3D auf dem Prüfstand
3D im Praxistest
Als Referenzmodelle kamen 3D-TVs der Serie 7000 (Polfilter) und Serie 9000 (Shutter-Verfahren) von Philips zum Einsatz. Signifikante Abweichungen aufseiten der allgemeinen Bildverarbeitung konnten wir somit ausschließen. Da das Shutter-Modell über eine echte LED-Hintergrundbeleuchtung verfügt, wurde deren Local Dimming deaktiviert, um Kontrastvorteile auszuschließen. Die Bildhelligkeit beider Modelle ist im 3D-Modus nahezu identisch, hierfür mussten wir das Polfilterdisplay auch nicht in der Helligkeit drosseln.
Unser Testraum wurde bewusst nicht nach gängigen Wohnzimmerstandards gestaltet: Wird das Bildflimmern der Shutter-Brillen auch erkannt, wenn Fremdlichteinflüsse ausgeschlossen werden? Zudem sollte unser Vergleich nicht die Vor- und Nachteile der Brillen beleuchten; vielmehr sollte der Fremdlichtausschluss dafür sorgen, dass die Testpersonen einzig das Bild beurteilten und sich nicht von anderen Faktoren ablenken ließen. Beide Fernseher wurden perfekt kalibriert, um die Farbdarstellung und Durchzeichnung abzugleichen.
Wir vollzogen die Bildkalibrierung durch die 3D-Brille, da insbesondere die Shutter-Modelle starken Einfluss auf die Farbtemperatur und Durchzeichnung nehmen, sodass eine reine Display-Kalibrierung zu verfälschten Farben und schlechter Detailgenauigkeit führen würde. Zu guter Letzt wurde der Sitzabstand auf 2 Meter verringert, da die Full-HD-Auflösung bei Bilddiagonalen von 46 bzw. 47 Zoll nur bei geringen Sitzabständen wahrgenommen werden kann. Als Testfilm wählten wir die 3D-Blu-ray von James Camerons Rekordfilm „Avatar“.
Das Testergebnis
Von den 50 Testpersonen (30 männlich, 20 weiblich) entschieden sich 41 für das Shutter-Display der Philips-Serie 9000, sieben Testpersonen bevorzugten das Polfilterdisplay der Serie 7000 und zwei Testpersonen erkannten keinen relevanten Unterschied zwischen den Modellen. Erste Überraschung: Der Großteil empfand den 3D-Eindruck auf dem Shutter-Display als angenehmer, weniger anstrengend und natürlicher – diese Aussagen stehen im starken Kontrast zur Annahme, dass das Polfilterverfahren augenfreundlicher abzulaufen scheint.
Zweite Überraschung: Ein Bildflimmern durch die Shutter-Brille wurde von keiner Testperson bemängelt, auch nicht von Befürwortern des Polfilterdisplays – der Beweis, dass maßgeblich der Einfluss von Umgebungslicht zur Annahme führt, der Bildinhalt würde flimmern. Keine Überraschung: Nahezu alle Testpersonen empfanden die Bildschärfe des Shutter-Displays als besser; die verringerte Auflösung des Polfilter-TVs war offensichtlich.
Die Beurteilung der Bildschärfe übertrug sich zudem auf schnell ablaufende Bildszenen: Ganz gleich, ob mit oder ohne aktivierter Zwischenbildberechnung, das Shutter-Display wurde von nahezu allen Testpersonen als überlegen eingestuft. Durch die Verschlussphasen der Shutter-Brillen entstehen komplette Schwarzphasen, d. h., die Bildinformationen werden auf unserer Netzhaut kontinuierlich „gelöscht“. Das Polfilterdisplay unterliegt dagegen den Limitierungen des LC-Panels, es kommt unweigerlich zum Verwischeffekt.
Die Wahrheit liegt im Detail
Auf die erneute Nachfrage, welches Display den deutlich besseren 3D-Effekt zeige, antworteten nur noch 30 von 41 Befürwortern der Shutter-Technik, dass die Unterschiede offensichtlich seien. Somit lautet unser objektives Fazit: Selbst kleinste Änderungen beim Testaufbau reichen aus, um die Entscheidung in eine völlig andere Richtung zu lenken. Maßgeblichen Einfluss auf die positive Wahrnehmung von 3D haben somit weder die Shutter- noch die Polfiltertechnik, sondern vielmehr die Umgebung, die Bildabstimmung des Fernsehers, die Qualität der 3D-Bildverarbeitung und nicht zu vergessen das Quellmaterial.
Die von den TV-Anbietern aufgeheizte Technikdebatte stellte sich für unsere Testpersonen zu keinem Zeitpunkt. Dennoch darf die 3D-Branche hoffen: 48 der 50 Testpersonen empfanden das 3D-Bilderlebnis als echte Bereicherung und dies zum Großteil unabhängig von der eingesetzten Technik.
(Christian Trozinski)