ZDF-Intendant Thomas Bellut hat bei der Eröffnung des internationalen Medienkongress ernsthafte Zweifel an einer finalen Umsetzbarkeit von „Germany’s Gold“ geäußert. Offenbar wird eine Übereinkunft mit dem Bundeskartellamt immer unwahrscheinlicher.
Ein Start der Videoplattform „Germany’s Gold“ wird offenbar immer unwahrscheinlicher. Bei der Eröffnungrede zum Internationalen Medienkongress, der am Rande der IFA stattfindet, äußerte ZDF-Intendant Thomas Bellut erhebliche Zweifel an einer Realisierbarkeit des Projektes, nachdem das Bundeskartellamt erhebliche Bedenken gegenüber dem gemeinsamen Videoverleih-Portal von ARD und ZDF geäußert hatten. Wie Bellut mitteilte, müsse man sich mit dem Gedanken anfreunden, es zu lassen, sollte es keine realistische Basis für eine Realisierung geben.
Der ZDF-Intendant merkte an, dass die öffentlich-rechtlichen Veranstalter bereits viel in die Umsetzung der Plattform investiert hätten. Der Name „Germany’s Gold“ würde nicht darauf abzielen, hier eine Goldader für die Veranstalter zu schaffen, mit welcher diese in großem Maße neue Einnahmen erwirtschaften könnten, zumal diese ohnehin von den Gebühreneinspielungen wieder abgezogen würden. Vielmehr sei es das Ziel, dem „Goldschatz“ der deutschen Produzenten eine Plattform zu geben.
Das Bundeskartellamt hatte im März bemängelt, dass ARD und ZDF auf einer gemeinsamen Verleih-Plattform die Preise und die Auswahl der Videos miteinander Koordinieren würden. Zudem seien die geplanten Inhalte der Plattform gebührenfinanziert, weshalb bereits deshalb erhebliche Wettbewerbsschäden verursacht würden. Nach Ansicht der Kartellbehörde seien ARD und ZDF jedoch Wettbewerber und müssten ihre Produkte daher unabhängig voneinander vermarkten. Die Bedenken könnten laut Kartellamt nur dann ausgeräumt werden, wenn ARD und ZDF von einer gemeinsamen Vermarktung abrücken würden und nur auf technischer Ebene beim Betrieb der Plattform zusammenarbeiten würden.
Erst im Juni hatte DIGITAL FERNSEHEN aus Insiderkreisen erfahren, dass Gespräche mit der Beschlusskammer des Bundeskartellamtes stattfinden sollen, die ein Ausscheiden eines Gesellschafters von „Germany’s Gold“ vorsehen. Demnach sollte die ZDF-Tochter ZDF Enterprises einen Ausstieg prüfen, um so die Auflagen des Bundeskartellamtes zu erfüllen. Branchen-Insider glaubten jedoch nicht, dass sich die übrigen Gesellschafter auf einen dauerhaften Weg ohne die Mainzer einlassen würden. Offenbar glaubt man nun auch beim ZDF selbst nicht mehr daran, dass eine solche Lösung zu Stande kommen könnte. [ps]
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