3D-Sound mit Auro-3D

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Auro-3D

Die Klangdimensionen wachsen, aber der Aufwand beim Anwender muss überschaubar bleiben. Das sind Anforderungen, die der Markt stellt und auf die sich ein Surround-Format spezialisiert hat. Wie sich das gestalten soll und wie es klingt, hat AUDIO TEST recherchiert.

Im November 2010 war der Autor zu Besuch bei der alle zwei Jahre stattfindenden Tonmeistertagung in Leipzig. Dies ist ein Zusammentreffen vieler Tonschaffender und der Industrie, die die notwendige Technik für die Produktion zur Verfügung stellt. Hier werden in Workshops, Round Tables und Vorträgen die Neuerungen präsentiert, die dann mit einiger zeitlicher Verzögerung beim Konsumenten im Wohnzimmer landen.
 
Die zeitliche Verzögerung entsteht dadurch, dass dieselben Innovationen nochmals auf den internationalen Conventions der AES (Audio Engineering Society) vorgestellt werden, bevor sie unter Umständen von der Unterhaltungselektronikindustrie angenommen werden. In mehreren Vorführungen stellte Wilfried Van Baelen von den Galaxy Studios aus Belgien die Eigenentwicklung zur Neuordnung der Surround- Dimensionen vor: das Format Auro-3D.
 
Es baut grundsätzlich auf dem schon seit längerer Zeit bekannten 5.1-Surround-Format auf und ergänzt dieses insoweit, als dass es einen deutlich erweiterten Sweetspot bietet. Diese Erweiterung ist genau das, was für die Mehrzahl der Heimanwender die Lösung für ein zum Teil unbefriedigendes Surround-Erlebnis zu sein scheint. Bisher kamen nämlich nur ein oder zwei Personen in den Genuss einer Surround-Abmischung, wie sie von den Tonmeistern und Toningenieuren angelegt wurde.
 
Dass jetzt mehr Hörer von dieser Abmischung erreicht werden, wird durch die Besonderheiten von Auro-3D möglich: Dem 5.1-Setup werden vier zusätzliche Höhenlautsprecher hinzugefügt. Doch zunächst ist es wichtig, den Ausführungen von Wilfried Van Baelen etwas Aufmerksamkeit zu schenken, um die Begriffsfindung zu Auro-3D besser zu verstehen.

Räumliche Tiefeninformation

Van Baelen führte dazu in seinem Vortrag aus, dass eine stereofone Wiedergabe aus seiner Sicht eine eindimensionale Darstellung der klanglichen Realität ist, da sie nur zwischen den beiden Lautsprechern stattfindet und hauptsächlich eine Richtungsinformation beinhaltet. Daraufhin lenkte er seine Ausführungen auf die bisherige Praxis des 5.1-Surround-Formats.
 
Dieses erweitert die Eindimensionalität des vorderen Stereo-paares nun durch eine Art der räumlichen Tiefeninformation, also durch die Entfernung zu den Surround-Speakern. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass es auch eine Erweiterung der Surround-Informationen in der Höhe geben muss. Somit stellt die zusätzliche Installation von vier Höhenlautsprechern, die mit einem diskreten Signal angesteuert werden, die Erweiterung in die dritte Dimension dar.
 
Wenn Stereo also die Breite liefert und 5.1-Surround die Tiefe des Raumes auslotet, so ergänzt Auro-3D den Parameter Höhe – und der Würfel hat seinen Rauminhalt. Damit steht dem Aufbruch in eine dreidimensionale Bildtechnologie (wie 3D-Filmen) auch ein korrespondierendes Tonformat zur Verfügung.

Gründung des 9.1-Auro-3D-Systems

Wie kam Van Baelen zu dieser Einsicht? Die jahrelange Produktionspraxis mit Film- und Musikmischungen brachte ihn mit den verschiedensten Audioformaten in Kontakt. Es gab die ersten Anfragen für eine Produktion in einem 2+2+2-Format nach Werner Dabringhaus, das ebenfalls vor einigen Jahren auf der Tonmeistertagung vorgestellt wurde und das eine quadrofonische Lautsprecheraufstellung vorsah mit der Ergänzung durch zwei Höhenlautsprecher über den Frontlautsprechern.
 
Die Aufnahmeergebnisse und deren adäquate Wiedergabe über das genannte Lautsprechersetup zeigten dramatisch auf, wie nah man an die Konzertrealität in der Wiedergabe anschließen kann, da nun die Übertragung der Rauminformationen, die sich unter anderem durch Deckenreflexionen bilden, viel eindeutiger hörbar wurden. Nun meinte Wilfried Van Baelen, dass aufgrund der menschlichen Wahrnehmung des Hörens ein Hören von hinten-oben sehr stark die Raumrezeption beeinflusse, so wie es namhafte Akustiker und Psychoakustiker schon vor ihm niederschrieben.
 
Beispielsweise sei ein Konzertsaal nur dann wirklich zu erleben, wenn man sich in ihm befinde, denn das fulminante Erleben eines Orchesters ist stark mit den komplexen Raumantworten verbunden, die wir aus allen Richtungen gleichzeitig wahrnehmen. Dies führt folgerichtig zur Hinzunahme der Höhenlautsprecher über den bekannten Front- und Surround-Speakern einer 5.1-Anordnung – und damit wurde das 9.1-Auro-3D-System gegründet.
 
Die richtige Positionierung wurde in aufwendigen Hörsessions evaluiert und ist am besten so einzurichten, dass die Hauptabstrahlrichtung etwas über den Kopf hinwegstrahlt, wenn man am Sweetspot steht. In Zahlen bedeutet dies, dass der ideale Winkel vom Sweetspot aus gesehen ungefähr bei 30 Grad über dem Kopf liegt. Ab einem Winkel von 35 Grad geht die Vermischung mit den Klangereignissen der unteren Lautsprecher verloren. Der kleinste Winkel, den man nutzen kann, liegt ungefähr bei 20 Grad.
 
Damit bietet Auro-3D ein Surround-Erlebnis auf einer erweiterten Hörfläche mit einer überschaubaren Anzahl von Lautsprechern.Wieso dient das 5.1-Format als Grundlage? Die Blu-ray Disc enthält die verlustfreien Tonformate und auch eine Erweiterung der zur Verfügung stehenden Tonkanäle bis zu 7.1, also der zwei zusätzlichen hinteren Surround-Kanäle (Surround-Back-Speaker). Die Praxis zeigt aber immer wieder auf, dass diese hinteren Kanäle selten mit eigenen diskreten Informationen versorgt werden und vielmehr nur eine Kopie der Surround-Kanäle enthalten.
 
Des Weiteren scheint die Akzeptanz beim Endverbraucher, noch weitere Lautsprecher im Raum zu platzieren, erschöpft zu sein, wohingegen eine Installation von Lautsprechern in der Höhe, also z. B. an der Wand und Decke, wohl noch besser angenommen wird.

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