Raubkopien oder illegale Livestreams machen Inhalteanbietern bereits seit Jahren das Leben schwer. Video on Demand dürfte das Problem allerdings zumindest entschärfen, glaubt Watchever-Geschäftsführerin Sabine Anger. Denn die zunehmende Angebotsbreite lenke die Nutzer von Raubkopien ab.
Der Video on Demand-Markt in Deutschland boomt, immer mehr Anbieter bringen sich mit neuen Konzepten in Stellung, um die Nutzer für sich zu gewinnen, die bereit sind für flexibles Fernsehen Geld auszugeben. Mit Amazon Prime Instand Video hat sich dabei erst vor wenigen Wochen einer dieser Anbieter neu aufgestellt und den Markt mit seinem äußerst lukrativen Preis-Leistung-Verhältniss ordentlich aufgemischt. Für die Konkurrenz ist der Online-Händler zwar ein durchaus harter Brocken, doch im Grunde sei ein neuer Player stets zu begrüßen. Diese Auffassung brachten am Donnerstag auch die Teilnehmer der Paneldiskussion „Vom linearen Rundfunk zu Content-gestützten Erlebniswelten?“ im Rahmen des DLM-Symposiums in Berlin noch einmal zum Ausdruck.
Mehr Konkurrenz unter den Anbietern komme dabei natürlich in erster Linie den Nutzern zu Gute. Denn der kann sich das für ihn passende Konzept mittlerweile aus einer Fülle von Angeboten heraussuchen. Lieber Einzelkauf oder doch gleich ein Abo? Welcher Dienst hat die für ihn relevanten Inhalte parat, auf welchen Endgeräten werden diese angeboten und welchen Preis hat das Ganze? Die Möglichkeiten sind für Nutzer mittlerweile breit gefächert – und von dieser Konkurrenz profitieren am Ende auch die Anbieter, wie Watchever-Geschäftsführerin Sabine Anger im Rahmen der Diskussion erklärte. Denn diese Fülle lenke die Nutzer von illegalen Raubkopien und Livestreams ab.
Wer attraktive Inhalte möglichst zeitnah sehen und nicht auf die Ausstrahlung im Free-TV warten will, muss dafür in der Regel in die Tasche greifen – sei es in Form einer Kinokarte, einer Blu-ray, einem Pay-TV-Abo oder auch einem Video-on-Demand-Dienst. Die kostenlose Alternative heißt dann oftmals illegale Raubkopie oder Livestreams im Internet.
Watchever, Amazon, Sky Snap, Netflix und Co. können laut Anger das Problem mit Raubkopien zwar nicht lösen, es aber doch zumindest etwas mindern, indem sie ähnliche „Vorteile“ anbieten, wie die illegale Variante. Die entsprechenden Inhalte können bei den Diensten jederzeit konsumiert werden, wenn das Interesse daran besteht, über mobile Endgeräte bei Bedarf auch unterwegs. Zudem bemühen sich die meisten Anbieter darum, die aktuell gefragtesten Titel möglichst zeitnah in ihr Portfolio zu integrieren, um so auch die Ungeduldigen zu locken. Mit einem Kostenfaktor von überwiegend unter 10 Euro im Monat fällt der Preis bei den meisten Anbietern zudem recht moderat aus – mit dem Vorteil, dass sich die Nutzer hier auf legalem Terrain befinden und oftmals auch eine deutlich bessere Bildqualität geboten bekommen.
Auf diese Weise profitieren am Ende nicht nur die Nutzer von neuen Playern im VoD-Markt, die natürlich in Sachen Inhalten und Preis den Konkurrenzkampf schüren, sondern auch die Anbieter selbst. Denn über ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gewinnen sie mitunter auch neue Kunden, die sich zuvor illegaler Raubkopien bedienten. Diesen Trend wollen auch Studien aus den USA bestätigen. Demnach würden sich durch die wachsende Popularität von Netflix, Amazon und Hulu auch ehemalige Raubkopierer verstärkt für legale VoD-Angebote interessieren.
Auch der Trend des Binge-Viewing, der zunehmend auch in Deutschland an Popularität gewinnt, lässt sich dabei als Maßnahme gegen Raubkopien betrachten, so der Tenor auf dem Panel. Indem den Nutzern direkt ganze Staffeln von Beginn ab angeboten werden, kommen diese – so die Hoffnung der Dienste – gar nicht erst auf die Idee, einen illegalen Weg einzuschlagen, um schneller an die Fortsetzungen zu kommen. [fm]
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