Mittlerweile besitzen 14 Prozent der deutschen TV-Zuschauer einen Smart-Fernseher. Die Grenzen zwischen Webnutzung und klassischem Fernsehen verschwimmen dabei zunehmend. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird bis 2016 mehr als jeder fünfte Bundesbürger ein internetfähiges TV-Gerät haben. Dadurch verändern sich Kauf- und Sehgewohnheiten enorm.
Smart-TVs werden auch Connected TVs genannt und befinden sich aktuell fast 400 Millionen mal in den weltweiten Haushalten. Bis 2019 soll sich ihre Anzahl verdoppeln. Bereits heute greifen 23 Millionen Deutsche auf Videos im Netz zurück. Mit der Vermischung von TV und Internet werden die Verkäufe von Smart-Bildschirmen weiter zunehmen. Das hat auch Auswirkungen auf die Inhalte: Im Jahr 2017 könnten die Umsätze aus digitalen Film- und Verleihportalen bereits 35 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Die Folge: Klassische DVDs sterben aus.
Vor allem junge Leute konsumieren ihre Lieblingsserien mittlerweile staffelweise im Web. Zeitgleich sinkt die durchschnittliche Fernsehzeit: Waren es 2011 noch 225 Minuten, sind es heute nur noch 194. Da Konsumenten auf immer mehr Geräten schauen und sich die Konsumzeit individuell aussuchen können, wird dieser Durchschnittswert auch in Zukunft weiter sinken.
Die meisten Entscheidungen drehen sich für junge Leute gar nicht so sehr um die Frage, wann und mit wem sie Inhalte konsumieren, sondern mit welchem Gerät. Die Bedeutung der verschiedenen TV-Technologien wird daher immer wichtiger, da User die hochauflösenden Inhalte aus dem Web in bester HD-Qualität und vielseitig abspielbar erwarten. Jeder Fünfte kommt bereits komplett ohne klassisches Fernsehen aus. Mediatheken, Videoportale, On-Demand-Angebote und TV-Boxen machen eine völlig autonome TV-Planung möglich. Die digitalen Möglichkeiten machen aus Konsumenten TV-Manager in eigener Sache – mit großen Auswirkungen auf künftige Produktionen, Sendeformate und Werbemodelle.
Studien wie Connected Life bescheinigen dem Fernsehen dennoch eine Zukunft, dass neben und dank Smart-TV mit dem Internet existieren kann. Genauso wie heute 80 Prozent der Nutzer während des TV-Konsums digitalen Aktivitäten nachgehen, wird das Fernsehen auch inhaltlich mit dem Web verschmelzen und die Interaktion mit dem Zuschauer suchen und nutzen. Sofortiges Feedback, Mitmach-Formate und die Vernetzung von Informationen zwischen Sendung und passenden Websites sollen als Second Screen das klassische Fernsehen aufwerten. Genau dafür braucht es ganzheitliche Lösungen, damit digitale TV-Geräte und mobile Endgeräte im Heimnetzwerk interagieren und harmonieren.
Die meisten Streaming-Dienste sind schon völlig unabhängig von bestimmten Gerätetypen. Auch Spielekonsolen, Set-Top-Boxen und Receiver in Kombination mit den Streaming-Plattformen-Konkurrenz der Kabel-TV-Anbieter forcieren das Zusammenspiel von TV-Sendern und digitalen Abspiel-Möglichkeiten. Neben heiß erwarteten Innovationen wie dem TV-Gerät von Apple gibt es bereits TV-Geräte mit dem mobilen System Android.
Das zeigt: TV-Sender, Web-Anbieter, Software- und Gerätehersteller werden langfristig zu gemeinsamen Lösungen und Produkten kommen, die bestehende Sehgewohnheiten aufgreifen, um sie zu ihren Gunsten zu verändern. Und noch etwas zeigen die Sehgewohnheiten: Eine große Mehrheit digitaler Bewertungen von TV-Produktionen bezieht sich auf wenige Sendungen. Klasse statt Masse muss daher immer mehr zum Leitmotiv der Fernsehmacher werden. [kh]
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