Action Cult, Uncut

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Chuck-Norris-Klassiker endlich auf Blu-ray

So manch altgedienter Actiontitel wurde jüngst endlich vom Index gestrichen und hierzulande von der FSK auch ungekürzt freigebeben. Anlässlich dazu hat 20th Century Fox die „Action Cult, Uncut“-Reihe ins Leben gerufen.

Die „Action Cult, Uncut“-Serie zählt vornehmlich DVDs ehemals indizierter Filme, beherbergt aber ebenso ältere Actionstreifen, die dem Schnittmesser nie zum Opfer gefallen sind, jedoch thematisch in die Reihe passen. Zudem wurden Titel wie „Bloodsport“ (Jean Claude Van Damme), „Over the Top“ (Sylvester Stallone), „McQuade, der Wolf“ (Chuck Norris) und „Cusack, der Schweigsame“ (Norris) separat und ebenfalls ungekürzt nochmals auf Blu-ray veröffentlicht.

Missing in Action

Diesem kultigen Vietnam-Actioner wurden in der deutschen Fassung fast 20 Minuten Filmmaterial weg gekürzt und sogar die Story änderte man an einigen Stellen ab. Die FSK-16-Freigabe für die ungekürzte Fassung wurde schon mit dem DVD-Release vor einigen Jahren gewährt und auch die jetzt neu erschienene Blu-ray bietet den Film in voller Länge. So kommen wir in den Genuss, dem edlen Heros und Supersoldaten Colonel James Braddock (Chuck Norris) bei seinem Rachefeldzug gegen den Vietcong zuzujubeln.
 
Nach jahrelanger Gefangenschaft in den Lagern des Feindes hatte er entkommen können, nur um dann in der Heimat als traumatisiertes Häufchen Elend dahin zu siechen. Als Berichte über amerikanische Soldaten, die immer noch in Vietnam festsitzen, in den Nachrichten gesendet werden, erwachen jedoch wieder seine Lebensgeister. Er schließt sich einer diplomatischen Delegation der Regierung an, die die Gefangenen durch eine Übereinkunft mit den Nordvietnamesen freibekommen will. Doch Braddock sprengt die Verhandlungen, indem er den feindlichen Oberbefehlshaber tötet und sich dann in den Dschungel aufmacht, um eigenständig seine Kameraden zu befreien. Anscheinend hat er als einziger begriffen, dass der Feind nur eine Sprache versteht – rohe Waffengewalt.

Klare Verhältnisse, klare Lösungen

Legenden leben ewig, Chuck Norris lebt länger. Und auch in „Missing in Action“ scheint er zweifellos wieder unsterblich zu sein und Zauberkräfte zu besitzen. Wem sonst würde es gelingen, bei nur drei platzierten C4-Ladungen gleich doppelt so viele Explosionen zu verursachen. Der Vietcong hat also keine Chance und wir haben gleichsam keine Langeweile. Fast durchgängig brennt die Luft in einer guten Mischung aus Dauerkugelhagel, mächtigen Explosionen und gelegentlichen Schleicheinlagen.
 
Wer da verkraften kann, dass die Story aus einem Schwall von Patriotismus und verklärender Propaganda besteht und sich darüber vielleicht sogar amüsiert, könnte vor allem als Trash-Freund an dieser Einer-Gegen-Alle-Gewaltorgie seinen Spaß haben. Die Technik macht allerdings an so manchem Punkt einen Strich durch die Rechnung. Insgesamt stören ein blasses Farbbild und besonders in den Nachtszenen ein auffälliges Bildrauschen. Auch akustisch wird man von einem dumpfen Klang und frontlastigem Monosound enttäuscht.

Delta Force

Die explosionsreiche Terroristenhatz „Delta Force“ von 1986 gehört zu jenen Filmen, die zügig nach der Kinolaufzeit auf den Index gesetzt und erst vor zwei Jahren nochmals einer FSK-Prüfung unterzogen wurden. Mittlerweile ist der Streifen ab 16 eingestuft und wir dürfen Chuck Norris‘ zügelloses Ballerfest im Nahen Osten nun über zwei Stunden lang genießen. Doch zu Beginn hat Major Scott McCoy (Norris) erstmal genug von den Oberbefehlshabern der US-Army, die seine Truppe in einem Himmelfahrtskommando nach dem anderen verheizen. Also quittiert er frustriert den Dienst. Als er einige Zeit später von einer Flugzeugentführung durch libanesische Terroristen erfährt, die alle amerikanischen Passagiere als Geiseln genommen haben, juckt ihm jedoch erneut der Abzugfinger. Er kehrt zur „Delta Force“-Einheit unter dem Kommando von Colonel Nick Alexander (Lee Marvin) zurück, um die Geiseln zu retten und das Terroristengesocks zu erledigen.
 
Bis es jedoch soweit kommt, vergeht erstmal eine satte Stunde, in der diverse Antagonisten und Nebencharaktere eingeführt werden, die für Norris zum Schluss sowieso bloß als Kanonenfutter bzw. rettungsbedürftige Landsleute enden. Kurioserweise nimmt man sich sogar die Zeit, manche der vornehmlich skrupellosen Terroristen auch mal von ihrer menschlichen Seite zu zeigen, was aber freilich nichts an ihrem verdienten Tod ändert. Denn sonst sind die Seiten hier durchgängig klar definiert. Die Entführer stellen sich allesamt aus gewalttätigen und verblendeten Selbstmordattentätern zusammen, während McCoy und seine Truppe an ihrem Helden- und Gutmenschenpathos fast ersticken. Dass sie ebenso auch gnadenlose Killer sind, die keine Gefangenen machen und jeden Libanesen mit einer Waffe in der Hand kaltblütig niedermähen, können sie anscheinend problemlos damit in Einklang bringen.

Es dauert, aber dann knallt’s richtig

Aber was macht denn nun die Action abseits von all diesem ideologisch gefärbten Unsinn? Man muss zwar über die Hälfte des Films darauf warten, aber wenn es dann los geht, knallt es an allen Ecken und Enden in feinster 1980er-Manier. Nicht nur dass McCoy so leichtfüßig mit der Panzerfaust hantiert wie Jimi Hendrix damals in Woodstock seine Gitarre malträtierte. Er besitzt auch ein gepimptes Motorrad mit Raketenwerfern an Bug und Heck, plus einem dicken MG vorm Lenker, das pausenlos aus allen Rohren ballert. Was uns wiederum zu der Frage führt, warum zur Delta Force außer McCoy eigentlich noch andere überflüssige Soldaten gehören, die von ihm eh wieder nur gerettet werden müssen?
 
Sei’s drum. Wer schert sich schon darum, ob Chuck-Norris-Filme logisch sind? Es muss knallen und krachen. Und wenn man zusehen darf, wie Norris auf seinem Motorrad im Seitenprofil einen Hügelkamm hinauffährt und sich mit grimmiger und heldenhafter Entschlossenheit in den Augen von der aufgehenden Sonne anstrahlen lässt, begleitet von 1980er Popinstrumentals, ist man sowieso wunschlos glücklich. Technisch wird „Delta Force“ seinem Actiongelage leider nicht gänzlich gerecht. Ein auffälliges Bildrauschen schmälert den ansonsten soliden Schärfe- und Detailgrad und die zu starken Kontraste dunkeln das Bild zuweilen ab. Ebenso klingen die Explosionen dumpf, die Maschinengewehre etwas flach und man muss auf einen vollen Surroundsound verzichten. Es schallt nur in Stereo aus den Boxen.
(Felix Ritter)

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