Agenten so cool wie noch nie – Die 3 angesagtesten Spionage-Highlights

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Agenten so cool wie noch nie – Die 3 angesagtesten Spionage-Highlights

Kingsman

Wenn Mark Millar und Matthew Vaughn im Pub um die Ecke einen trinken gehen, dann kommt meistens etwas wirklich Abgefahrenes, wirklich Blutiges und wirklich Kreativ-Unterhaltsames heraus. Während es bei „Kick-Ass“ und „Kick-Ass 2“ ein nerdiger Teenager war, der zum Vigilanten wurde, um die Stadtbewohner vor Gewaltverbrechen zu bewahren, ist es nun ein Teenager aus dem Ghetto, der zum Geheimagenten ausgebildet wird, um die zivilisierte Welt vor ihrem Untergang zu bewahren.

Das Szenario weist also gewisse Ähnlichkeiten auf, bis auf das Grund-Thema, das sich an alten Agenten-Filmen orientiert – die laut Vaughn und Millar im Gegensatz zu den aktuellen Agenten-Streifen noch Spaß gemacht haben. Und Spaß gibt es in diesem Film auf allen Ebenen.

Zunächst einmal zur Handlung: Nach einer missglückten Mission, bei der ein frisch angelernter Agent ums Leben kam, schenkt Agent Galahad (smart wie immer: Colin Firth) dessen Sohn einen Anhänger, auf dem eine Notrufnummer abgebildet ist. Jahre später macht der zum Teenager herangewachsene Eggsy (Taron Egerton) Gebrauch davon, als er kurz davor steht, wegen eines Autodiebstahls in den Knast zu wandern.

Minuten nach seinem Anruf befreit ihn Galahad aus der misslichen Lage und lädt ihn auf einen Drink ins Pub ein. Dort treffen sie auf die üblichen Schlägertypen, die dummerweise die Schlägertypen von Eggsys widerlichem Stiefvater sind, was zu einer Lektion in Höflichkeit und Anstand führt.

Und da Galahad ein sehr guter Benimm-Lehrer ist, willigt Eggsy alsbald ein, den Gentleman an seinem Arbeitsplatz zu besuchen: Einer auf maßgeschneiderte Anzüge spezialisierten Schneiderei, die einfach jeder Multi-Milliardär besucht, der etwas auf sich hält. Doch hinter der Fassade des „Kingsman“-Geschäftes verbirgt sich ein privater Geheimdienst, der unabhängig von der Regierung agiert.

Und da erst vor Kurzem der Agent mit dem Decknamen Lancelot während eines Einsatzes verstorben ist, laufen bereits die „Vorstellungsgespräche“ für die Neubesetzung des Lancelot-Postens. Schließlich sollen die zwölf Ritter der Tafelrunde wieder vollständig sein. Eggsy ist sich sicher, dass genau dies seine Bestimmung ist, und willigt daher ein, am Eignungstest teilzunehmen. Jener besteht aus mehreren lebensgefährlichen Aufgaben, die es ähnlich wie bei „Men In Black“ oder auch bei „Harry Potter“ zu bewältigen gilt.

Der letzte der übrig bleibt, wird angestellt. Währenddessen führt die Handlung den lispelnden Oberbösewicht ein – einen Schurken, wie er aus einem klassischen Bond-Roman stammen könnte, nur das seine Beweggründe von durchaus nachvollziehbarer Natur sind. Der Multimilliardär Valentine (Samuel L. Jackson) sieht es als seine Pflicht an, die Erde kontrolliert vom „Virus Mensch“ zu befreien, damit sie sich wieder erholen kann.

Dafür hat er sich einen teuflischen Plan ausgedacht, der dafür sorgen soll, dass sich die Menschen gegenseitig auslöschen. Und da er selbst weder Blut noch Gewalt ertragen kann, lässt er seine hübsche und mit zwei Bein-Schwert-Protesen versehene Beschützerin Gazelle (Sofia Boutella) die ganze Drecksarbeit erledigen.

Als Galahad eines Tages mehr über den brutalen Tod seines Kollegen Lancelot herausfinden möchte und dessen Zielperson (Mark Hamill) während der Befragung der Kopf explodiert, gelangt die Kingsman-Organisation auf Valentines Spur. Ein heftiges, Generationen-übergreifendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt.

Manieren, bitte!

Das Tolle an Colin Firth ist, dass er spätestens seit „A Single Man“ und „The King‘s Speech“ die Prinzipien eines Gentleman verkörpert wie kein anderer. Wenn er auftritt, scheint er ganz Britannien samt des Königshauses zu repräsentieren.

Umso verwirrender ist es, wenn dieser überaus korrekte und zivilisierte Charakter in den Agenten-Modus schaltet und ohne mit der Wimper zu zucken eine brachiale Gewalt entfesselt, die Alex in „Uhrwerk Orange“ als „ultra“ bezeichnen würde.

Es gibt eine Szene in einer Kirche, die ohne Frage absolut gewaltverherrlichend ist und  einen langatmigen Blutrausch durchexerziert, der definitiv im Zuschauer-Gedächtnis bleibt. Darüber kann man sich freilich empören und berechtigterweise moralische Bedenken äußern.

Dennoch bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Bewunderung auszudrücken für die hervorragende Kameraarbeit, die unglaubliche Kampfchoreografie und den turbulenten Schnitt. Die Kamera nimmt die Perspektive des metzelnden Agenten ein, wirbelt dynamisch in Richtung der zuschlagenden Arme und wendet sich schwungvoll den attackierenden Personen zu.

Dass sowohl die „gute Seite“ der Agenten als auch die „böse Seite“ der Umwelt-Aktivisten völlig skrupellos mit Menschenleben spielen, wird hier als überspitzte Skurrilität in Kauf genommen.

Wie Regisseur Matthew Vaughn im Bonusmaterial betont, geht es lediglich um die Faszination, die Agenten mit ihren ganzen Gadgets, Waffen, Autos und Nahkampffähigkeiten auf den Zuschauer nun mal ausüben. Ohne den heftigen Kontrast zwischen Colin Firths würdevollem Auftreten und der barbarisch überdrehten Metzelei, wäre der Film nur halb so interessant.

Trailer / Video:

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(Falko Theuner)

Bildquelle:

  • Spionage: © GraphicCompressor - stock.adobe.com
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