Actionhelden, Seite 2
The Expendables 2
Heute, da das naive Heldenbild glücklicherweise geringer ausgeprägt ist und die Männer seit langem schon kein Verhaltensmuster aufgedrückt bekommen müssen, kann man über die beinharten Kerle der 1980er Jahre zumindest noch schmunzeln und sich sicher sein, dass sie garantiert jegliches amüsante Klischee bedienen, dass sie bereits vor über 30 Jahren verkörperten. So ist auch „The Expendables 2“ mehr Gaudi denn Thriller, mehr ein All-Star-Treffen der alten Action-Generation denn eine ernst zu nehmende Charakterstudie. Taucht ein voll bewaffneter Kampfhubschrauber auf, wird er natürlich mit einem fliegenden Kraftfahrzeug abgeschossen (welches, wollen wir Ihnen nicht verraten).
Ohne die herrliche Selbstironie, wäre die Fortsetzung des 2010 erschienenen Actioners auch viel zu ernst und würde aufgrund der abgelaufenen konservativen Schemen heutzutage wohl kaum noch funktionieren. Ein bisschen mehr Witz hätte dem Film trotzdem nicht geschadet, denn selbst wenn am laufenden Band klassische Action-Streifen zitiert und messerscharfe Dialoge geführt werden – insgesamt fällt die Humorquote deutlich geringer aus als beim Vorgänger. Und das, obwohl Chuck Norris persönlich einen brandneuen Chuck-Norris-Witz erzählt.
Der verdammte Glücksring
Zur Story: Nach eine fatalen Rettungsmission in China (zumindest fatal für die Gegner), schält sich wieder einmal der gute alte Church (Bruce Willis) aus dem Dunkel eines Schattens, um die Begleichung von Barney Ross‘ (Sylvester Stallone) Schulden zu fordern. Dieser willigt ein und lässt sein Team bestehend aus Christmas (Jason Statham), Gunnar (Dolph Lundgren), Caesar (Terry Crews), Toll (Randy Couture), Billy The Kid (Liam Hemsworth) und der Chinesin Maggie (Nan Yu) nach Russland fliegen, um für Church einen Tresor mit ungewissem Inhalt zu bergen. Jener soll sich in einem Flugzeugwrack befinden, das allerdings von einer gegnerischen Einheit bewacht wird, angeführt von einem Mann namens Vilain (Jean Claude Van-Damme). Letzterer macht seinem Namen alle Ehre und nimmt das jüngste Mitglied Billy als Geisel.
Nach den darauf folgenden Ereignissen macht sich Barneys Team auf die Suche nach dem Bösewicht. Einen der witzigsten und coolsten Auftritte des Films kann niemand geringeres als der 72-jährige Chuck Norris verbuchen, der sich als einsamer Wolf mit Hilfe markanter Western-Themen des Komponisten Ennio Morricone („Zwei glorreiche Halunken“) sowie mit schlagfertigen Argumenten durch den Film kämpft. Die von Ken Kaufman („Coco, der neugierige Affe“, „Muppets aus dem All“, „Space Cowboys“) verfasste Geschichte ist an sich das übliche Actionschema, das sich auf deutlich kindlichem Niveau bewegt, aber auch gerade dadurch wie eine eindeutige Komödie wirkt, deren Witz nur ein wenig eingerostet ist.
Kein Wunder, dass Stallone zunächst versucht haben soll, den Film für Kinder ab 13 zugänglich zu machen – Die Story und die Dialoge sind einfach auf diese Zielgruppe zugeschnitten. Mit der hinzugefügten digitalen Gewalt hat sich das Thema erledigt und die Erwachsenen sehen es als Komödie. Selbst die aufgrund der Full-HD-Auflösung erkennbaren Stuntmen wirken komisch, als wäre es zum Beispiel so gewollt, dass Van Dammes Frisur bei seinen Roundhouse-Kicks bzw. während jedes Umschnitts wechselt. Arnold Schwarzenegger ist wie im Vorgänger zwar nur kurz aber dennoch prägnanter in Szene gesetzt, wobei logischerweise im Sekundentakt auf seinem „Terminator-Image“ herum gehackt wird. Beispielsweise ermahnt ihn Caesar bei der Übergabe seiner Waffe: „Wenn ich die nicht wiederkriege, wirst du terminiert!“
Technik für echte Kerle
Wie der Film könnte auch die Blu-ray kaum männlicher sein: Extrem harte Kontraste lassen das Visuelle wie ein Comicpanel aussehen, flach und mit großen Schwarzflächen. Die Schärfe wechselt von Szene zu Szene und zeigt entweder die Falten der alten Haudegen in brillanter Optik oder weicht einem selektiven Weichzeichner, der offenbar genau jene unsichtbar machen soll. Auch die grobe Körnung trägt zur Härte bei, während die abgeschwächte Farbsättigung z. B. aus dem saftigen Grün der Palmen ein militärisches Oliv-Grün macht. Meist herrschen zudem warme Braun- und Orangetöne vor. Wie zu erwarten, feiert der krachende 7.1-Ton die massiven Ballereien, Explosionen und Kampfesschreie auf brachiale Art und Weise, worunter ab und an auch die Verständlichkeit leidet. Bei den „hochkomplexen“ Dialogen, ist das aber vertretbar.
Und keine Sorge, bei all dem Krawall, den die Jungs im Film losbrechen, zerreißt es Ihre Trommelfelle keineswegs, denn der Lautstärkeanstieg bzw. das Verhältnis der einzelnen Ton-Ebenen ist zuschauerfreundlich eingepegelt. Räumlichkeit und Signalortung sind topp und auch die Klangqualität gefällt. Im Bonusbereich warten 5 gelöschte Szenen (5 Min.), ein Audiokommentar, eine Retrospektive zum Thema „Actionfilme der 1980er“ (25 Min.), ein Gag-Reel (5 Min.), „Die mächtigsten Anti-Helden der Welt“ (21 Min.), ein Beitrag zu den Waffen (11 Min.) sowie eine Kurzdoku zu Söldnern bzw. Privatarmeen, die sich für genügend Kleingeld von jedermann anheuern lassen. Von „The Expendables 2“ gibt es eine Uncut-Version (FSK 18), ein limitiertes Steelbook (ebenfalls Uncut), eine geschnittene FSK-16-Version (99 Min.) sowie eine amazon-exklusive „Limited Super Deluxe Edition“, die „Das letzte Abendmahl“ auf dem extrabreiten Cover trägt, einen Wandkalender für 2013 und die Steelbook-Edition enthält.