„Codename U.N.C.L.E.“, „Spectre“, „Kingsman“
„Wie heißt Dein Hund?“ „JB“ „Aaahh, James Bond? Jason Bourne?“ „Nein, Jack Bauer!“ – Nicht nur „Kingsman“ geht mit der Zeit und präsentiert unglaublich spaßige und unterhaltsame Agenten-Action samt spitzfindiger Dialoge. Derzeit haben actionreiche Spionage-Thriller Hochkonjunktur und scheuen sich nicht davor, ihrem Publikum Freudentränen in die Augen und Lachfalten ins Gesicht zu zaubern.
Amerika und Russland streiten sich wieder einmal, dabei könnten sie solch ein tolles Team abgeben, wie die beiden Profi-Spione Napoleon Solo und Illya Kuryakin in „Codename U.N.C.L.E.“ beweisen. Bereits in den 1960ern, als der Kalte Krieg omnipräsent war, machten sich die beiden Serien-Helden (basierend auf einem Konzept des Bond-Vaters Ian Flemming) daran, den Frieden in der Welt zu wahren.
In Deutschland trug die Serie übrigens den lustigen Namen „Solo für Onkel“ und besaß mit David McCullum und Robert Vaughn zwei äußerst fähige und sympathische Hauptdarsteller. 2015 wird nun der Agenten-Stoff noch einmal von dem britischen Kult-Regisseur Guy Ritchie („Sherlock Holmes“, „RocknRolla“) neu aufgearbeitet und als lockere Action-Komödie auf der großen Kino-Leinwand präsentiert.
Nach wie vor spielt dort die Handlung in den 1960ern, wobei die Hauptcharaktere Kuryakin (Armie Hammer, „The Social Network“) und Solo (Henry Cavill, „Man Of Steel“ ) wesentlich cooler wirken als im Original. Sowohl Zeitpunkt als auch Schauplatz sind daher die Faktoren, die den Film von anderen aktuellen Agenten-Streifen unterscheiden. Schließlich agieren sämtliche Kino-Spione der Konkurrenz derzeit in der Gegenwart.
Der Film wirkt dadurch stärker wie ein klassischer, glamouröser Spionage-Thriller, der mit seinen bunten Farben und kuriosen Gegnern schillert. Genaugenommen ist die Handlung vor den Ereignissen der 1960er-Jahre-Serie angesiedelt und erzählt die Ursprungsgeschichte über die Zusammenkunft der Serien-Helden.
Go Trabi Go!
Zunächst begegnen sie sich als Feinde, die sich gegenseitig quer durch die DDR jagen. Solo im flotten Flitzer, Kuryakin im bewährten Trabi, wer wird gewinnen? Vorerst ist es wohl der Amerikaner, der entkommen kann und zudem die bildschöne Tochter eines verschwundenen Wissenschaftlers rettet: Alicia Vikander als Gaby Teller.
Die Verfolgungsjagd zeigt vor allem eins: Dass beide Kontrahenten zu den besten Spionen der Welt zählen. Bald stellt sich heraus, dass die wirtschaftspolitische Lage der Welt dermaßen bedroht ist, dass die beiden Kontrahenten zusammen arbeiten müssen … was nicht gleichzeitig heißt, dass sie sich von nun an auch leiden können.
Kein Wunder also, dass ihre weitere Begegnung in einer öffentlichen Toilette zur rüpelhaften Schlägerei führt. Ihre jeweiligen Chefs zwingen sie dennoch dazu, ihre Rivalität vorerst einzustellen, um über Gabys angeblich verstorbenen Vater in ein Verbrecher-Syndikat eingeschleust zu werden.
Dieses hat nationalsozialistische Hintergründe, produziert Atombomben am laufenden Band und gefährdet den Weltfrieden damit aufs Äußerste. Mann könnte jetzt annehmen, dass sich dahinter die aus der Serie bekannte Untergrundorganisation T.H.R.U.S.H. (Technical Hierarchy for the Removal of Undesirables and the Subjugation of Humanity) verbirgt, doch seien wir einmal ehrlich – heutzutage würde ein Verbrechersyndikat namens „Technische Hierarchie für die Entfernung von Unerwünschten und die Unterwerfung der Menschheit“ oder kurz „Drossel“ einfach nur drollig wirken.
Daher entschied sich Guy Ritchie einfach für das bewährte Nazi-Bösewicht-Schema und baut in seinem Film das Millionärs-Pärchen Alexander (Luca Calvani) und Victoria Vinciguerra (Elizabeth Debicki) als teuflische Widersacher auf. Und wo wir schon einmal bei unsäglichen Abkürzungen sind: U.N.C.L.E. heißt in seiner Langfassung tatsächlich „United Network Command for Law and Enforcement“ (Vereinigtes Befehls-Netzwerk für Recht und Vollstreckung), was zwar weitaus positiver klingt, aber ebenfalls durch die Blume klar macht, dass hier Ziele mit Gewalt erreicht werden sollen.
