Die Liste der Telekom-Kritiker wird länger: Nach dem VATM und NetCologne hat sich nun auch der Telekommunikationsanbieter M-net über den neuesten Vectoring-Vorstoß der Bonner beklagt. Die Telekom wolle den Infrastrukturwettbewerb offenbar endgültig zum Erliegen bringen, so der Vorwurf.
Die Deutsche Telekom gerät angesichts ihrer aktuellen Vectoring-Pläne zunehmend unter Beschuss. Nach dem Verband VATM und dem Kabelnetzbetreiber NetCologne reihte sich am Donnerstag auch der Münchner Telekommunikationsanbieter M-net in die Liste der Kritiker ein, die gegen die Pläne Sturm laufen. So befürchtet das Unternehmen, dass der neueste Vorstoß der Telekom, bei dem der Bonner Konzern 135 000 VDSL-Anschlüsse der Konkurrenz abzuklemmen und wieder in die eigene Hand zu nehmen gedenkt, als klaren Beweis dafür sieht, dass die Telekom „den Infrastrukturwettbewerb in Deutschland entgegen den ausdrücklichen Zielen des Telekommunikationsgesetzes endgültig zum Erliegen bringen will“, wie es in einer Mitteilung hieß.
Demnach sieht sich M-net auch hinsichtlich der seit 2013 laufenden Klage des Unternehmens gegen die Vectoring-Regulierungsverfügung erneut bestätigt. M-net bemängelt dabei vor allem, dass der bereits durchgeführte FttB/H-Ausbaus in den großen Städten nicht berücksichtigt wird. „Dadurch erfolgt derzeit ein volkswirtschaftlich völlig unsinniger Doppelausbau durch die Deutsche Telekom“, so Jörn Schoof, Leiter Corporate Affairs der M-net. Denn in vielen der betroffenen Gebiete sei die Infrastruktur schon ausreichend ausgebaut.
„Es darf nicht sein, dass ein Unternehmen, das zu einem Drittel noch dem deutschen Staat gehört, in ordnungspolitisch unsinnig doppelte und vor allen Dingen unzeitgemäße sowie veraltete Breitbandinfrastrukturen investiert. So werden wichtige Gelder, die für den Ausbau im ländlichen Bereich dringend benötigt werden, schlichtweg verschwendet“, so Schoof weiter, der damit ins gleiche Horn wie NetCologne bläst. Viel mehr solle die Telekom die bestehende Infrastruktur für eigene Dienste mitnutzen. „Hier weigert sich die Deutsche Telekom aber seit Jahren rigoros“.
Um den für den erfolreichen Breitbandausbau erforderlichen Wettbewrb zu erhalten, fordert das Münchner Unternehmen nun die Bundesnetzagentur (BNetzA) auf, bei der Beurteilung des neuen Telekom-Antrages bei der Verhandlung am morgigen Freitag ein klares Zeichen zu setzen und „den Bestrebungen des Ex-Monopolisten Einhalt zu gebieten, den Infrastrukturwettbewerb weiter zurückzudrängen“, wie es weiter hieß. Andernfalls werde der Breitbandausbau künftig nur noch von der Telekom getragen und eine Zweiklassengesellschaft drohe zu entstehen. Immerhin habe die Telekom im Herbst angekündigt, dass das Stadt-Land-Gefälle bezüglich der Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen sowie der hierfür anfallenden Verbraucherpreise sich zukünftig deutlich unterscheiden werde.
„Eine Bundesnetzagentur wird auf den Antrag der Deutschen Telekom sicherlich nicht hereinfallen“, gibt sich Schoof selbstsicher. Die gemachten Investitionszusagen seien nicht haltbar. „Die Halbwertszeiten der Aussagen zum Breitbandausbau betrugen bei der Deutschen Telekom weniger als sechs Monate. Insofern kann sich eine Bundesnetzagentur auf eine Investitionszulage, deren Rechtsnatur auch völlig unklar ist, auf keinen Fall verlassen.“[fm]
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