Zügig will die Deutsche Telekom ihre Vectoring-Technologie einführen, um bis zum Jahr 2018 bis zu 100 MBit/s Bandbreite möglichst in ganz Deutschland einzuführen. Dabei handelt es sich bei dieser Technologie nach Meinung von Experten ohnehin um nicht mehr als eine Übergangslösung.
Der Ex-Geschäftsführer der Telekom-Kabelsparte, Dr. Hans-Ullrich Wenge, sieht künftiges Vectoring oder auch das dem Verfahren folgende Super-Vectoring nicht als Lösung für Deutschland. „Selbst zu mir als Nicht-Techniker und Nicht-Physiker hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass es sich bei dem von der Deutschen Telekom eingesetzten Vectoring-Verfahren, bei dem der Kupferdraht bis in den jeweiligen Haushalt noch effizienter genutzt werden soll, lediglich um eine Brückentechnologie handelt“, schreibt Wenge in seiner Kolumne der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER.
Es sei eine Übergangslösung, weil man anscheinend bei der Telekom glaube, dass es erstens zu teuer sei, Glasfaser bis in jeden Haushalt zu legen und zweitens sowieso bald alles mobil über LTE laufe, was an Datenverkehr in Deutschland über 100 MBit/s notwendig erscheine“, so Wenge weiter.
„Ein großer Irrtum? Oder ist es Strategie? Eine Lösung ist es in jedem Falle nicht“, sagt der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung von Kabel Deutschland – dem Unternehmen, das seinerzeit noch zur Deutschen Telekom gehören durfte – zu den derzeitigen Plänen des Bonner Konzerns.
Wer seine Hausaufgaben gemacht habe, wisse doch, dass unsere europäischen Nachbarn bereits Glasfaser kostengünstig in jeden Haushalt durch die Wasser- oder Stromleitung legen könnten. Warum könne das die Telekom in Deutschland eigentlich nicht?, wundert sich Wenge und stellt die Frage, ob es je versucht wurde. Bei der Kabel Deutschland habe es erste Projekte dieser Art schon vor 15 Jahren gegeben.
„Oder verdient die Deutsche Telekom vielleicht mehr daran, in den Magenta-Eins-Tarifen einen für sie umsatzstarken und gewinnträchtigen ‚LTE-Turbo‘-Kombitarif für alle diejenigen einzubauen, die nicht genügend Bandbreiten in Deutschland zur Verfügung haben?, mutmaßt der Experte. Und das würden bis 2018 und danach sicher viele Nutzer sein.
„Diese Idee klingt nach einem so ‚guten‘ Plan, dass sie glatt wahr sein könnte und stimmt zugleich doch sehr bedenklich. Es geht hier nicht nur um den Gewinn eines zu einem Drittel dem Bund gehörenden Konzerns. Es geht auch nicht um den Wettstreit von Technologie-Präferenzen“, stellt Wenge klar. Es gehe vielmehr um Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland auf einem globalisierten Markt. „Wir alle brauchen das schnelle Internet zum wirtschaftlichen Überleben – mehr denn je!“, gibt Wenge in Richtung der Deutschen Telekom zu bedenken.
Weitere Gedanken von Hans-Ullrich Wenge zur heutigen Mediennutzung, der benötigten Infrastruktur und dem notwendigen Wandel finden sich in seiner Kolumne im DIGITAL INSIDER, den es im im Abo unter Heftkaufen.de und per App für Android und iOS gibt. [th]
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