Vor rund vier Wochen hatte der Web-TV-Anbieter Zattoo für Aufsehen gesorgt – allerdings weniger mit der Einspeisung der ProSiebenSat.1-Sender, sondern vielmehr mit einer plötzlichen Preiserhöhung. CEO Nick Brambring entschuldigt sich nun in einem offenen Brief an seine Kunden für den Schritt und bittet diese um Verständnis.
Mit ungewohnt offenen Worten entschuldigt sich der Web-TV-Anbieter Zattoo bei seinen Kunden für die Preiserhöhung Anfang April und möchte sogleich Aufklärungsarbeit über die Hintergründe leisten. In einem offenen Brief, welcher bereits vor Veröffentlichung dem Online-Portal „OneTV Mag“ vorliegt, wendet sich Zattoo-CEO Nick Brambring an seine Nutzer in Deutschland und wirbt um Verständnis.
Demnach hätten gestiegene Kosten für bessere Technik, die Mehrwertsteuer (19 Prozent) und Gebühren im App-Store (30 Prozent) aber auch für Lizenzgebühren und das Streaming selbst eine Preiserhöhung für das HiQ-Paket unumgänglich gemacht. Zur Erinnerung: Mit der Einspeisung der Free-TV-Sender von ProSiebenSat.1 hatte sich der monatliche Preis für das Paket Anfang April von 4,99 Euro auf 9,99 Euro auf einen Schlag fast verdoppelt. Um nachhaltig wachsen zu können, hätte man die bestehende Preisstruktur nicht länger aufrecht erhalten können.
Brambring erklärt, dass man die Nutzer bei allem was man tue „mitnehmen“ möchte. „Daher tut es uns besonders leid, dass wir rund um die Preiserhöhung offenbar nicht genügend informiert haben. Einige von Ihnen fühlten sich kalt erwischt“ gibt sich der Geschäftsführer überraschend einsichtig. Man wolle in der Kommunikation mit dem Kunden besser werden und suche zudem nach finanzierbaren Möglichkeiten, das Angebot wieder günstiger zu machen.
Für Zattoo dürften die vergangenen Wochen keine leichte Zeit gewesen sein. Der Pionier im Bereich Web-TV hatte zunächst die deutliche Preiserhöhung seines HiQ-Paketes bekannt geben müssen und war kurz darauf mit dem Deutschlandstart des neuen Konkurrenten Magine aus Schweden konfroniert gewesen. Dieser bietet bislang alle Free-TV-Sender kostenlos an, auch jene von RTL und ProSiebenSat.1, die bei Zattoo nun 9,99 Euro monatlich kosten. Mit Couchfunk beginnt zudem gerade ein weiterer Konkurrent, sich für den offiziellen Marktstart aufzustellen. Nicht zuletzt plant nun auch die Mediengruppe ProSiebenSat.1, eine eigene Streaming-App für ihre TV-Sender auf den Markt zu bringen.
Die Preiserhöhung von Zattoo macht deutlich, dass das Geschäftsmodell Web-TV für den Zuschauer im Endeffekt doch teurer werden könnte, als die ersten Angebote dies bisher vermuten ließen. Da kein Anbieter dauerhaft mit Verlusten wirtschaften kann, werden die Kosten sicherlich mittelfristig zwangsläufig beim Endkunden landen. Ob das Fernsehen ohne Kabelgebühren dann tatsächlich noch günstiger ist als beispielsweise das echte Kabelfernsehen oder die Investition in eine Satellitenempfangsanlage, wird sich erst noch zeigen müssen. [ps]
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