukturen ausgeben“, fordert Schaas, „allerdings braucht es in vielen Fällen weniger die Subventionierung als den unternehmerischen Mut.“ PTKO-Vorsitzender Bittel würde ein Konjunkturpaket für die Digitalisierung begrüßen. Eine weitere, bereits häufig diskutierte Option ist ein technikneutraler Digitalisierungsfonds. Sollte es ihn für Deutschland geben, fordert Langheinrich auch einen konkreten Abschalttermin. „Die Frage ist allerdings, ob uns das Millionen Euro wert ist“, so der DLMVorsitzende gegenüber DIGITAL INSIDER, oder ob nicht doch der Markt den Umstieg regeln sollte. Das ZDF lehnt eine Beteiligung an einem solchen Fonds ab.
 

Frequenzversteigerung

Auch Kathrein-Manager Rock und Verbraucherschützer Bobrowski setzen lieber auf den Wettbewerb als auf Subventionen. Bobrowski befürchtet kurze Hardware-Lebenszyklen verbunden mit negativen ökologischen Auswirkungen – Stichwort Elektroschrott – und langen Vertragsbindungen des Kunden. Chardon vom ZVEI hingegen hofft auf die Einnahmen aus der Frequenzversteigerung der Digitalen Dividende. „Und zwar am besten über Zuwendungen an den Verbraucher“, so Chardon. Doch zunächst setzen alle Beteiligten ihre Hoffnungen in die bevorstehenden Gespräche innerhalb des ZVEI und der Deutschen TV-Plattform. Ein zweites FDM-Fiasko sollte auf jeden Fall vermieden werden.
(Marc Hankmann)

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