Die Deutsche Telekom AG versucht, eine Regulierung des VDSL-Netzes zu verhindern. Dies dürfte jedoch bloß gelingen, wenn der Bonner Kommunikationsriese darlegen kann, dass VDSL ein „neuer Markt“ ist.
Ziel der Telekom ist es, plausibel darzustellen, dass VDSL aufgrund der höheren Bandbreite ganz andere Dienstleistungen als das ADSL2+-Netz ermöglicht.
Dabei richtet die Telekom das Hauptaugenmerk auf das Internetfernsehen (IPTV): „Nur VDSL kann einen störungsfreien IPTV-Empfang garantieren. Die Bandbreiten für das Internetfernsehen sind bei ADSL+ für einen Massenmarktbetrieb nicht ausreichend“, sagte ein Telekomsprecher gegenüber DIGITAL FERNSEHEN. „Schon aus dieser Hinsicht ist für uns eindeutig, dass VDSL ein völlig neuer Markt ist.“
Für den Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, ist dies hingegen noch nicht genug. Gegenüber der Financial Times Deutschland sagte er heute, dass Triple Play, also die Verbindung von Breitbandinternet, Telefonie und IPTV über eine Leitung, diese Voraussetzungen noch nicht erfülle. „Das geht auch über ADSL -und wird von Wettbewerbern in Europa schon lange angeboten.“
Weiter sagte Kurth gegenüber der FTD: „Die neuen, hoch innovativen Qualitätsprodukte, die einen neuen Markt schlüssig begründen sollen, sind uns von der Telekom bisher noch nicht vorgestellt worden.“ Deswegen hat der Leiter der Bundesnetzagentur dem deutschen Telekommunikationsunternehmen zum wiederholten Male nahe gelegt, das VDSL-Netz zu öffnen.
Gegen eine Öffnung hat die Telekom eigenen Angaben zufolge grundsätzlich nichts einzuwenden. Wie der Telekom-Sprecher gegenüber DF versicherte, gehe es der Telekom nicht darum, alle anderen Anbieter draußen zu behalten, vielmehr will man „den Zugang zu marktwirtschaftlichen Konditionen und nicht zu einem regulierten Preis anbieten dürfen.“ Dies soll dann aber erst geschehen, wenn das Netz fertig aufgebaut ist.
Allerdings hält sich die Telekom bisher sehr bedeckt, wenn es um die Höhe des „marktfähigen Preises“ geht. Dies bemängelte auch Matthias Kurth gegenüber der FTD: „Würde offen gesagt, wie das Angebot an die Wettbewerber aussieht, gäbe es weniger Streit um die Regulierung.“
Das Problem einer Monopolstellung ist natürlich immer, dass der Monopolist keine Konkurrenz zu fürchten hat und damit hohe Preise ansetzen kann. Hier möchte der Telekom-Sprecher die erhitzten Gemüter beruhigen: „Ich glaube nicht, dass die Telekom fähig sein wird, astronomische Preise zu diktieren.“
Derzeit versucht die Deutsche Telekom AG alles, um eine Regulierung des VDSL-Netzes zu verhindern. Insgesamt will der Bonner Konzern 3,2 Milliarden Euro in den Aufbau des neuen Hochgeschwindigkeitsnetzes investieren. Seit Anfang August sind bereits zehn Städte in Betrieb, weitere 40 sollen in einem zweiten Ausbauschritt folgen.
Derweil droht die Telekom mit einem sofortigen Stopp des Netzausbaus, sollte das VDSL-Netz reguliert werden. Von Anfang an habe die Telekom deutlich gemacht, dass sie den Aufbau des Netzes nur durchführen würde, wenn sie das Netz in den ersten Jahren allein betreiben dürfte. Dabei sollten die Pioniergewinne für den hohen Investitionsaufwand entschädigen. [lf]
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