American Pie – Das Klassentreffen

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American Pie – Das Klassentreffen, Teil 2

Im Gespräch mit den Regisseuren

„Schocken nur um des Schockens Willen ist keineswegs lustig“

 
Was dachten Sie, als Sie „American Pie“ zum ersten Mal sahen?
 
JH: Das witzige ist, bevor wir den Film sahen, bekamen wir den Trailer zu Gesicht. Wir beide waren seit der Highschool befreundet und begannen während des Studiums damit Drehbücher zu schreiben. Bevor „American Pie“ heraus kam, schrieben wir zusammen an etwas, was dem Konzept des Films sehr nahe kam. Es war so etwas wie: Junge Leute, die wie Jugendliche sprechen durchleben Dinge, die Leute wie wir so erleben. Es gab nackte Tatsachen – im Prinzip beinhaltete es sämtliche Elemente aus „American Pie“. Als wir dann zum ersten Mal den Trailer zu „American Pie“ sahen, habe ich die Szenen förmlich in mich aufgesogen. Und ich rief Hayden an und sagte: Jemand hat unseren Film gemacht. Eigentlich wollten wir damals die ersten sein, die seit den 1980er Jahren eine R-geratete Komödie machen, mit der sich die junge Generation verbunden fühlt.
 
 
Und als Sie den Film sahen?
 
JH: „American Pie“ hat uns wirklich vom Hocker gehauen. Es sieht witzig aus. Ich war damals gerade in Cannes, als ich ihn zum ersten Mal sah. Mein College unternahm einen Ausflug zum Cannes Filmfestival. Und dort gab es ein Screening von „American Pie“, an dem ich teilnahm. Und ich war einfach vollkommen baff. Was ich hierran besonders mochte, war, dass es sich um ein internationales Publikum handelte und jedermann musste lachen. Ich erzählte es Hayden, wie unglaublich es war und wir sahen den Film dann noch zwei weitere Male in New York bevor der Film offiziell in die Kinos kam. Es waren noch nicht einmal so sehr die Comedy oder die peinlichen Situationen, die uns faszinierten. Aber wir liebten die Charaktere. Und das war das Größte für uns. Das sprach uns wirklich an, weil es sich anfühlte, als würden echet Menschen diese Erfahrungen durchleben.
 
 
Seit wann machen Sie eigentlich die „Harold & Kumar“-Geschichten?
 
HS: 2004 kam der erste Film raus, seitdem waren es 3 Filme. Zu dem 2004 erschienenen „Go To White Castle“ schrieben wir das Drehbuch und es war der erste Film, bei dem wir am Set waren. Während des Drehs lernten wir eine Menge übers Filmemachen. Bei der Fortsetzung „Escape From Guantanamo Bay“ führten wir dann erstmals auch Regie. Und es lief sehr gut, weshalb man uns auch für „A Very Harold & Kumar 3D Christmas“ dabei haben wollte. Wir unterzeichneten den Vertrag und wollten schon damit anfangen, als zum Drehbeginn Universal an unsere Tür klopfte mit „American Pie – Das Klassentreffen“. Am liebsten hätten wir beides gemacht, aber das war unmöglich. Da wir auch einmal etwas anderes machen wollten, entschieden wir uns für „American Pie“ und lieferten zum dritten „Harold & Kumar“ lediglich das Skript.
 
 
Gibt es Parallelen zu „Harold & Kumar“?
 
JH: Na klar! Die größten Parallelen sind John Cho sowie Eddie Thomas. Natürlich sind wir am meisten hinter dem Lacherfolg her. Wenn das Publikum das Kino glücklich und lachend verlässt, haben wir unseren Job richtig gemacht – und das ist die größte Gemeinsamkeit. Die andere ist, dass die Protagonisten der Filme gute Menschen sind. Sie sind sympathisch und Freundschaft ist ein wichtiges Element in beiden Filmserien. Theoretisch könnten Harold und Kumar mit den Leuten aus „American Pie“ auf sehr natürliche Art abhängen. Der größte Unterschied zwischen den beiden Franchises ist, „Harold & Kumar“ ist als eine Drogen-Komödie abgedrehter. Die Protagonisten sind zwar immer real, aber die Welt um sie herum ist wesentlich bizarrer es endet meist dreckiger.
 
