Und Oaction!
Eigentlich galt Arnold Schwarzeneggers „The Last Action Hero“ in den frühen 1990ern als (wenn auch nicht ganz ernst zu nehmender) Abgesang auf die große Ära der Actionhelden in den 1980er Jahren. Durch die „Expendables“-Kinoreihe bekommen die inzwischen vergreisten aber dennoch nicht eingerosteten Actionstars noch einmal den Glanz und Gloria von damals zu spüren.
Es sind die härtesten Kerle der Welt. Wenn Stallone, Schwarzenegger, Willis, Statham, Lundgren, Li, Norris und Co. sauer sind, fliegen blutige Fetzen durch die Gegend wie tollwütige Eichhörnchen. Wenn Tankstellen explodieren, blaue Bohnen tief fliegen und „hochkomplexe“ Sätze wie „Huarg!“, „Ayyyh!“ und „Hiyaaaah!“ die Luft schwängern, dann sind sie gewiss nicht weit, die Actionhelden der 1980er. Für sie sind Fleischwunden wie Mückenstiche. Sie sind die Macher und nicht die Denker. Kommt ihnen einer krumm, wird kurzer Prozess gemacht, ohne dass es ihnen einer übel nimmt (verständlicherweise). Sie sind die Alpha-Tiere, die sich in formvollendeten Schritten in Zeitlupe auf die Kamera zubewegen. Menschenverachtende Gewalt ist für sie legitim und modern. Diese Typen sind so hart, dass sie sich wie in rauschartiger Trance fast selbst zerstören, nur um ein wenig Chaos auf dem Schlachtfeld zu verbreiten.
Ach ja! Und einen Plan brauchen sie schon gar nicht, denn wer zu lange denkt, verpasst den Überraschungsmoment, in dem man seinen Gegner um einen Kopf kürzer machen kann. Wer der Gegner ist? Spielt das eine Rolle? Dort sind die Helden und dort die Bösen – eine ganz klare Sache. Und wer böse ist, wird zur Unterhaltung der Zuschauer brutal hingerichtet, je brutaler, desto besser. Als Hinterlassenschaft einer Ära das Konservatismus und des Kalten Krieges zeigen die Expendables unter der vereinnahmenden Führung Silvester Stallones schon zum zweiten Mal, wie es damals war – eine Satire und Hommage zugleich in Gedenken an die weit vergangenen 1980er Jahre.
Mit dem Zeigefinger denken
Die Ursprünge der großen Actionhelden liegen in den 1970ern. Eine starke Demoralisierung sucht die amerikanische Bevölkerung heim. Vietnam, der Watergate-Skandal und die schlechte Wirtschaftslage sind nur ein paar Stichworte, die den Durchschnittsamerikaner nach unten zogen. Kurzum: Das Image Amerikas litt, weshalb ein neuer Scheinzustand der ethischen Verantwortlichkeit gefragt war. Und auch der damals angehende Feminismus scheint die traditionell forcierte Männerwelt Amerikas aufs äußerste irritiert zu haben, denn die Frage nach der Männlichkeit stand stärker denn je im Raum. Und so entstand das Konzept, mittels Filmhelden neue Orientierungshilfen im konservativen Sinne zu geben. Die Nachfrage war schließlich da.
In Folge dessen konstruierte die Filmindustrie eine ganze Generation von Actionhelden, die perfekten Ein-Mann-Armeen glichen. So mähte Arnold Schwarzenegger als „Der Terminator“ unaufhaltsam alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte, kämpfte Silvester Stallone als „Rambo“ gegen den korrupten Staat und zeigte Chuck Norris in „Missing in Action“, dass man keinen Kameraden zurück lässt. Die Männer nahmen das Gesetz selbst in die Hand. Umgekehrt machte sich der konservativ eingestellte Präsident der Vereinigten Staaten, Ronald Reagan, das durch Hollywood geschaffene Männlichkeitsbild zu Nutze, um mittels seiner Image-Kampagnen selbst zum Helden stilisiert zu werden. Die Filmwelt wurde also durch die politische Lage beeinflusst und befruchtete zugleich die Fantasie der Politiker.