Weil der Glasfaserausbau aufgrund der hohen Kosten nur langsam vorrangeht, will die Deutsche Telekom die Bundesnetzagentur dazu bewegen, das so genannte Vectoring der Kupferanschlüsse zu erlauben, um diese so wesentlich leistungsfähiger zu machen. Wettbewerber befürchten jedoch, dass das Unternehmen auf diese Weise versucht, die Netze wieder vollständig unter eigene Kontrolle zu bringen.
Am heutigen Donnerstag (24. Januar) findet bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eine Anhörung statt, nach der die Behörde darüber entscheiden will, ob sie der Deutschen Telekom das Vectoring, also das Aufrüsten der bestehenden Kupferkabelverbindungen für Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s, erlauben wird. Der Telekommunikationsanbieter will mit Hilfe der Vectoring-Technologie die Leistungsfähigkeit der bestehenden Hausanschlussleitungen deutlich erhöhen und damit einer Vielzahl von Haushalten ohne das Verlegen von Glasfaserleitungen zu schnellen Internetverbindungen verhelfen.
Gegenüber dem „Manager Magazin“ sprach sich der stellvertretende Telekom-Aufsichtsratschef Lothar Schröder am Mittwoch nochmals für das Vectoring aus. Er betonte, dass der Glasfaserausbau wegen der damit verbundenen hohen Kosten für die Telekom mit jährlich 200 000 neuen Hausanschlüssen deutlich zu langsam vorrangehe. Das Vectoring böte hier eine kostengünstigere Alternative, mit der das Bonner Unternehmen innerhalb von nur fünf Jahren in der Lage sei, rund zwei Drittel der deutschen Haushalte mit schnellen Internetverbindungen zu versorgen.
Bei der Vectoring-Technik werden die elektromagnetischen Störungen, die beim schnellen Übertragen von Daten durch die Kupferkabel entstehen, weitgehend unterbunden. Um dies zu gewährleisten, müssen laut Angaben der Deutschen Telekom lediglich die Verteilerkästen aufgerüstet werden. Der Betreiber müsse anschließend die volle Kontrolle über alle Leitungen am Kabelverzweiger haben. Konkurrenten fürchten hier einen versteckten Versuch zur Remonopolisierung der Netze – ein Vorwurf, dem Schröder gegenüber dem „Manager Magazin“ vehement wiederspricht.
So habe die Telekom ihren Wettbewerbern bereits angeboten, dass auch diese das Vectoring über die Telekom-Infrastrukturen nutzen können. „Die Telekom strebt hier ein offenes Modell an und ist auch gesprächsbereit für Kooperationen in Gebieten, in denen die Wettbewerber bereits selbst Netze ausgerollt haben“, so der Manager. [ps]
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