Apples iPhone 5 konnte in China keinen Senkrechtstart hinlegen. Vielmehr hielt sich die Begeisterung in Grenzen: Sowohl der Preis als auch das Design des neuen Apple-Flaggschiffs hielten potentielle Kunden vom Kauf ab.
Das iPhone 5 hat am Freitag im weltgrößten Smartphone-Markt China einen verhaltenen Verkaufsstart erlebt. Im Gegensatz zu den Tumulten um seinen Vorgänger 4S im Januar hielt sich der Ansturm allein schon dadurch in Grenzen, dass das neue Modell des Erfolgshandys von Apple diesmal online vorbestellt werden musste. Außer dem komplizierten Verkaufsverfahren führten chinesische Medien und Internetnutzer auch den vergleichsweise hohen Preis und wenig überzeugende Verbesserungen bei Design und Funktion als Gründe an, warum die Begeisterung geringer ausfällt. Der Mobilfunkbetreiber China Unicom berichtete allerdings von rund 300 000 Vorbestellungen.
Auf dem schwierigen chinesischen Smartphone-Markt war Apple im dritten Quartal vom vierten auf den sechsten Platz abgerutscht und will mit dem iPhone 5 wieder aufholen. Der offizielle Verkaufsstart in China, dem zweitgrößten Markt für Apple, erfolgte knapp drei Monate nach der Markteinführung des iPhone 5 in den USA. Im großen Apple-Store im populären Pekinger Sanlitun Village inspizierten aber nur wenige Kunden am Vormittag das neue iPhone. Nach dem Chaos beim Verkaufsstart des iPhone 4S waren Gitter aufgestellt worden. Ein Dutzend Polizisten, zahlreiche Wachleute und Verkäufer des Ladens waren auf einen Ansturm vorbereitet, der aber ausblieb.
Um den Schwarzhandel einzudämmen, konnten seit dem Vortag im Internet pro Person jeweils nur zwei iPhones bestellt werden. „Wir haben keine andere Wahl“, sagte ein Verkäufer. „Beim Start des iPhone 4 gab es zuviel Chaos.“ Unter Hinweis auf die Schieber, die vor der Tür das iPhone 5 mit Aufpreis verkaufen, sagte der Apple-Angestellte: „Sie sind der Grund. Sonst würden wir es einfach über die Ladentheke verkaufen.“ Ein anderer Verkäufer erklärte die geringe Besucherzahl auch mit der Schneedecke, die Peking in der Nacht überzogen hatte.
Internetnutzer zeigten sich aber verärgert darüber, dass das iPhone 5 in China gut 20 Prozent teurer ist als in den USA und mehr als zehn Prozent kostet als in Hongkong. „Wir sind doch nicht blöd“ oder „sehr unerfreulich“, lauteten Kommentare. Der frühere Google-China-Chef Li Kaifu schrieb in seinem Mikroblog über den hohen Preis: „Apple ist nicht sehr ehrlich.“ Das kleinste Modell wird in China für 5288 Yuan, umgerechnet 650 Euro, verkauft – mit dem gegenwärtigen Umrechnungskurs noch etwas billiger als in Deutschland.
„Eigentlich wollte ich mir das neue iPhone kaufen“, sagte die 31-jährige Zhang Li. „Ich mag das Design aber nicht. Es ist hässlich.“ Auch die neuen Funktionen hätten sie „nicht beeindruckt“. Sie findet den etwas größeren Bildschirm des iPhone 5 auch weiter zu klein für die Eingabe von Schriftzeichen. „Da habe ich mir lieber ein Samsung-Smartphone gekauft“, sagte die Sekretärin. Samsung hat in China den größten Marktanteil, gefolgt von den chinesischen Marken Lenovo, Coolpad, ZTE, Huawei und schließlich Apple.
Auf dem chinesischen Schwarzmarkt waren ins Land geschmuggelte Geräte schon vor Wochen für einen Aufpreis von 1000 bis 1500 Yuan (120-180 Euro) zu haben. Doch fielen die Zuschläge mit dem Verkaufsstart deutlich bis auf 100 bis 200 Yuan, falls jemand das Online-Kaufverfahren nicht abwarten wollte. „Die Geschäfte laufen schlecht“, sagte ein Schwarzhändler vor dem Apple-Store, der sofort Preisnachlässe anbot, um ins Geschäft zu kommen.
Außer China Unicom bietet diesmal auch China Telecom das neue iPhone mit Verträgen an. Ihre Läden hatten ab Mitternacht geöffnet. Nach chinesischen Medienberichten haben sich in Shanghai vor einem Geschäft von China Telecom rund 200 Kunden angestellt. Beide Unternehmen halten aber weniger als die Hälfte des Mobilfunk-Marktes. Mit dem größten Betreiber China Mobile konnte Apple keine Vereinbarung erzielen.
„Das iPhone 5 ist weiter der Star der Smartphones“, sagte der Telekom-Experte Fu Liang, der „China Business Daily“. „Aber grundsätzlich wird der Verkauf des iPhone 5 nicht den unglaublichen Erfolg der 4er-Ära wiederholen können. Das iPhone 4 war eine Erleuchtung, aber die Zeit vergeht und Smartphones haben sich in der ganzen Welt verbreitet.“ Experten sehen auch wenig Kundenloyalität in China. Weniger als elf Monate nach dem Start des iPhone 4 in China sei der Zyklus der Neueinführung auch einfach zu kurz. Außerdem hieß es: „Das iPhone 5 ist nicht so eine Neuheit.“[Andreas Landwehr/fm]
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