3D-Sound mit Auro-3D, Teil 2
Zukunftsweisende Alternative?
Für Van Baelen ergibt sich daraus, dass das von ihm vorgestellte 9.1-Auro-3D-System die Surround-Anordnung sein wird, die als zukunftsweisende Alternative an die Stelle von 5.1- und 7.1-Formaten treten wird. Was macht ihn dabei so sicher? Die Mitarbeiter der Galaxy Studios im belgischen Mol haben bis zum Zeitpunkt der Vorstellung schon alle notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen.
Zusammen mit seinen Ingenieuren hat Van Baelen alle Aufnahmeverfahren erprobt und ausgeführt, die Studios verfügen über die erste Auro-3D-fähige Misch- und Abhörmöglichkeit und es wurden sogenannte Software-Plug-ins für die Produktion entwickelt, um ein Maximum an Verbreitung und Kompatibilität zu schaffen. So erhalten Produzenten einen schnellen und unproblematischen Zugang, um an den Möglichkeiten von Auro-3D teilhaben zu können.
Kompatilität
Und wie steht es um die Kompatibilität zu den bisherigen am Markt verfügbaren Tonformaten? Ein spezieller Software-Coder- Encoder kann in entsprechend ausgerüsteten Geräten den Upmix in Auro-3D sicherstellen. Dazu steht ein Algorithmus namens Auro-Matic zur Verfügung. In erster Linie wird der Codec für Auro-3D in der Endproduktion eines Filmes oder einer Konzertaufnahme eingesetzt. Er stellt sicher, dass das codierte Material auf jeder 5.1-PCMSound- kompatiblen Anlage wiedergegeben werden kann, die den Auro-3D-Decoder enthält.
Dies ist in allen relevanten Formaten von Stereo, 5.1-PCM-Master-Qualität über 5.1-Surround (in einem sogenannten Artistic Mix) bis hin zu 9.1-Auro-3D möglich. Es wurde bei der Entwicklung des Verfahrens großer Wert auf eine möglichst hohe Verlustfreiheit gelegt. Bei diesem Vorgang wird eine sagenhaft geringe Durchlaufverzögerung von unter einer Millisekunde erreicht, womit die Bild-Ton-Synchronität nicht gefährdet ist. Es wurde ebenfalls eine Technologie entwickelt, die die Wiedergabe von Auro-3D über Stereokopfhörer ermöglicht.
Außerdem laufen Entwicklungsarbeiten an einem Algorithmus zur Umsetzung von „virtuellem 5.1“, das die Wiedergabe von Surround über Stereolautsprecher bringen soll. Das Signal wird dabei als Stereosignal übertragen und auf dem Medium gespeichert. Alle genannten Verfahren und Datenströme sind im Speicherbedarf darauf optimiert, schon mit der heute verfügbaren Blu-ray- Disc-Spezifikation kompatibel zu sein.
Die Galaxy Studios haben darüber hinaus eine Weiterentwicklung, also ein Wachsen ihres Auro-3D-Formates im Auge, sodass ein weiterer Zuwachs an Übertragungskanälen zukunftssicher implementiert ist. Als Beispiel sei hier ein Übertragungskanal direkt über dem Kopf am Sweetspot genannt oder auf 6.1 basierende Aufstellungen, die dann ein 12.1-Format ergeben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich 13.1-Formate mit einem Auro-3D-Codec als 6.1-PCM-Stream encodieren. Dies eröffnet weitsichtig Spielraum für viele denkbare Entwicklungen in der Tongestaltung, wenn diese so von Industrie und Konsumenten angenommen werden.
Wie klingt 3D?
Wie klingt ein 9.1-Auro-3D-System? Das ist wohl die spannendste Frage. Die Vorführungen auf der Tonmeistertagung waren jedes Mal bis zum letzten Sitzplatz gefüllt. Der Autor selbst nahm mehrmals daran teil, um die Erweiterung der Surround-Hörfläche beurteilen zu können. Es wurden verschiedene Einspielungen, die immer in Bezug zu einem dreidimensional projizierten Bild, das via Shutter-Brille eine enorme Plastizität bot, vorgestellt.
War man gewohnt, dass in Surround bisher alles auf einer Kreisbahn um einen herum abgebildet wird, so bietet das Auro-Verfahren einen riesigen Fortschritt. Naturaufnahmen mit realistischer Waldatmosphäre boten raschelnde Blätter von oben und Vogelgezwitscher von exakt der Stelle, von der es das Hörgedächtnis erwartet. Genauso verhielt es sich mit Straßenverkehrsaufnahmen, die so extrem echt erschienen, dass man Angst bekam, vom Verkehr überrollt zu werden.
Dies gilt genauso für Ausschnitte aus einem Animationsfilm, in dem sehr schnelle Bewegungsabläufe, wie z. B. Flüge durch die Nacht und der darauffolgende Sturz sowie Aufprall, erschreckend eindringlich wurden. Ganz zu schweigen von den Objekten, die scheinbar via 3D-Bild von der Leinwand auf einen zugeschossen kamen. Auch die musikalischen Einspielungen versprühten einen großen Reiz, obwohl dem allgemeinen Empfinden nach der bildbezogene Ton am beeindruckendsten war.
Verfolgt man den gleichen Film- und Musikausschnitt mehrmals von verschiedenen Sitzpositionen, fällt in der Tat auf, dass Bewegungen im Surround-Feld immer noch nachvollziehbar sind und auch die Ortung der Hörereignisse eine gleichbleibende Trefferquote hat. Es entsteht der Eindruck, je nach Sitzposition näher oder weiter entfernt zu sein. Somit ist in der Tat der Sweetspot viel größer als bei bisherigem 5.1-Surround.
Aus dieser Sicht scheint das Auro-3D-System wirklich zu halten, was es verspricht. Aber auch hier gilt die Voraussetzung, dass die Aufstellung der Lautsprecher und raumakustische Eigenheiten grundlegend den Erfolg stützen oder schmälern – so, wie es bei jedem Lautsprecherwiedergabesystem ist. Infos unter www.auro-3d.com.