Das Zensur-Programm von Staatschef Erdogan geht weiter: Nachdem die Enthüllungsplattform Wikileaks nun tausende E-Mails der Regierungspartei AKP veröffentlicht hat, wurde die Seite in der Türkei prompt gesperrt.
Nach dem Putschversuch vom Wochenende nutzt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nun die Möglichkeit, unliebsamen Gegnern einen Maulkorb zu verpassen. Das trifft nicht nur Polizisten, Richter und Wissenschaftler, sondern auch die Medien. Bereits am Dienstag haben 24 TV- und Radiosender ihre Lizenz verloren. Die Enthüllungsplattform Wikileaks nahm das rabiate Vorgehen der Regierung nun zum Anlass, tausende E-Mails der regierenden AKP-Partei zu veröffentlichen – und wurde in der Türkei prompt gesperrt.
Rund 300.000 E-Mail-Nachrichten sollen dabei auf der Plattform zugänglich gemacht worden sein, die zwischen 2010 und dem 6. Juli 2016 verschickt wurden. Über den Inhalt machte Wikileaks keine näheren Angaben. Es sollen zwar kaum interne Informationen der Regierung darin stecken, dafür aber offenbar außenpolitische Themen. Zudem seien auch zahlreiche Newsletter und Spamnachrichten unter den Dokumenten.
Woher Wikileaks die Informationen hat, ist bisher nicht bekannt. Die Aktivisten selbst verkünden, dass das Datenleck, über die sie die Mails bezogen haben, nicht aus dem Umfeld der Putschisten kommt.
Die Plattform hatte bereits am Montag angekündigt, entsprechendes AKP-Material veröffentlichen zu wollen. Wenig später teilten die Aktivisten dann mit, dass es „anhaltende Attacken“ auf ihre Infrastruktur gebe, die sie aber offenbar abwehren konnten. Kurz nach der Freischaltung der Dokumente hat die türkische Regierung Wikileaks dann gesperrt. Man habe „Maßnahmen“ ergriffen, hieß es von staatlicher Seite, da es sich um eine „Verletzung der Privatsphäre“ und die „Veröffentlichung illegal erhaltener Daten“ handle. [fs]
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