Der einstige Smartphone-Pionier Blackberry steckt tief in der Krise: Marktanteile brechen weg, der geplante Verkauf ist geplatzt und der Konzernchef muss seinen Posten räumen. Nun soll ein neuer Mann den drohenden Absturz verhindern.
Thorsten Heins hatte einen Plan. Blackberry, so der aus Deutschland stammende Manager, sollte mit einem neuen Betriebssystem und neuen Smartphones wieder zu einer der Top-Adresse der Branche aufsteigen. Thorsten Heins hatte einen Traum. Das Blackberry-Betriebssystem sollte neben Handys irgendwann auch einmal in Maschinen oder sogar Zügen stecken und die heutige PC-Plattform ersetzen.
Von Plan und Traum ist nichts geblieben. Nach fast zwei Jahren an der Spitze des kanadischen Unternehmens muss Heins seinen Posten räumen. Er hatte den Niedergang des Branchenpioniers trotz großer Anstrengungen nicht stoppen können. Statt alte Kunden zu halten und neue zu gewinnen, floppten die neuen Modelle. Die Nutzer wanderten zu Apples iPhone, Android- oder Windows-Smartphones ab.
In der jüngsten Absatzstatistik des Marktforschers IDC taucht Blackberry schon gar nicht mehr auf. Stattdessen finden sich unter den fünf größten Herstellern Namen wie Huawei, Lenovo oder LG – alles Firmen, die früher kaum mit Smartphones in Verbindung gebracht wurden. Platzhirsche sind Samsung und Apple. Und IDC sagt einen weiteren Niedergang von Blackberry voraus: Bis zum Jahr 2017 werde der Marktanteil von heute 2,7 auf 1,7 Prozent schrumpfen. Das sind düstere Aussichten.
Dabei gehörte Blackberry einst zusammen mit Palm zu den Wegbereitern des Smartphones. Palm ist schon längst Geschichte und im Sumpf von HP versunken. Blackberry droht nun ein ähnliches Schicksal. Zwar hat es Heins durch eisernes Sparen geschafft, dass die Firma immer noch einen Milliardenbetrag auf der hohen Kante hat. Die jetzt angekündigte Finanzspritze von Fairfax Financial und anderen Investoren verschafft zusätzlich etwas Luft.
Doch die Frage bleibt: Wer wird künftig noch ein Blackberry-Gerät kaufen? Unternehmenskunden, war einst der Plan. Und Kunden in Schwellenländern, die sich kein iPhone leisten können. Doch im Revier der Unternehmenskunden wildern auch iPhone und Windows Phone erfolgreich. Und billige Android-Smartphones chinesischer Anbieter fluten inzwischen die Märkte weltweit.
Der neue kommissarische Blackberry-Chef John Chen gibt sich kampfbereit: „Blackberry ist eine Kultmarke mit enormen Potenzial“, erklärte er bei seiner Ernennung am Montag. „Doch es wird Zeit, Disziplin und harte Entscheidungen verlangen, um wieder erfolgreich zu werden.“
Die Worte hören Anleger und Mitarbeiter nicht zum ersten Mal. Vorgänger Heins, der wie Chen mal bei Siemens arbeitete, hatte derlei Durchhalteparolen immer wieder ausgegeben: Er bat um Geduld, wollte der Firma eine neue Richtung geben. Und er strich Stellen, zuerst 5000, dann noch einmal 4500. Übrig bleiben sollen rund 7000 Leute. Auch die müssen jetzt zittern. Denn wie der neue Plan genau aussieht und ob er aufgehen wird, bleibt offen. [Daniel Schnettler/fm]
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