Mit der Verschmelzung von Amazon Prime und Lovefilm zum neuen Dienst Amazon Prime Instant Video könnte dem US-Anbieter Amazon ein großer Schlag auf dem Kampf um Marktanteile im VoD-Sektor gelingen. Mit der Kombination seiner Angebote lässt der Internet-Riese seine Muskeln spielen und setzt die Konkurrenz unter Druck.
Der Video-on-Demand-Markt in Deutschland könnte vor einem Umbruch stehen. Doch während die Branche seit Monaten gespannt auf einen möglichen Markteinstieg des US-Riesen Netflix schaut, kam eine spektakuläre Meldung am Freitag aus einer völlig anderen Richtung. So wird der Online-Versandriese Amazon, der mit Lovefilm bereits über einen der größten Services für Abruf-Videos hierzulande verfügt, das Modell seines Instant-Video-Dienstes nach Deutschland importieren. Dabei werden bereits ab Mittwoch die Angebote Amazon Prime und Lovefilm zum neuen Dienst Amazon Prime Instant Video verschmolzen. Kunden zahlen dann 49 Euro im Jahr und können neben dem Premium-Versand auch die Lovefilm-Bibliothek vollumfänglich nutzen.
Der Clou dabei: Für bisherige Video-on-Demand-Kunden von Lovefilm wird das Angebot künftig sogar günstiger, denn diese bezahlten bisher monatlich 6,99 Euro, was im Jahr 83,88 Euro entsprach. Einen großen Kundenverlust muss Amazon durch die Umstellung auf das neue Modell also nicht fürchten. Im Gegenteil: Viele Neukunden könnten durch die neue Preisstruktur angezogen werden. Selbst bisherige Lovefilm-Nutzer, die das Video-Angebot weiterhin auf monatlicher Basis nutzen wollen, können dies. Zwar steigt der Preis hier auf 7,99 Euro, doch bewegt man sich damit immer noch im Rahmen der Konkurrenz von Maxdome oder Watchever.
Ein Kundenverlust droht dem Unternehmen allenfalls auf Seiten der bisherigen Amazon-Prime-Kunden, denn diese zahlten bisher nur 29 Euro im Jahr für den Premium-Versand und müssen künftig ungefragt den Aufpreis von 20 Euro für das Abruf-Video-Abonnement mit entrichten. Hier wird es an Amazon sein, den Bestandkunden den Mehrwert des Film- und Serienangebots näherzubringen.
Insgesamt hat das neue Modell jedoch das Potential, die Zahl der Video-on-Demand-Kunden für Amazon merklich zu erhöhen. Wer etwa bislang Kunde von Amazon Prime ist und parallel dazu noch Video-Portale wie iTunes, Maxdome und Co. nutzt, könnte künftig theoretisch auf Letzteres verzichten und komplett auf die Dienste von Amazon setzen. Auch potentielle Kunden, denen Video on Demand bislang generell zu teuer war, könnten durch den Mehrwert einer Premium-Versand-Option nun möglicherweise zu Amazon gelockt werden.
Der größte Nachteil, den Amazon gerade im Vergleich zu den größten Konkurrenten Maxdome und Watchever hat, ist die geringe Zahl kompatibler Endgeräte gerade im Smart-TV-Bereich. Wer Lovefilm bislang bislang auf dem eigenen Fernseher nutzen wollte, war bei der Geräteauswahl deutlich eingeschränkter als bei den anderen Portalen. Abhilfe könnte hier jedoch die lang-erwartete Amazon-Set-Top-Box bieten. Diese könnten aktuellen Gerüchten zu Folge bereits im ersten Halbjahr 2014 verfügbar werden. Mit einer eigenen Set-Top-Box könnte Amazon zumindest theoretisch nahezu jedes TV-Gerät bedienen und auch Apple mit seinem Apple TV Konkurrenz machen.
Ob der Plan von Amazon aufgeht, mit dem neuen Geschäftsmodell auf dem Video-on-Demand-Markt durchzustarten, wird sich zeigen müssen. Eines wird jedoch immer deutlicher: Der noch relativ junge deutsche Markt ist bereits hart umkämpft und auch für einen Big-Player wie Netflix dürfte ein Einsteig kaum zum Selbstläufer werden. [ps]
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