Twitter findet Accounts mit Verbindung zu russischer Propaganda

1
55
Bild: © Victoria - Fotolia.com
Bild: © Victoria - Fotolia.com

Bei der Aufarbeitung des Verdachts einer russischen Einmischung in den US-Wahlkampf stand Twitter bisher weniger im Fokus als Facebook. Jetzt fand auch der Kurznachrichten-Dienst Dutzende verdächtige Accounts.

Nach Facebook hat auch Twitter rund 200 mutmaßlich aus Russland gesteuerte Profile gefunden, die Stimmungsmache in den USA betrieben haben sollen. Der Kurznachrichtendienst entdeckte dabei zunächst 22 Accounts, die direkt zu den von Facebook ausgemachten rund 450 verdächtigen Profilen gehörten. Mit ihnen verbunden gewesen seien 179 weitere Twitter-Konten.



Diejenigen von ihnen, die gegen Nutzungsregeln von Twitter verstießen, seien blockiert worden, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit. Sie seien nicht als Werbekunden registriert gewesen, hieß es. Unklar blieb, inwieweit Twitter mit seinen Untersuchungen über eine Prüfung im Umfeld der von Facebook gefundenen Profile hinausging.
 
Facebook hatte erklärt, 470 vermutlich aus Russland gelenkte Accounts hätten 3000 Anzeigen im Wert von 100 000 Dollar geschaltet, um die öffentliche Meinung in den USA zu manipulieren. Dabei sei es unter anderem um das Anheizen von Spannungen zwischen ethnischen und sozialen Gruppen gegangen.
 
Außerdem veröffentlichte Twitter Informationen zur Werbeaktivität des TV-Senders Russia Today, der als ein Sprachrohr für den Kreml im Westen gilt. Demnach kauften drei Profile von Russia Today im vergangenen Jahr bei Twitter Anzeigenplatz für gut 274 000 Dollar. Sie bewarben damit 1823 Twitter-Nachrichten, die auf den US-Markt gerichtet waren. Dabei handelte es sich laut Twitter vor allem um Tweets mit Verweisen zu Nachrichtenbeiträgen von RT. Anzeigen bei Twitter funktionieren zum Beispiel so, dass man seine Tweets mehr Nutzern oder bestimmten Zielgruppen anzeigen lassen kann. Russia Today wird in den USA oft als Propaganda-Instrument Moskaus betrachtet.
 
Twitter hatte am Donnerstag hinter verschlossenen Türen im US-Kongress über die Erkenntnisse informiert. Senator Mark Warner, der eine führende Rolle im Geheimdienstausschuss spielt, zeigte sich danach sehr unzufrieden. Der Bericht von Twitter sei enttäuschend und inadäquat gewesen. „Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie verstehen, wie ernst das Problem ist“, schrieb er bei Twitter. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA grundsätzlich verboten. Die russische Regierung bestreitet, etwas mit den Kampagnen zu tun zu haben.
 
Twitter betonte zugleich, man unternehme massive Anstrengungen, um die Plattform sauber zu halten. Weltweit entdeckten die automatisierten Systeme des Kurznachrichtendienstes 3,2 Millionen verdächtige Accounts pro Woche. Das seien doppelt so viele wie vor einem Jahr. Die Software könne am Verhalten erkennen, ob sie es mit menschlichen Twitter-Nutzern oder automatisierten Profilen zu tun habe. Seit Juni würden täglich 130 000 Accounts entdeckt, die versuchten, die Listen von Trend-Themen zu manipulieren. Zugleich bleibt Twitter bei der bisherigen Schätzung, dass Bots nur etwa fünf Prozent der Profile ausmachen. Sie würden nicht in der Zahl monatlich aktiver Nutzer berücksichtigt, die zuletzt bei 330 Millionen lag. [dpa]

Bildquelle:

  • Technik_Web_Artikelbild: © Victoria - Fotolia.com
1 Kommentare im Forum
Alle Kommentare 1 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum