Auch der Kurznachrichtendienst Twitter will den Sprung auf das großen Finanz-Parkett wagen und hat in aller Heimlichkeit die ersten Schritte Richtung Börse unternommen. In trockenen Tüchern ist der Börsengang aber noch keineswegs.
Nach Facebook wagt sich nun auch Twitter an die Börse. Der Kurznachrichtendienst reichte vertraulich einen Börsenprospekt bei der Aufsichtsbehörde SEC ein, wie das Unternehmen aus San Francisco am Donnerstag mitteilte. Alle Eckdaten wie Finanzkennzahlen bleiben damit vorerst geheim. Twitter verbreitete die Nachricht standesgemäß per Tweet, eine seiner maximal 140 Zeichen langen Nachrichten.
Schon seit langem wird mit einem Börsengang von Twitter gerechnet. Der katastrophal verlaufene Börsenstart von Facebook vor einem Jahr könnte zwischenzeitlich abschreckend gewirkt haben. Mittlerweile haben die Anleger aber das Vertrauen in Facebook wiedergewonnen, und die Aktie erreichte am Donnerstag einen neuen Höchststand. Das könnte für Twitter das Signal gewesen sein, den eigenen Sprung aufs Parkett anzukündigen.
Bis zum eigentlichen Börsengang kann es jedoch noch Monate dauern – und er kann letztlich auch noch abgeblasen werden. Im Laufe der nächsten Zeit dürften beteiligte Banken zunächst die Nachfrage der Anleger nach den Aktien des Unternehmens ausloten, erst ganz am Ende wird der Preis festgelegt. Federführende Bank ist nach Informationen des „Wall Street Journal“ und der „New York Times“ Goldman Sachs.
Twitter machte Gebrauch von einer US-Regelung, wonach Unternehmen mit weniger als einer Milliarde Dollar Jahresumsatz einen Börsenprospekt einreichen können, ohne ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die ganzen Informationen zum Geschäft oder der Platzierung können dann bis kurz vor dem Börsengang unter Verschluss bleiben. Der Wert von Twitter wurde zuletzt auf 10 Milliarden bis 15 Milliarden Dollar geschätzt. Der Börsengang könnte damit zu einem der größten in der Technologieszene in diesem Jahr werden. Zum Vergleich: Facebook ist nach der Erholung des Aktienkurses rund 109 Milliarden Dollar wert (82 Milliarden Euro).
Twitter hatte sich erst am Dienstag mit der Übernahme einer Online-Werbefirma schick für die Börse gemacht. Der mehrere Millionen Dollar schwere Zukauf MoPub hilft Unternehmen, Werbung in mobilen Apps zu schalten. Das Werbegeschäft auf Smartphones und Tablets war bei Facebook zum Zeitpunkt des Börsengangs im Mai 2012 ein Schwachpunkt.
Bei Twitter können Nutzer 140 Zeichen lange Nachrichten, Fotos und kurze Videos absetzen. Der Dienst hat sich damit zu einem Medium für „Breaking News“ gemausert. So war Twitter beim Bombenanschlag auf den Marathon in Boston eine der besten Informationsquellen. Das von Dick Costolo geführte Unternehmen hat gut 200 Millionen aktive Nutzer. Facebook kam zuletzt auf 1,15 Milliarden.
Wie US-Medien anmerkten, wählen im Silicon Valley mittlerweile viele Unternehmen den vertraulichen Börsenprospekt. Es sei aber das erste Mal, dass eine Firma diesen Schritt auch öffentlich mache, schrieb die renommierte Technologie-Website „All Things D“. Durch die Geheimhaltung kann Twitter nun auch in Ruhe eventuelle Fragen mit der Börsenaufsicht SEC klären. Das kann vor bösen Überraschungen schützen: So hatte die SEC die Bilanzierung im Prospekt des Schnäppchenportals Groupon als zu kreativ kritisiert, was zu Negativschlagzeilen und letztlich zu einer Änderung der Zahlen führte. [dpa/fm]
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