Der scheidende Telekom-Vorstandschef René Obermann und sein designierter Nachfolger Timotheus Höttges wollen das Prinzip der Netzneutralität auch weiterhin bewahren. So versichert man, dass es durch die Möglichkeit für Onlineanbieter, das geplante Datenvolumen zu umgehen, nicht zu einer Bevorzugung großer Unternehmen kommen soll. Der Politik werfen beide vor, Wahlkampf auf dem Rücken der Telekom zu betreiben.
Nachdem die Deutsche Telekom Ende April angekündigt hatte, ab 2016 ein Datenvolumen für Internetanschlüsse einzuführen, will die Kritik an dem Unternehmen nicht abreißen. Noch deutlich größer wurde diese, als von Seiten des Bonner Telekommunikationsunternehmens angekündigt wurde, man wolle Onlineanbietern gegen Gebühr die Möglichkeit einräumen, ihre Daten ohne Anrechnung auf das Datenvolumen durchzuleiten. Im einem Interview in der Mittwochsausgabe der „Rheinischen Post“ verteidigten der scheidende Telekom-Chef René Obermann und sein designierter Nachfolger Timotheus Höttges diesen Kurs.
So ginge es laut Obermann ausdrücklich nicht um eine Bevorzugung großer Marktteilnehmer. Vielmehr habe man besonders großes Interesse an der Kooperation mit kleineren innovativen Unternehmen. Deshalb seien keine hohen Fixkosten geplant, sondern bestenfalls moderate Umsatzbeteiligungen, die zur Kofinanzierung der Infrastruktur beitragen können. Befürchtungen, wonach Großkonzerne wie Google Sonderkonditionen aushandeln könnten, um kleinere Wettbewerber auszubremsen, versuchte Obermann zu zerstreuen: „Unser Angebot wird gerade für kleine und mittlere Unternehmen immer günstig sein. Ohnehin stehen wir hinter dem Prinzip der Netzneutralität und der Innovationsförderung.“
Timotheus Höttges ergänzte, dass man großes Interesse an einem weiterhin florierenden Internet habe. Bei den vorgestellten Plänen ginge es darum, mit den Inhalteanbietern neue Geschäftsmodelle mit differenzierten Qualitätsstufen einzuführen und damit auch in Zukunft den Kundenwünschen gerecht zu werden.
In Bezug auf die Kunden habe man durchaus mit starker Kritik in Bezug auf die Ankünduígung der Datendrosselung gerechnet. „Dass die Netzgemeinde sensibel ist, das wissen wir“, so Obermann gegenüber der Zeitung. Nicht erwartet habe man allerdings die hefftige Kritik auch von Seiten einiger Politiker. „Sie fordern, dass wir in den Netzausbau viele Milliarden investieren. Sie ignorieren aber, dass diese Milliarden-Investitionen zurückverdient werden müssen“, zeigte der scheidende Telekom-Chef wenig Verständnis für die seiner Meinung nach populistischen Äußerungen bestimmter Abgeordneter. Höttges ergänzte, dass die Deutsche Telekom mehr in den Netzausbau investiere, als alle anderen Unternehmen. „Absurd, dass dies nicht gewürdigt, sondern statt dessen Wahlkampf auf unserem Rücken ausgetragen wird“, so der Vorwurf an die Politik. [ps]
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