Die Organisation wird allerdings erst in der Post-Credit-Scene des Films gegründet, weshalb auch dies kein wirklicher Zusammenhang zur Serie ist. Alles in allem liegt es bei den beiden, ob das empfindliche Machtgleichgewicht wieder hergestellt werden und der Frieden gerettet werden kann.
Und Action!
Während der Regisseur seit seinem letzten Film „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“ vier Jahre ins Land ziehen ließ, ohne auch nur einen Film zu veröffentlichen, zeigt er sich mit „Codename U.N.C.L.E.“ wieder voll in seinem Element und schiebt bereits im Folgejahr seinen Mittelalter-Actioner „Knights Of The Roundtable: King Arthur“, mit Charlie Hunnam in der Hauptrolle (voraussichtlicher Kinostart: 21.07.2016) nach.
Auch diesmal baute Ritchie wieder auf seinen bewährten Cutter James Herbert, der bereits bei den „Sherlock Holmes“-Filmen sein unnachahmliches Gespür fürs richtige Timing bewies. Zudem setzte er bei der Produktion auf die beiden Oscar-nominierten Kreativ-Köpfe John Mathieson (Kamera, „Gladiator“) und Daniel Pemberton (Musik, „Steve Jobs“). Und da Ritchies Wurzeln in der Musik-Video-Branche liegen, darf man sich wieder auf schnelle, rhythmische Schnitte, aufregende Kamerafahrten und eine phänomenale Symbiose aus Bild und Musik freuen.
Eigentlich sollte es die ursprüngliche Serie selbst sein, die den Drehbuchschreibern und Filmemachern Guy Ritchie und Lionell Wigram (Drehbuch „Sherlock Holmes“, Ausführender Produzent der letzten vier „Harry Potter“-Filme) als Vorlage und Inspiration diente. Sie wurde von 1964 bis 1968 ausgestrahlt und wechselte ab der zweiten Staffel von Schwarz-Weiß zu einer modernen Farbdarstellung, die mittels Metrocolor (einer MGM-eigenen Farbfilm-Bearbeitung) erreicht wurde.
Tatsächlich wurden aber lediglich die Namen, die Grund-Idee und die Frisuren übernommen. Und da sich heutzutage sowieso niemand mehr an die Serie erinnert, hatte Ritchie vollkommen freie Hand und konnte seinen Spaß haben. Und das erkennt man auch an dem fertigen Produkt.
Das Spektakuläre an den meisten Guy-Ritchie-Filmen ist weniger die Handlung und vielmehr die rasante Inszenierung der Action, gepaart mit dem typisch britischen Humor. Dazu tragen auch die Darsteller bei, die u. a. mit Hugh Grant und Jarred Harris (Moriarty in „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“) britisches Flair in den Film einbrachten. Wenn es nun auch noch die englische Fußball-Ikone David Beckham in den Film schafft, dann ist ihm der Kult-Status so gut wie sicher.
Originalgetreu
Allein die originalgetreuen Kostüme, Kulissen und Requisiten lassen die 1960er wieder aufleben, als wäre die Zeit stehen geblieben. An einigen Stellen wurde natürlich auch abstrahiert: Man denke nur an die Verfolgungsjagd, bei der ein Trabi zu sehen ist, dessen Beschleunigung, Geschwindigkeit und geringer Geräuschpegel mit absoluter Sicherheit alles übertrifft, was eine Rennpappe wohl je geleistet hat.
Immerhin legt das Filmgefährt erstklassige 360-Grad-Donuts hin, hat einen alternativen Kühlergrill und besitzt auch kein Original-Trabant-Logo. Solche Fehler wären dem Studio Babelsberg gewiss nicht passiert. Gedreht wurde der Film übrigens ausschließlich in den USA, weshalb der Mangel an echten Trabis verziehen sei.
Und natürlich ist gerade diese Szene trotz allem ein echter Brüller, der auf mehreren Ebenen deutlich macht, was die beiden Hauptcharaktere so voneinander unterscheidet und in welchen Kategorien sie absolut gleiche Qualitäten und Interessen besitzen. Guy Ritchie tat also alles dafür, etwas in Vergessenheit geratenes komplett neu zu erfinden und drückte dem glamourösen 60er-Jahre-Flair seinen eigenen Stempel auf.
Trailer zu „Codename U.N.C.L.E.“:
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