 
Sie sind beide Mitte 30. Half Ihnen das bei der Entwicklung der Story?
 
HS: Vollkommen! Genau aus diesem Grund haben wir den Film gemacht. Wir wollten nicht einfach einen weiteren, zufällig zusammen gewürfelten „American Pie“-Film machen. Wir mögen Filme, in denen wir unsere eigenen Erfahrungen verarbeiten können. Wir beide sind in den Dreißigern. In dem Alter beginnt eine Art Selbstreflektion. Man fängt an sich zu fragen, ob man dort angelangt ist, wo man in der High school hinwollte. Zudem steht natürlich auch die Frage im Raum, was aus den Freunden geworden ist. Wo im Leben wir uns derzeit befinden, das ist ein sehr guter Ausgangspunkt, um diesen Film zu schreiben. Jon ist z. B. verheiratet und hat ein Kind, während ich noch Single bin. Dieser Film hat ein Ensemble an unterschiedlichsten Figuren, und keiner sitzt im selben Boot. Während der High School waren alle noch auf einem Level. Keiner war verheiratet oder hatte Kinder und alle dachten nur an Sex. In den Dreißigern ist jeder in einer anderen Lebensphase.

Die Karten sind gespielt…
 
HS: Genau, aber ich denke, die Moral der Filme ist, das immer noch genug Zeit ist. Wenn man noch nicht dort angelengt ist, wo man eigentlich hin wollte – das muss nicht zwingend schlecht sein. Und wenn doch, kann e simmer noch geändert werden.
 
 
Wie entwickelten Sie die teils doch ganz schön wiederlichen Gags?
 
HS: (Lacht) Es beginnt bei den Charakteren. Schocken nur um des schockens Willen ist keineswegs lustig. Aber wenn man die Charaktere betrachtet, dann muss man sich nur fragen, was die schlimmsten Sachen sind, die ihnen widerfahren könnten. Zum Beispiel hat Jim (Jason Biggs) nun eine Familie. Daher überlegten wir, was für dreckige Dinge passieren könnten, wenn ein Kind im Hause herumspringt. Wir mussten also nur von seinem Lebensstandpunkt ausgehen und von dort aus weiterspinnen.
 
 
Also ich muss sagen, der Prolog des Films ist Ihnen wirklich gelungen. Ein kleines Meisterwerk.
 
JH: Danke! Wir sind auch sehr stolz auf diese Eröffnung. Es ist eine Art Hommage an den ersten Film, weshalb wir uns ein ganz spezielles Motiv heraus gepickt haben…
 
Unserer Meinung nach sind Komödien vergleichbar mit Magie. Es geht stetig darum, das Publikum auf die falsche Fährte zu locken. In dem Film wolten wir erreichen, dass die Zuschauer zunächst denken, die Frau wird ihn erwischen. Plötzlich kommt raus, dass es das Kind ist und jeder denkt „Oooooh, das ist also die Pointe“. Doch dann kommt die dritte Wendung un der erwischt sie. Wir spielen also mit den Erwartungen, und das funktioniert für die Komödie am besten.
 
 
War es schwierig, sämtliche „American Pie“-Darsteller wieder zu vereinigen?
 
JH: Als wir das Projekt erstmals skizzierten, haben wir gehört, dass die meisten von ihnen Interesse an dem Projekt hätten, wenn das Skript gut wäre. Da sie mochten, wo ihre Charaktere standen, legten wir die oberste Priorität in das Skript. Als wir uns mit dem Studio zusammensetzten, verdeutlichten wir, dass es ein echter Ensemble-Film werden sollte – eben wie beim ersten Film, bei dem man all diesen roten Fäden folgt und jeder Charakter hat etwas wichtiges zu erledigen bzw. seinen eigenen Moment.
 
 
Vielen Dank für das Gespräch.
(Falko Theuner)

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