„Warum nicht zwischen VOD-Plattformen hin- und herzappen?“

1
69
Bild: © Victoria - Fotolia.com
Bild: © Victoria - Fotolia.com

Die kleine VOD-Plattform Watch4 will im kommenden Jahr mit deutschen Produktionen auf dem deutschen Markt angreifen. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Jochen Kröhne und Helge Sasse, die mit ihrer Firma Tempest Digital Media bei Watch4 eingestiegen sind. Angst vor der Konkurrenz haben sie nicht: „Konkurrenz tut dem VOD-Markt gut. Die Zielgruppen für VOD-Angebote wachsen und werden auch älter.“

Herr Kröhne, Herr Sasse, der VOD-Markt ist hart umkämpft, nicht erst seit Netflix gibt es in Deutschland viele kleine und große, kostenlose und kostenpflichtige Anbieter. Bleibt da für ein bis dato relativ unbekanntes Angebot wie Watch4 überhaupt noch ein Stück vom Kuchen übrig?
 
Jochen Kröhne: Watch4 hat sich als AVOD-Plattform quasi ohne große Eigenwerbung schon gut etabliert. Wir glauben, dass der Kuchen wächst und haben vor, uns sauber und marktgerecht zu positionieren.

Sie sehen für „attraktive, deutschsprachige Inhalte ein großes Marktpotenzial“. Diese sind bislang tatsächlich unterrepräsentiert. Allerdings haben sich kürzlich erst Produktionsfirmen wie Brainpool und Beta Film zusammen mit der ARD an einen Nachfolger für Germany’s Gold gemacht, der ebenfalls mit vornehmlich deutschen Inhalten punkten will. Ist es Zufall, dass Sie jetzt einen scheinbar ähnlichen Weg gehen? Wie wollen Sie der namhaften Konkurrenz die Stirn bieten?
 
Kröhne: Es ist doch begrüßenswert, wenn sich in dem Segment, in dem das Kartellamt für deutsche Anbieter bislang hohe Hürden aufgebaut hat, endlich etwas bewegt. Konkurrenz tut dem VOD-Markt meines Erachtens gut.

Glauben Sie, dass ein Portal, dass sich größtenteils auf hiesige Produktionen konzentriert, Erfolg haben kann? Die Marktlücke ist da, aber was macht sie so sicher, dass diese Lücke überhaupt gefüllt werden will?
 
Kröhne: Die non-lineare Nutzung von TV-Inhalten nimmt eindeutig zu. Es gibt auch immer mehr online-fähige Endgeräte, insbesondere Smart TVs und Tablets. Die Zielgruppen für VOD-Angebote wachsen und werden auch älter. Warum sollte man zwischen VOD-Plattformen nicht auch quasi hin- und herzappen ? Flexible Kündigungsfristen machen dies möglich.
 
Helge Sasse: Wenn man den Launch der vielen linearen Spartensender im Lauf der vergangenen 10 Jahre betrachtet, scheint es doch auch Raum für eine Vielfalt kleinerer Anbieter im Markt der großen Player zu geben.  Wir denken, dass dies im VOD-Markt nicht anders sein wird.
 
Sie sind gut vernetzt, Kontakte zu Senator Entertainment oder zur Tele München Gruppe dürften hilfreich bei der Akquise von Inhalten sein. Worauf darf sich der potenzielle Nutzer denn in Zukunft bei Watch 4 freuen? Können Sie schon Shows oder Serien beziehungsweise beteiligte Produktionsfirmen bekannt geben?
 
Sasse: Das Content-Sourcing ist natürlich ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es gibt ein paar ganz offensichtliche Programmquellen für uns. Wir versuchen aber auch, attraktive neue Inhalte für unser Angebot zu erschließen, die woanders nicht oder noch nicht zu finden sind.
 
Kröhne: Die Nutzer dürfen sich auf alle Fälle freuen. Wir haben schon sehr attraktiven Content akquiriert, was wir aber erst nach und nach bekanntgeben werden.
 
Wie wird das SVoD-Modell aussehen? Watch 4 ist aktuell kostenlos und werbefinanziert. Nun soll es mit einem SVoD-Angebot erweitert werden. Das heißt, es wird weiterhin kostenlos bleiben und ein optionales Abo-Modell bekommen oder langfristig komplett kostenpflichtig werden?
 
Kröhne: Das Kernangebot von Watch 4 bleibt kostenlos und werbefinanziert. Unser SVOD-Angebot in 2015 wird einen sehr attraktiven Preis haben und ist eine Zusatzoption. So soll es auch bleiben. Aber auch jeder Pay-Content wird jeweils vier kostenfreie Minuten haben (‚watch 4 for free‘). Wir glauben sehr an ein kundenfreundliches Freemium-Modell. Insofern ist für uns eher das US-Angebot Hulu das Vorbild.
 
Vielen Dank für das Gespräch!
 
Helge Sasse, lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Senator Entertainment AG und Jochen Kröhne, als Geschäftsführer beim gescheiterten ARD-ZDF-VOD-Versuch Germany’s Gold dabei, gründeten vor Kurzem das Unternehmen Tempest Digital Media. Der Einstieg bei Watch4 ist die erste Firmenbeteiligung von Tempest Digital Media. [chp]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

Bildquelle:

  • Technik_Web_Artikelbild: © Victoria - Fotolia.com
1 Kommentare im Forum
  1. AW: "Warum nicht zwischen VOD-Plattformen hin- und herzappen?" Bei Angeboten, die überhaupt eine Kündigungsfrist haben von "Zappen" zu reden, ist putzig...
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum