Action auf Asiatisch

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Action auf Asiatisch, Teil 2

Little Big Soldier

Little Big Soldier

Ein kleiner großer Soldat – das ist wohl die beste Beschreibung für Jackie Chans Rolle in diesem Film, denn sein namenloser Protagonist legt eine mehr als feige Natur an den Tag, folgt aber dennoch stets einem eigenen Ehrenkodex. Und das ist auch der Grund, weshalb der Veteran als einzig noch lebender Sohn seiner Familie die vielen Kriegsjahre überstand. Seine erfolgreichste Überlebensstrategie: Eine Pfeilattrappe in Bauch und Rücken markiert ihn die ganze Schlacht über als Toten. Auf diese Weise entgeht er den Blicken des Feindes und muss nur noch bis zum Ende der Sinnlos-Metzelei warten. Dieses Mal läuft jedoch alles anders ab als sonst, denn außer ihm hat ausnahmsweise noch jemand überlebt: ein General der gegnerischen Armee.
 
Für den feigen Soldaten bedeutet dies eine mächtige Belohnung, Ackerland und – was noch viel mehr zählt – die Befreiung vom Wehrdienst, sollte er den Gegner seinen Befehlshabern lebendig ausliefern. Es beginnt eine gefahrvolle Reise, auf der die beiden eine unfreiwillige Zweckgemeinschaft eingehen müssen. Der junge Wei-General ist davon überzeugt, durch mächtige Kriegsaktionen das Land einen zu können, der alte Liang-Soldat ist dagegen geläutert, durch die vielen Toten, die seinen bisherigen Weg säumten. Trotz ihrer unterschiedlichen Weltanschauung müssen sie sich gemeinsam vielen Gefahren stellen, wilden Kriegervölkern trotzen und dem machthungrigen Bruder des Wie-Generals entkommen.
 
Wie bei einem von Chan geschriebenen und teils auch filmtechnisch umgesetzten Werk nicht anders zu erwarten (er unterstützte Regisseur Sheng Ding bei der Actionregie), dürfen hier weder Action noch Humor fehlen. Als „halber Held“ verfolgt das Martial-Arts-Urgestein in den Kämpfen seiner Filmrolle entsprechend eine klare Defensivtaktik: Er duckt sich, weicht aus, läuft weg und bestätigt damit seine innere Natur, die keinen Drang zum Töten besitzt. Die unmissverständliche Botschaft von der Sinnlosigkeit des Krieges und der Zerstörung vermittelt Chans Figur dabei in stoischer Regelmäßigkeit durch die Lebensweisheiten, die ihm der verstorbene Vater angedeihen ließ. Wie ein Lehrer erklärt der Soldat seinem jungen, noch recht ungestümen Weggefährten den Wert des Lebens und schenkt ihm eine Sicht auf die Dinge, die die meisten erst im Alter erhalten.

Das Erbe bewahren

Aus der widersprüchlichen Vater-Sohn-Beziehung generiert sich letzten Endes die komplette Spannung des Films. Jede brenzlige Situation stellt das ungleiche Gespann erneut vor die spannende Frage: Werden sie einander unterstützen oder sich gegenseitig verraten, um einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen? Gekonnt rotiert die Handlung um die beiden Soldaten, wechselt zwischen ernsthaften Momenten sowie unterhaltsamem Slapstick und gipfelt in einem dramatischen, nachdenklichen Ende, das man in dieser Art eigentlich nur von Jackie Chans bislang ernsthaftestem Thriller „Stadt der Gewalt“ kannte. Der Rest funktioniert nach dem gewohnten Prinzip, bietet locker-flockige Beziehungskonstrukte mit sympathischen Dialogen und dynamisch geschnittener Action.
 
Der Schnitt beschleunigt das Geschehen mit sogenannten Jumpcuts, wodurch irrelevante Bewegungsphasen einfach wegfallen. Wenige übergangslose Zeitlupen machen Chans akrobatische Finesse für das Auge sichtbar, sind manchmal aber so unscheinbar eingebaut, dass sich die Verlangsamungen der bewussten Aufmerksamkeit des Betrachters entziehen. Visuelle Effekte wie die künstlichen Raben oder die geschleuderten Steine, die Chan mittels anderer Steine abwirft, gliedern sich ebenso unbemerkt in das entfärbte, erdige Bild ein. Kurzum: Dem Entertainer Jackie Chan gelang mit einem seiner letzten großen Actionfilme wieder einmal der geschickte Wurf, sowohl die alteingesessenen Fans als auch das jüngere Publikum durch perfekte Unterhaltung zu begeistern.

Seine 56 Jahre bemerkt man höchstens an der Erfahrung, mit der er seine Filme gestaltet, nicht aber an seiner körperlichen Leistung als kampfbewährter Hauptdarsteller. Dennoch deutete er in einem Interview (das sich im Übrigen auf der Blu-ray befindet) an, dass er sich nach seinem nächsten Film „Twelve Zodiac“ wieder stärker auf die Regie konzentrieren, in seiner Martial-Arts-Schule junge Talente zu guten Actiondarstellern sowie Stunt-Koordinatoren ausbilden möchte. Dem Publikum wird er aber weiterhin in körperlich nicht ganz so fordernden Rollen erhalten bleiben.
 

Nun ist „Little Big Soldier“ nicht der typische Kung-Fu-Film schlechthin, da er durch seine Ansiedlung in einer vorchristlichen Zeit auch noch andere, für uns heute eher fantastische Elemente in sich vereint. Er ähnelt vom Stil her eher den chinesischen Wuxia-Heldengeschichten, die sich in den 1950er/1960er Jahren zeitgleich zu den reinen Kampfkunstfilmen à la Bruce Lee entwickelten. Den größten Einfluss auf das Genre nahm damals das Studio der Shaw Brothers, dem innerhalb Hongkongs eine Art Monopolstellung innewohnte. Das Genre, das sich vor allem durch Heldendarstellung sowie epische Mantel-und-Degen-Geschichten auszeichnet, schert sich keinen Deut um Realismus und basiert zumeist direkt auf der Mythologie des Landes. In seiner Bildsprache hebt sich der Wuxia-Film daher deutlich von westlichen Konventionen ab, weil er vermehrt auf Ästhetik denn auf Realismus achtet – regelrechte Flughandlungen an unsichtbaren Kabelzügen gehören hier zur Tagesordnung



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