Während die Deutsche Telekom ihr Glasfaserkabel als Infrastruktur der Zukunft für Breitband-Internetanschlüsse anpreist, sieht man sich bei Unitymedia Kabel BW durchaus gerüstet, schnelle Internetanschlüsse auch in Zukunft über das TV-Kabel bereitstellen zu können. Gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de sprach Unternehmenssprecher Johannes Fuxjäger über die Zukunftsfähigkeit des Kabels.
Bereits am 27. August hatte sich Kabel Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein gegenüber der „Wirtschaftswoche“ kritisch zum Glasfaserausbau in vielen Städten und Gemeinden geäußert. Dieser sei aus seiner Sicht oft überflüssig, da zahlreiche Haushalte mit dem TV-Kabelanschluss bereits über die nötige Infrastruktur für einen Breitband-Internetanschluss verfügen würden.
Eine ähnliche Meinung vertritt man auch beim größten Konkurrenten Unitymedia Kabel BW, der bei der Internetversorgung überwiegend auf Hybridlösungen aus Glasfasernetzen und Kabelanschlüssen setzt. „Der Kabelanschluss bietet einen sehr leistungsstarken und zukunftsfähigen Internetzugang mit weit höheren Geschwindigkeiten als dies über den herkömmlichen DSL- oder VDSL-Anschluss möglich ist.“, teilte Unternehmenssprecher Johannes Fuxjäger gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de mit. Bereits jetzt seien im Versorgungsgebiet von Unitymedia Kabel BW bis weit in den ländlichen Raum hinein Geschwindigkeiten von bis zu 150 Mbit/s möglich. Damit erfülle der Anbieter bereits die Ziele der Breitbandstrategie der Bundesregierung für 2014, die nur 50 Mbit/s vorsehen.
„Dabei ist die Leistungsgrenze noch lange nicht erreicht: im Rahmen der Anga Cable haben wir einen Anschluss mit 1,5 Gigabit/s im Download getestet – inklusive Telefonie und der Übertragung der kompletten Digital TV Inhalte.“, versicherte Fuxjäger auch die Zukunftsfähigkeit des TV-Kabels als Zubringer für Breitbandinternet. So seien bereits mit der jetzigen Technologie problemlos Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 400 Mbit/s im Download möglich. Eine bedarfsgerechte Erhöhung der Geschwindigkeit soll durch die Bündelung von Kanälen mit dem Übertragungsstandard DOCSIS 3.0 und späteren Nachfolgestandards erfolgen. Zudem will der Anbieter mit dem Glasfaserkabel noch näher an die Haushalte heranrücken.
Die Probleme, dass in den Städten und Gemeinden das Potential der TV-Kabel oft gar nicht bekannt sei, sieht man bei Unitymedia Kabel BW ebenso wie bei Kabel Deutschland. „Privat- und Geschäftskunden, insbesondere in ländlichen Regionen, interessieren sich in erster Linie für die Internetgeschwindigkeit, die Produktvielfalt und Zukunftssicherheit der Breitbandanbindung – also das, was am Kabelende rauskommt. In diesen Fällen können wir die Wünsche in der Regel mehr als erfüllen. Diese Sichtweise würden wir uns auch bei manchen Vertretern der Kommunen und Gemeinden wünschen“, so Fuxjäger. Um auch dort das Zukunftspotential der Kabelnetze bekannt zu machen, sei noch viel Aufklärungsarbeit von Seiten der Kabelnetzbetreiber nötig.
Vor allem die Deutsche Telekom treibt derzeit den Glasfaserausbau mit Fibre-to-Home-Anschlüssen voran. In zwölf deutschen Städten hatte die Telekom im August den Anschluss der Wohnungen an ihr Glasfasernetz begonnen. Über das Glasfasernetz des Telekommunikationsanbieters sollen derzeit Datenraten von bis zu 200Mbit/s beim Download möglich sein. „Der Glasfaser gehört im Netz die Zukunft“, hatte die dpa den Telekom-Chef Niek van Damme zitiert. Kabelnetzbetreiber wie Unitymedia Kabel BW setzen beim Netzausbau hingegen auf eine Hybridlösung, bei der ein Großteil des Netzes ebenfalls aus Glasfaser besteht, die Anschlüsse zu den Wohnungen aber über das koaxiale Fernsehkabel realisiert werden. [ps]
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