Nach dem erfolgreichen Abschluss des „Tatort“-Onlinespiels, bei dem Fans nach der ausgestrahlten TV-Episode im Internet weiterermitteln und den Mörder überführen konnten, plant die ARD bereits den nächsten interaktiven Schachzug: Ermittlungsakten auf dem Smartphone. Doch auch andere TV-Sender arbeiten bereits eifrig an neuen Cross-Media-Projekten.
Der Online-„Tatort“ war für die ARD ein voller Erfolg. Insgesamt beteiligten sich mehr als 110 000 Internetnutzer an dem Spiel – wesentlich mehr als die Verantwortlichen erwartet hatten. Der Server konnte dem Ansturm kaum standhalten und brach zeitweise sogar zusammen.
Der neueste Plan des öffentlich-rechtlichen Senders bezieht die Zuschauer nun noch weiter ein: „Bekommt ein Kommissar in der Sendung einen Bericht der Kriminaltechnik in die Hand gedrückt, so könnten wir dem Zuschauer den Bericht auf sein Smartphone schicken“, erklärte Guido Bülow, der zustände Online-Redakteur des SWR auf dem 21. Symposium der Deutschen TV-Plattform in Wiesbaden am Donnerstag. Sollte das interaktive Konzept für den „Tatort“ fortgesetzt werden, „arbeiten wir an solchen Ideen für die Zukunft“, so Bülow weiter. Das berichtete die Tageszeitung „Die Welt“ auf ihrem Onlineportal (Freitagsausgabe).
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Online-„Tatorts“ kündigte das Erste bereits an, dass es „sicherlich auch in Zukunft neue Projekte der ARD geben“ werde, „die Fernsehen und Web verbinden“. Doch die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ist keineswegs das einzige TV-Unternehmen, das sich derzeit mit derartigen Konzepten beschäftigt. Auf der Wiesbadener Tagung diskutierten viele Vertreter der Fernsehbranche über den Trend zum Second Screen. Immerhin hatte erst kürzlich eine Studie herausgefunden, das drei von vier Zuschauern parallel zum TV auch auf einen Computer oder das Smartphone zugreifen. Eine Entwicklung, die die Sender für sich nutzen wollen.
So plant beispielsweise der Privatsender ProSieben für den Herbst, wenn die zweite Staffel der erfolgreichen Castingshow „The Voice of Germany“ startet, auch neue Konzepte für Smartphones vorzustellen. „Der Second Screen wird dann eine noch größere Rolle spielen“, kündigte der zuständige Manager Stephen Strubel auf der Tagung an. „Fans wollen Teil ihrer Lieblingssendung sein“, so Strubel weiter. Diesem Wunsch wolle man sich anpassen. Bereits in der ersten Staffel konnten Fans sich über eine App die Neuigkeiten zur Sendung zukommen lassen und über die aktuelle Folge diskutieren. Was ProSieben für die nächste Runde vorbereitet, wollte Strubel aber noch nicht verraten.
Noch weiter ging da der BR mit seiner „Rundshow“, die zunächst vier Wochen getestet wird. Die Zuschauer können sich nicht nur aktiv am redaktionellen Inhalt beteiligen, sondern werden beispielsweise auch via Videokonferenz live in die Sendung geholt. Darüber hinaus ermöglicht ihnen eine App mit dem vielsagenden Namen „Die Macht“, einzelne Beiträge während der Sendung zu bewerten. Parallel begleitet das ZDF seine Krimireihe „Die letzte Spur“ derzeit mit einem Internet-Portal, auf dem sich Zuschauer beteiligen können.
Nicht nur die TV-Sender, sondern auch die Gerätehersteller haben den Trend zum zweiten Bildschirm erkannt. So arbeitet beispielsweise Samsung an der Möglichkeit, mobile Endgeräte direkt mit dem TV-Gerät zu verbinden. In Wiesbaden kündigte ein Unternehmenssprecher an, dass es noch in diesem Jahr erste Modelle möglich machen werden, das TV-Programm aufs Handy zu übertragen. Einzige Bedingung: beide Geräte müssen im gleichen Heimnetzwerk angemeldet sein. [fm]
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