Seit einer Woche grasiert das „Pokemon“-Fieber nun schon in Deutschland – und sorgt für allerlei Turbulenzen. Während die einen am unangebrachten Ort suchen, finden andere die Liebe, bringen sich selbst in Lebensgefahr oder werden direkt verhaftet.
In den 1990er Jahren war „Pokémon“ ein Hype – dann verschwanden die kleinen gelben Monster in der Versenkung. Jetzt sind sie zurück – als Online-Spiel fürs Smartphone. In Deutschland ist „Pokémon Go“ seit einer Woche zu haben – und hat einigen Wirbel verursacht.
Entdecker: „Pokémon“ bringt die Menschen vor die Tür – und manchmal auch an ungewöhnliche Orte. In Frankfurt stiegen Jugendliche auf das zehn Meter hohe Dach eines Einkaufszentrums, um dort nach den virtuellen Viechern zu suchen. Und ebenfalls in Frankfurt haben sich die virtuellen Monster in den dunklen Gängen eines gesperrten S-Bahn-Tunnels verirrt. Für den Rhein-Main-Verkehrsverbund war das ein bisschen zu viel Abenteuer: „Auch wenn es euch schwerfällt, doch für die Jagd ist und bleibt der #tunnelzu ;)“, twitterte das Unternehmen zur Sicherheit.
Gefahr: Auf der Suche nach kleinen gelben „Pokémons“ haben sich einige Spieler in Gefahr gebracht. In Niedersachsen wurden drei „Pokémon“-Fänger auf einem Truppenübungsplatz erwischt, auf dem gerade mit scharfer Munition geschossen wurde. Der Wachdienst hat das Trio auf dem Gelände der Bundeswehr in der Lüneburger Heide entdeckt. Eine 16-Jährige aus Schleswig-Holstein wurde sogar Opfer eines Verbrechens. Auf der Suche nach einem „Pokémon“ riss ihr ein Radfahrer das Handy aus der Hand.
Kriminalität: Dem ein oder anderem hat „Pokémon“ Ärger mit dem Gesetz eingehandelt. Eigentlich wollte ein Marihuana-Konsument in München kleine „Pokémons“ fangen, dabei ging er allerdings selbst der Polizei ins Netz. Der 30-Jährige war in München mit einen Joint unterwegs – und dabei so in das Spiel auf seinem Handy vertieft, dass er die Streife nicht bemerkte. Und in Trier wurde ein per Haftbefehl gesuchter Mann beim „Pokémon“-Spiel von der Polizei aufgegriffen – und muss nun für ein halbes Jahr ins Gefängnis.
Liebe: Mancher findet beim Spielen nicht nur kleine Monster, sondern auch die wahre Liebe. Nun ja, nur leider nicht die eigene. Ein junger Mann in Schwaben stieß in einer Grünanlage auf ein alkoholisiertes Pärchen, dass gerade Sex in freier Natur hatte. Das ließ sich auch von dem „Pokémon“-Spieler nicht in seiner Lust bremsen.
Nacht: Als Kind wanderten viele auf der Suche nach Geistern mit Klassenkameraden durch die Nacht. Heute stehen die virtuellen Monster im Mittelpunkt. Knapp 1000 Teilnehmer haben sich in Hannover zur „Pokémon Go Nachtwanderung“ getroffen. „Man lernt extrem viele Leute kennen, und es ist ein Kindheitstraum von mir, draußen „Pokémons“ zu fangen“, sagte ein 23-jähriger Teilnehmer. Auch etwa in Berlin gab es eine „Pokémon“-Jagd.
Geschichte: Nicht überall ist die Monsterjagd angebracht. Die bayerischen KZ-Gedenkstätten etwa wollen keine „Pokémons“. Die ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg sollten nach Wunsch der verantwortlichen Stiftung als mögliche Spielorte aus der Smartphone-App herausgenommen werden. Auch die Gedenkstätte Auschwitz hatte die Macher der App aufgefordert, das Gelände des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers in Polen aus dem Spiel zu entfernen.
Verkehr: Mit einem Fahrzeug jagt es sich besser als zu Fuß? Auf diese Idee kam ein 24-Jähriger in Bochum. Der Mann war einem Fahrradpolizisten aufgefallen, als er während der Fahrt sein Handy in der Hand hielt und bediente. Auch in Berlin war ein Spieler auf Monstersuche – mit dem Fahrrad. Der Mann suchte mit Schrittgeschwindigkeit und einer Hand am Lenker die Umgebung nach den „Pokémons“ ab. Die Handynutzung ist im Straßenverkehr allerdings verboten – das gilt nicht nur fürs Telefonieren. [dpa/fs]
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