Die klassischen Monsterfilme der 30er Jahre
Teil zwei des Jubiläums-Specials widmet sich hauptsächlich der Welle von klassischen Monsterfilmen, die in den 1930er Jahren für Furore sorgten.
Die Große Depression in den 1930ern machte es den Betreibern der Universal Studios nicht gerade leicht, ein Publikum zu finden und ihre Ausgaben wieder einzuspielen. Es gab einfach zu wenig Ressourcen und die Zuschauer hatten kaum Geld in der Tasche, um ihre Sorgen im Kino zu lassen.
Carl Laemmle jr. hatte das Studio erst einige Jahre zuvor von seinem Vater übernommen und setzte nun viel daran, technische Neuerungen wie das teure Technicolor-Verfahren (z. B. „King Of Jazz“, 1930) und den Tonfilm (z. B. „Show Boat“, 1929) zu fördern – eine Maßnahme, die gerade in Zeiten der Krise sehr riskant war.
Es lebt! Es lebt!
Da kam Laemmle Jr. die von ihm entdeckte, erfolgreiche Nische des Monsterfilms gerade recht. Ob „Frankenstein“, „Dracula“, „The Invisible Man“ oder „Die Mumie“ – jene Streifen waren relativ kostengünstig in der Produktion und trafen dennoch genau den Geschmack des Publikums. Dadurch erlangte beispielsweise der ungarische (bzw. rumänische) Dracula-Darsteller Bela Lugosi immensen Ruhm und wurde zur Ikone des Monsterfilms schlechthin. Bevor dieser 1931 das erste Mal seinen blutsaugenden „Landsmann“ verkörpern durfte, war er den meisten nur als Broadway-Darsteller ebenfalls in der Rolle des Grafen Dracula bekannt. Trotz einiger Sprachschwierigkeiten und des extremen Akzents kam Lugosi beim (vornehmlich weiblichen) Publikum besonders wegen seiner sinnlichen Ausstrahlung sehr gut an. Und auch im Film versuchte er die von Dracula ausgehende Gefahr mit einem Hauch Erotik zu verknüpfen, was ihm offensichtlich mit Bravour gelang. Ein Engagement als Darsteller von Frankensteins Monster lehnte er jedoch ab, denn unter so viel Maskerade käme ja sein Schauspiel nicht in dem Maße zur Geltung, wie er es wollte.
Durch diese Absage wiederum schlug nun für den Schauspieler Boris Karloff die große Stunde. Spricht man heute vom Genre des Monsterfilms, so kommt einem automatisch „Frankenstein“ in den Sinn bzw. das kantige Konterfei des von Karloff gespielten Monsters. Auch ihn zeichneten markante Charakteristiken aus, wie etwa sein Lispeln, die immense Statur, die Monsterschuhe oder die rollenbedingt ungelenken Bewegungen. Ebenso legendär war natürlich auch das Make-up-Design von Jack Pierce, das Karloff in jedweder Form zusetzte. Pierce ließ ihn sogar eingeklemmt zwischen Büchern schlafen, damit die Maske nicht verrutschte. Aber die Qual zahlte sich aus: Sowohl zu „Dracula“ als auch zu „Frankenstein“ gab es in den Folgejahren mehrere Fortsetzungen. Im Laufe der 1930er Jahre endete jedoch die Monsterfilm-Ära und mit ihr auch die Karriere vieler Darsteller.
Bela Lugosi und Ed Wood jr.
Wurde Lugosi in den 1930er Jahren noch als Leinwand-Dracula frenetisch gefeiert, zählt die Zusammenarbeit mit dem Trash-Regisseur Ed Wood jr. aus heutiger Sicht zu den traurigen Nachwehen einer untergegangenen Ära. Doch wie gelangte Lugosi dorthin? Lugosi war untrennbar mit der markanten Rolle des Blutsaugers verbunden, weshalb das Ende des Hypes auch das Ende seiner Karriere bedeutete. Er selbst kam mit seinem Abstieg nur schwer klar. Zudem führten Schmerzen in der Hüfte zur erhöhten Einnahme von Opiaten.
Trotz diverser Engagements in B-Movies hatte Lugosi schwer zu kämpfen, um seine Exfrauen sowie seine Familie durchzubringen. Kurz vor seinem Tod fand er im Trash-Regisseur Ed Wood jr. einen Fan und Gönner, der ihm mit dem Film „Bride Of The Monster“ (1955) ein Comeback bescheren wollte. Doch der Erfolg blieb aus und Lugosi starb im August 1956 an einer Herzattacke. Auf Wunsch seiner vierten Frau und seines Sohnes wurde er in seinem Dracula-Umhang verbrannt. Seine filmische Korrelation mit Wood fand im Tim-Burton-Film „Ed Wood“ Beachtung.
Schwere Zeiten
Neben dem Abebben des Hypes hatten die Universal Studios aber auch noch an anderen Fronten zu kämpfen. Die immensen Produktionskosten des Remakes der Musical-Verfilmung „Show Boat“ aus dem Jahr 1936 zwangen die Studios gar zu einer Kreditaufnahme von 750 000 US-Dollar. So etwas war in der damals über 25-jährigen Unternehmensgeschichte noch nie passiert. Die Tage von Carl Laemmle jr. an der Spitze der Studios waren damit gezählt. Zwar feierte „Show Boat“ nach der Abdankung Laemmles kommerzielle Erfolge, jedoch verhinderte dies nicht die Übernahme des Unternehmens durch den damaligen Kreditgeber.
Die Folge: Während der Kriegsjahre wurden jegliche Innovationen zurückgestellt, Produktionsbudgets gekürzt und einige zuvor vertraglich gebundene Stars verließen die Studios. Doch wie in jeder Konjunkturkurve folgte auf ein Tief ein Hoch, das mit dem Comedy-Duo Abbott und Costello sowie diversen Musicals (z. B. „Der große Bluff“) zusammenhing. Die größten Horror-Klassiker veröffentlichte Universal übrigens in der 8 Discs umfassenden Monsters Collection.
Im nächsten Teil: Die Hitchcock-Ära
Im ditten Teil unseres großen Universal-Specials beleuchten wir die Hitchcock-Ära näher, gehen auf die großen Monumentalfilme der 60er Jahre ein und stellen einen weiteren „Jahr100“-Film vor. Außerdem erfahren Sie, was uns der Drehbuchautor David Schad Ward im Gespräch über den Film „Der Clou“ verraten hat…